Allopurinol für Leberdekompensation
Allopurinol Prevents Cirrhosis-Related Complications: A Quadruple Blind Placebo-Controlled Trial
Glal K.A.M. et al. Am J Med 2024;137:55
100 Patienten mit Leberdekompensation wurden randomisiert und erhielten entweder 300 mg Allopurinol oder Placebo einmal täglich für 6 Monate. Sechs Monate nach der Behandlung reduzierte Allopurinol das relative Risiko (RR) für Zirrhose-bedingte Komplikationen (Aszites, spontane bakterielle Peritonitis, Varizenblutungen, hepatorenales Syndrom oder hepatische Enzephalopathie) um 56 % (p˂0.001). Allopurinol verringerte das RR des manifesten Aszites um 67 %, der spontanen bakteriellen Peritonitis um 75 % und des hepatorenalen Syndroms um 80 %. Auch das Wiederauftreten von Komplikationen im Zusammenhang mit Leberzirrhose insgesamt wurde durch Allopurinol signifikant verringert.
Allopurinol könnte die Behandlung der Leberdekompensation ergänzen. Die Autoren erklären dies damit, dass Allopurinol die bakterielle Translokation und Entzündungen zu reduzieren vermag. Diese Wirkung unseres Standardpräparates für Gicht, Allopurinol, war bisher nicht bekannt und bedarf weiterer Studien.
Ultraschall zur Verlaufskontrolle bei Neudiagnose Riesenzellarteriitis
Follow-up Ultrasound Examination in Patients with Newly Diagnosed Giant Cell Arteritis
Schäfer V.S. et al. Rheumatology 2024:online ahead of print
Die Ultraschalluntersuchung ist ein Standardinstrument zur Diagnose der Riesenzellarteriitis (GCA). Ziel dieser Studie war es, die Veränderungen der Intima-Media-Dicke (IMT), die Gesamtzahl der betroffenen Arterien und den vorläufigen OMERACT-GCA-Ultraschall-Score (OGUS) in einem 12-monatigen Nachbeobachtungszeitraum zu bewerten. Patienten mit neu diagnostizierter GCA wurden prospektiv in die Studie aufgenommen. Ultraschalluntersuchungen der Gesichts-, Schläfen-, Karotis-, Vertebral- und Axillararterien wurden zu Studienbeginn sowie nach 3, 6, 9 und 12 Monaten durchgeführt. Die Veränderungen der IMT, die Gesamtzahl der betroffenen Arterien und die OGUS-Werte wurden ausgewertet. Bei einer Untergruppe von Patienten (18 Patienten) wurden die Untersuchungen in den ersten 100 Tagen wöchentlich durchgeführt. Insgesamt 50 Patienten wurden in die Studie aufgenommen, 36 (72%) schlossen die Nachuntersuchung nach 12 Monaten ab.
Es wurde ein signifikanter Rückgang der IMT, der Gesamtzahl der betroffenen Arterien und der OGUS-Werte beobachtet. Die mittlere IMT der Arteria axillaris normalisierte sich nach 7 Tagen, die IMT der Arteria temporalis communis nach 50 Tagen. Die durchschnittlichen OGUS-Werte lagen nach 6 Monaten unter 1. Es gab keine Unterschiede in den IMT-Veränderungen zwischen GCA-Patienten mit oder ohne PMR oder zwischen Patienten mit oder ohne zusätzliche Tocilizumab-Behandlung. Bei vier Patienten trat ein Rezidiv auf. Beim Rezidiv waren die mittlere IMT und der OGUS höher als bei der vorangegangenen Untersuchung. Es wurden keine prädiktiven Werte ermittelt, die auf einen Rückfall hinweisen.
Kommentar
Die meisten Patienten in der Studie wurden nach dem GIACTA-Schema behandelt, das die Steroidtherapie-Therapie nach 26 Wochen beendet; demzufolge war die durchschnittliche Steroidmedikation nach 6 Monaten niedrig und die Mehrheit der Patienten erhielt nach der 6-monatigen Nachbeobachtungszeit keine Steroid-Therapie mehr. Die mittleren IMT-Werte aller untersuchten Arterien lagen bei der 6-monatigen Nachbeobachtung unter den jeweiligen Cut-off-Werten und blieben während des restlichen Nachbeobachtungszeitraums stabil.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass IMT- und OGUS-Messungen nicht nur bei Erstdiagnose, sondern auch bei Rezidiv und Therapiewechsel sensitiv sind. Viele Patienten mit GCA haben aufgrund eines befürchteten Rückfalls eine geringe Steroid-Dosis über einen sehr langen Zeitraum; in dieser Studie zeigen die Resultate, dass nach Beendigung der GC-Therapie keine höhere Rate an Rückfällen oder Erhöhungen von IMT und OGUS beobachtet wurden.
JAK-Inhibitoren in der Praxis: Rolle von Alter und kardiovaskulären Faktoren
Impact of age and cardiovascular risk factors on the incidence of adverse events in patients with rheumatoid arthritis treated with Janus Kinase inhibitors: data from a real-life multicentric cohort
Gentileschi S. et al. Clin Exp Med 2024;24:62
Retrospektive Analyse von drei Italienischen Kohorten, insgesamt 182 Patienten mit 193 Behandlungszyklen (Tofacitinib in 18%, Baricitinib in 44%, Upadacitinib in 25% und Filgotinib in 12%). Ziel der Studie war die Identifikation von potenziellen Risikofaktoren für das Auftreten von Nebenwirkungen bei Patienten mit rheumatoider Arthritis.
77% der Patienten wiesen zumindest einen Risikofaktor auf (Alter > 65, Adipositas, Rauchen, Hypertonie, Dyslipidämie, Hyperurikämie, Diabetes, vorausgegangene venöse Thromboembolie oder Malignom sowie schwere Störung der Mobilität.
70 Nebenwirkungen traten auf, davon 15 ernsthafte. Signifikant mit dem Auftreten von Nebenwirkungen war eine hohe Krankheitsaktivität assoziiert. Hingegen fand sich kein Zusammenhang zwischen Risikofaktoren und Auftreten von Nebenwirkungen in Bezug auf JAK-Molekül, Alter oder auch das Vorhandensein von anderen Risikofaktoren.
Fazit
Die Therapie mit JAK-Inhibitoren warf nach der grossen ORAL-Studie (Tofacitinib) die Frage auf, ob ernsthafte Nebenwirkungen insbesondere kardiovaskulärer und venöser thromboembolischer Art gehäuft sind. In der Folge wurden mehrere Publikationen bekannt, welche ein solches vermehrtes Risiko nicht generell bestätigen konnten. Zur definitiven Sicherung bzw. Klarstellung des Zusammenhangs zwischen JAKi und Nebenwirkungen braucht es grosse Datenmengen. In dieser Hinsicht sind Studien wie die vorliegende wichtig.
Obwohl die untersuchte Kohorte relativ klein und die Anzahl der kardiovaskulären Nebenwirkungen ebenfalls niedrig ist, ergab sich in dieser Studie kein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen, auch nicht bei vorhandenen Risikofaktoren. Einzige Ausnahme war eine hohe Krankheitsaktivität, welche signifikant mit dem Auftreten von Nebenwirkungen assoziiert war.
Dieser letzte Punkt muss sicher vermehrt berücksichtigt werden in der Beurteilung des Auftretens von Nebenwirkungen.
Hyperurikämie und deren Behandlung: Auswirkung auf kardiovaskuläre Erkrankungen
Impact of Hyperuricemia and Urate-Lowering Agents on Cardiovascular Diseases
Sosa F. et al. Clin Med Insights: Cardiology 2024;18:1
Bekannte Fakten: Hyperurikämie ist assoziiert mit kardiovaskulären Erkrankungen. Harnsäuresenker, insbesondere Xanthinoxidase-Hemmer wie Allopurinol, vermögen den Blutdruck bei Personen mit Hyperurikämie und Hypertonie zu senken (Effekt auf systolischen und diastolischen Blutdruck). Ebenso konnte unter Therapie ein günstiger Effekt auf kardiovaskuläre Ereignisse bei vorbestehender Erkrankung gezeigt werden. Bezüglich Sicherheitsdaten erwies sich Febuxostat als ebenbürtig zu Allopurinol.
Fazit
Insgesamt zeigt die heutige Datenlage gemäss dieser Review, dass eine Behandlung der Hyperurikämie wichtig ist und die Harnsäuresenkung kardiovaskuläre Ereignisse zu reduzieren vermag, welche mit Hyperurikämie einhergehen.