Gelenkinfekte in Island

Native joint infections in Iceland 2003-2017: an increase in postarthroscopic infections

Gunnlaugsdóttir S.L. et al. Ann Rheum Dis 2022;81:132

Die Autoren untersuchten die Inzidenz von nativen Gelenkinfektionen (NJI) in Island von 2003 bis 2017 (288‘471 bis 348‘450 Einwohner): insgesamt fanden sie 299 NJI (40 Kinder und 259 Erwachsene) mit einer stabilen Inzidenz von 6.3 Fällen/100000/Jahr. Unerklärterweise waren zwei Drittel Männer (67%) und lediglich ein Drittel Frauen (33%). Am häufigsten betroffen war das Kniegelenk, mit Staphylococcus aureus als häufigstem Erreger, gefolgt von verschiedenen Streptokokkenarten bei Erwachsenen und Kingella kingae bei Kindern. Die Inzidenz blieb über fast 20 Jahre (1999–2017) stabil. Iatrogen war die NJI bei 34% aller Erwachsenen (88/259) und sogar bei 45% der 18- bis 65-Jährigen. Die steigende Arthroskopierate (22‘033 Arthroskopien in diesem Zeitraum) äusserte sich, bei gleichbleibendem Risiko, in einer erhöhten Inzidenz von Infektionen nach arthroskopischen Eingriffen: Postarthroskopische NJI traten insgesamt bei 0.17%, bei der Kniearthroskopie sogar bei 0.24% auf. Patienten mit postarthroskopischer Infektion benötigten häufiger eine nachfolgende Endoprothetik (p=0.008). Bei RA und PsA-Patienten war die Inzidienz in der ersten vs. zweiten Hälfte der Beobachtungszeit rückläufig, was allenfalls auf die bessere Kontrolle der Krankheitsaktivität zurückzuführen ist. 4.6% der Infekte rezidivierten.

Diese Zahlen bestätigen frühere Studien, zeigen aber leider auf, dass bezüglich Gelenkinfektionen in den letzten zwanzig Jahren keine Fortschritte gemacht wurden.
Der Anteil der iatrogenen Gelenkinfektionen blieb hoch, und zunehmende Arthroskopien erhöhten die absolute Zahl der postarthroskopischen Infektionen, deren Komplikationen nicht zu unterschätzen sind. Diese Zahlen sollten im Hinterkopf sein, wenn eine Gelenkpunktion oder Arthroskopie erwogen werden.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Senkt eine Vitamin D Supplementation bei älteren Personen die Mortalität?

The D-Health Trial: a randomised controlled trial of the effect of vitamin D on mortality

Neale R.E. et al. Lancet Diabetes Endocrinol 2022;10(2):120

In dieser placebokontrollierten Doppelblindstudie aus Australien wurde der Einfluss einer Vitamin D Supplementation auf die Mortalität über einen Beobachtungszeitraum von 5 Jahren untersucht. 21’315 über 60-jährige Personen erhielten entweder 60’000 IU Vitamin D pro Monat (10662 Personen) oder Placebo (10653 Personen). Bei 4441 Personen wurde im Verlauf der 25-OH Vitamin D Spiegel bestimmt, jedoch nicht vor Therapiebeginn. Im Verlauf war der mittlere 25-OH Vitamin D Spiegel in der Placebogruppe 77 nmol/l und 115 nmol/l in der Verumgruppe. Nach einer medianen Beobachtungszeit von 5.7 Jahren kam es zu 538 Todesfällen in der Placebogruppe und 562 in der Vitamin D Gruppe. Weder im primären Studienendpunkt der Gesamtmortalität noch in den Endpunkten kardiovaskuläre Mortalität, Krebsmortalität oder andere Todesursachen zeigte sich ein signifikanter Unterschied zwischen der Verum- und Placebogruppe.

Kommentar:
Nach der VITAL (Manson et al., NEJM 2019;380) und ViDA Studie (Scragg et al., J Steroid Biochem Mol Biol 2020:198) ist dies die 3. grosse prospektive Studie, die keinen Effekt einer Vitamin D Supplementation bei einer älteren «Normalpopulation» zeigte. Bei diesen Studien hatte die Studienpopulation einen durchschnittlich guten 25-OH Spiegel von 77, resp. 64 nmol/l. In der VITAL und der ViDA Studie wurde der 25-OH Spiegel auch vor Therapiebeginn gemessen. Nur 12.7% der eingeschlossenen Personen in der VITAL und 25% in der ViDA Studie hatten einen 25-OH Vitamin D, Spiegel der tiefer als 50 nmol/l war. Die Analyse dieser Subgruppe mit einem tieferen 25-OH Vitamin D Spiegel in der VITAL Studie zeigte auch keinen Benefit einer Vitamin D Supplementation.

Derzeit gibt es keine Evidenz, dass die Vitamin D Gabe bei einer älteren Normalpopulation einen positiven Effekt auf die Mortalität hat. Da es aus retrospektiven und epidemiologischen Studien gewisse Hinweise dafür gibt, dass eine Vitamin D Supplementation bei Personen mit Vitamin D Mangel einen positiven Effekt auf die Mortalität, auf kardiovaskuläre Ereignisse und die Krebshäufigkeit haben könnte, wäre ein grosse prospektive Studie mit dieser Fragestellung wünschenswert.

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Neue Biomarker bei Morbus Behçet

A unique circulating miRNA profile highlights thrombo-inflammation in Behçet’s syndrome

Emmi G. et al. Ann Rheum Dis 2022;81:386

Die Kolleginnen und Kollegen aus Florenz haben sich auf die Suche nach Biomarkern bei Morbus Behçet begeben.

Hier wurden zirkulierende Mikro RNAs gemessen bei Patienten mit einem defintiven M. Behçet im Vergleich zu einer gesunden Kontrollpopulation. Nach Validation mittels PCR Verfahren an einer grösseren Gruppe von Behçet-Patienten versus einer Kontrollpopulation wurden zwei weitere Patientengruppen mit einmal SLE und zum anderen GCA untersucht.

Das Micro-Array Screening ergab 29 deregulierte humane zirkulierende mikro-RNAs. In weiteren Analysen und Zuordnungen konnten Cluster der RNA- Veränderungen klar zugeordnet werden zu Patienten mit einem Morbus Behçet oder auch den Kontroll- und anderen Krankheitsgruppen. Darüber hinaus erlaubte die spezifische RNA-Technik kombiniert mit ROC Analysen auch die Differenzierung einer aktiven versus einer inaktiven Behçet Erkrankung.

Die am meisten alterierten «Pathways» waren hierbei den thrombo-inflammatorischen Mechanismen zuzuordnen.

Kommentar
Die Diagnose des M. Behçet beruht weiterhin auf Anamnese und Klinik. Laborchemische Analysen können hilfreich sein, ergeben jedoch bei bekanntermassen negativen Antikörperprofilen keinen wegweisenden Befund ausser einer möglichen serologischen Inflammation und einer eventuellen HLA B51 Zuordnung.

Bei den meist jungen Männern mit hoher serologischer Aktivität ist die Sorge um eine vaskuläre Manifestation gross – kann jedoch nicht immer suffizient detektiert und/oder vorhergesagt werden. Die Schnittbildgebung zum Ausschluss/Verifizierung eines gefürchteten Aneurysmas der Pulmonalarterien(äste) kann die vorgelegte Analyse sicher nicht ersetzen. Eine Innovation in weitere Diagnostik und Hilfestellung für zukünftige diagnostische Eingrenzungen und therapeutische Konsequenzen kann sie sehr wohl geben – hoffen wir auf eine klinisch anwendbare Weiterentwicklung.

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Prof. Dr. Sabine Adler
Aarau

Kräftigungsübungen für das Knie

Quality of knee strengthening exercises performed at home deteriorates after one week

Mitchell U. H. et al. BMC Musculoskeletal Disorders 2022:online ahead of print

Die Qualität von vier Knieübungen wurde nach ausführlicher Instruktion und eine Woche später untersucht.
Die vier Übungen wurden ausführlich erklärt während der Trainingsphase und, wenn nötig, entsprechend korrigiert. Nach einer Woche zeigte sich, dass sich die Übungen bezüglich Qualität nach einer Woche signifikant verschlechterten.

Fazit:
Trotz ausführlicher Instruktion und mit schriftlicher Erklärung der Übungen nahm die Qualität der Knieübungen nach einer Woche deutlich ab. Zusätzliche Methoden werden offensichtlich benötigt, um eine kontinuierliche Qualität der Übungen zu erreichen.

Während in dieser Studie die Qualität der Übungen untersucht wurde, ist bekannt, dass über 50% der Patienten ein Übungsprogramm nur teilweise befolgen. Diese Mängel können die Rehabilitationszeit unnötigerweise verlängern, das Risiko von Verschlechterungen erhöhen und zu vermehrten und länger anhaltenden Schmerzen führen.

Eine einmalige Instruktion reicht offensichtlich nicht, es braucht wohl wiederholte Kontrollen und Anreize, die Übungen über eine längere Zeit regelmässig und in guter Qualität auszuführen.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich