Lohnende Prophylaxe mit TMP/SMX bei ANCA-Vaskulitis

Risk factors for serious infections in ANCA-associated vasculitis

Odler B. et al. Ann Rheum Dis 2023;82:681

Im Rahmen der RAVE-Studie wurden 197 Patienten mit ANCA-assoziierter Vaskulitis (AAV) analysiert, die entweder Rituximab (RTX) oder Cyclophosphamid (CYC), gefolgt von Azathioprin (AZA), erhielten. 18 von 22 (82%) schwere Infektionen traten innerhalb von 6 Monaten nach Studieneintritt auf, am häufigsten Atemwegsinfektionen (15/22, 68%). Patienten mit schweren Infektionen hatten initial eine niedrigere absolute Anzahl von CD19+-Zellen als Patienten ohne Infektion, jedoch vergleichbare CD5+B- und CD3+T-Zellen. Die Verwendung von Trimethoprim-Sulfamethoxazol (TMP/SMX) war mit einem geringeren Risiko für schwere Infektionen in beiden Gruppen (RTX oder CYC/AZA) verbunden.

Die Prophylaxe mit niedrig dosiertem TMP/SMX ist mit einem reduzierten Risiko für schwere Infektionen bei Patienten mit AAV verbunden, die entweder mit RTX oder CYC/AZA behandelt werden. Verminderte CD19+-Zellen zu Beginn der Behandlung könnten einen Hinweis für eine verminderte Immunkompetenz darstellen.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

NSAR erhöhen das Risiko für eine Herzinsuffizienz bei Patienten mit Typ 2 Diabetes mellitus

Heart Failure Following Anti-Inflammatory Medications in Patients with Type 2 Diabetes Mellitus

Holt A. et al. J Am Coll Cardiol 2023;8:1459

Es ist gut bekannt, dass NSAR bei längerem Gebrauch das kardiovaskuläre Risiko inkl. Herzinsuffizienz erhöhen. In dieser grossen Case-Crossover Studie aus einer dänischen Datenbank wurde untersucht, ob eine kurzdauernde Gabe von NSAR das Risiko einer hospitalisationsbedürftigen Herzinsuffizienz erhöhen.

Es wurden zwischen 1998 und 2021 Patienten mit der neuen Diagnose eines Diabetes mellitus Typ 2 mit bisher nicht manifester Herzinsuffizienz untersucht. Ausgeschlossen wurden Patienten, welche bereits eine Herzinsuffizienz bei Diagnosestellung aufwiesen, eine rheumatische Erkrankung als Komorbidität hatten, oder in den letzten 120 Tagen vor Diagnosestellung bereits NSAR eingenommen hatten.

Es wurden 331’189 mit den genannten Einschlusskriterien gefunden und analysiert. Davon wurden im Untersuchungszeitraum 23’308 mit einer Herzinsuffizienz hospitalisiert.

Es zeigte sich dabei ein erhöhtes Risiko (OR 1.43 95% CI: 1.27-1.63) bei diesen Patienten mit kurzeitigem Gebrauch eines NSAR (NSAR Einnahme < 28 Tage vor Hospitalisation). Das Risiko war am grössten bei älteren Patienten (>80-jährig), Patienten mit einem hohen HbA1c, Patienten welche 0-1 antidiabetisches Medikament einnahmen, oder bei Patienten, die bisher noch keine NSAR eingenommen hatten.

Kommentar
Neben dem gut bekannten, erhöhten kardiovaskulären Risiko bei regelmässiger Einnahme von NSAR zeigt diese Studie aus Dänemark, dass auch eine nur kurzeitige Einnahme von NSAR bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ II das Risiko einer hospitalisationsbedürftigen Herzinsuffizienz erhöht.

Im Klinikalltag ist doch eine gewisse Vorsicht bei der auch nur kurzzeitigen Verabreichung von NSAR bei Risikopersonen geboten.

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Sjögren-Syndrom: Diagnostische Wertigkeit der Speicheldrüsen-Sonographie

Diagnostic Value of Ultrasound Evaluation of Major Salivary Glands for Sjögren's Syndrome Based on the Novel OMERACT Scoring System

Tang G. et al. Eur J Radiol 2023:online ahead of print

In einer retrospektiven Querschnittstudie eines Einzelzentrums wurde das OMERACT Scoring System verwendet, um die diagnostische Wertigkeit der Speicheldrüsen (G. parotis und submandibularis) -Sonographie (SGUS) bei Sjögren-Syndrom (SS) zu evaluieren. Eine SGUS wurde bei 242 Patienten (145 Patienten mit SS und 97 Patienten ohne SS) unter Verwendung des OMERACT-Scoring-Systems (Grad 0-3) durchgeführt. Dabei wurde auch der Zusammenhang zwischen den SGUS-Scores und der unstimulierten Gesamtspeichelflussrate (UWSF), der stimulierten Gesamtspeichelflussrate (SWSF) und den Ergebnissen der labialen Speicheldrüsenbiopsie (LSGB) untersucht. Die SGUS-Werte waren in der SS-Gruppe signifikant höher als in der Nicht-SS-Gruppe (p < 0,001). Die Verwendung eines Cutoff-Wertes von 8 für den Gesamtscore ergab die höchste Sensitivität (76 %), Spezifität (90 %). Die Korrelation zwischen SGUS-Scores und Speicheldrüsenfunktion war mäßig bis gut. Ein Cutoff-Wert von 10 für den Gesamtscore war effektiver bei der Vorhersage von SWSF-Ergebnissen als von UWSF-Ergebnissen (Sensitivität: 73 % > 58 %, Spezifität: 98 % > 87 %). Die Assoziation der OMERACT-Scores mit den LSGB-Ergebnissen war mittelmäßig bis gering.

Kommentar
Das OMERACT-Scoring-System hatte eine gute Sensitivität und eine ausgezeichnete Spezifität, was ein gutes diagnostisches Potenzial für SS und eine Hilfe bei der Bewertung der Speicheldrüsenfunktion belegt. Negative SGUS-Ergebnisse können dazu beitragen, unnötige Biopsien bei anti-SSA-negativen Patienten zu vermeiden. Die Übereinstimmung zwischen den Untersuchern war hervorragend. In dieser Studie korrelierten die OMERACT-Scores nur mäßig mit den LSGB-Ergebnissen als auch mit dem Fokus-Score (ähnlich wie in früheren Berichten). Die Studie hat mehrere Einschränkungen, insbesondere da es sich um eine retrospektive Einzentrum–Studie handelt; da alle Patienten die ACR-EULAR-Diagnosekriterien erfüllen mussten, kann dies zu Verzerrung in der Stichprobe führen.

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Dr. Christian Marx
Zürich

Tocilizumab bei Riesenzellarteriitis

Outcomes during and after long-term tocilizumab treatment in patients with giant cell arteritis

Matza MA et al. RMD Open 2023:online ahead of print

Retrospektive Analyse des Verlaufes bei 65 Riesenzellarteriitis (RZA) Patienten über eine Beobachtungsdauer von 3,1 Jahren, behandelt mit Tocilizumab (TCZ).

Die Rückfallrate nach 18 Monaten unter TCZ betrug 15,5%. Ein erster Behandlungszyklus mit TCZ wurde von 45 Patienten wegen Erreichen einer Remission bzw. von 6 Patienten wegen Nebenwirkungen nicht mehr fortgesetzt. Nach Absetzen betrug die Rückfallrate bei diesen Patienten nach 18 Monaten 47,3%. Prednison konnte bei 77% der Patienten abgesetzt werden. Bei 11 Patienten traten 13 schwerere Nebenwirkungen auf, darunter sechs bakterielle Infekte.

Fazit
Die Langzeitbehandlung mit TCZ war begleitet von einer Remissionserhaltung bei den meisten Patienten mit RZA. Wurde TCZ abgesetzt, kam es zu einer hohen Rückfallrate innert 18 Monaten, deutlich häufiger als unter fortgesetzter Behandlung mit TCZ. Diese Studie stützt andere Daten, indem TCZ als remissionserhaltende Therapie wirksam erscheint; ebenso klar ist, dass die Behandlung mit TCZ bei RZA nur nach Abwägen des Risikos eines Rückfalles abgesetzt werden sollte.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich