Inspiratorisches Muskeltraining bei pulmonaler Hypertonie

Effects of Inspiratory Muscle Training in Patients with Pulmonary Hypertension.

Kahraman BO et al. Am J Cardiol 2023;203:406

In dieser kleinen Studie wurden die Auswirkungen des inspiratorischen Muskeltrainings (IMT) bei Patienten mit pulmonaler Hypertonie (PH) untersucht. Insgesamt wurden 24 Patienten mit PH in die randomisierte, kontrollierte, Evaluator-verblindete Studie aufgenommen. Das IMT wurde bei 40 % bis 60 % des maximalen Inspirationsdrucks für 30 Minuten pro Tag, 7 Tage pro Woche (1 Tag unter Aufsicht) über 8 Wochen durchgeführt. Bewertet wurden die Atemmuskelkraft, Dyspnoe, Zwerchfelldicke (DT), Lungenfunktionen, ambulanter 24-Stunden-Blutdruck (BP), arterielle Steifigkeit, körperliche Belastbarkeit, funktionelle Belastbarkeit der oberen Extremitäten, Niveau der körperlichen Aktivität, Müdigkeit, Angst- und Depressionsniveau, Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL) und die Lebensqualität. Insgesamt 24 Patienten (Behandlung = 12, Kontrolle = 12) schlossen die Nachuntersuchung nach 8 Wochen ab. Es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen den Patientengruppen in Bezug auf demografische und klinische Merkmale (p >0,05).

In der Interventionsgruppe veränderte sich im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant der brachiale und zentrale Blutdruck, Dyspnoe, Atemmuskelkraft, DT, Lungenkapazität, Kniestreckmuskelkraft, funktionelle Belastbarkeit, ADL, Müdigkeit, Ängstlichkeit und die Lebensqualität zugunsten der IMT-Gruppe (p <0,05). IMT ist eine wirksame Methode in der kardiopulmonalen Rehabilitation für Patienten mit PH.

Kommentar
Bei PH ist ein Hauptsymptom die fortschreitende Dyspnoe insbesondere bei Belastung. Müdigkeit und Dyspnoe und damit auch Ängstlichkeit konnten mit IMT signifikant vermindert werden. Die Studie ist interessanterweise die erste, welche die Zwerchfellfunktion mittels des Ultraschalles mit untersuchte. Es wurde bereits in früheren Studien gezeigt, dass Diaphragmadicke mit der inspiratorischen Muskelkraft zusammenhängt, in der aktuellen Studie war diese in der Interventionsgruppe signifikant verbessert. Die Studie hat einige Einschränkungen, insbesondere wurde kein Langzeit-Follow-up durchgeführt und nur eine kleine Stichprobengrösse untersucht. Es kann deshalb keine Subtypen – Analyse (es wurden zBsp. nur 2 Patienten mit Kollagenose bedingter PH eingeschlossen) durchgeführt werden.

Zur Studie
Dr. Christian Marx
Zürich

Postpartale «entzündliche» ISG-Veränderungen sind häufig!

Evolution of Magnetic Resonance Imaging Lesions at the Sacroiliac Joints During and After Pregnancy by Serial Magnetic Resonance Imaging From Gestational Week Twenty to Twelve Months Postpartum

Kiil R et al., Arthritis Rheumatol 2023;75:1166

Nachdem wir in Rheuma Schweiz bereits am 6.7.2020 (Ann Rheuma Dis 2020;79:929ff) ein Studie zu postpartalen ISG Veränderungen vorgestellt hatten, zeigt diese Studie aus Dänemark mit dem Co-Autor Dr. Ulrich Weber, einem Schweizer Rheumatologiekollegen, erneut eindrücklich, dass magnetresonanztomografisch sichtbare ödematöse ISG-Veränderungen, welche die Diagnosekriterien gemäss ASSAS und SPARCC für eine ISG- Arthritis erfüllen, postpartal sehr häufig sind, auch noch nach 12 Monaten. Es wurden 103 Frauen mit erstmaliger Schwangerschaft untersucht. MRI Untersuchungen erfolgten 3, 6 und 12 Monate postpartal. Bei 50 Frauen erfolgte zudem bereits während der Schwangerschaft in Woche 20 und 32 ein MRI.

Dabei zeigten 3 Monate postpartal 69 % gemäss SPARCC MRI Protokoll (Spondyloarthritis Research Consortium of Canada) und 80% ermittelt mit einer 2-Ebenen MRI Analyse Knochenödeme im ISG. Nach 12 Monaten waren es immer noch 54%, resp. 58 % dieser Veränderungen. Nach 12 Monaten erfüllten die aktuellen ASAS MRI Kriterien für eine ISG-Arthritis.

Erosive Veränderungen waren im Verlauf und nach 12 Monaten jedoch selten (SPARCC Erosions-Score >3 von 2.8%).

Bei den Frauen, die in der Schwangerschaft nach 20 und 32 Wochen ein MRI erhielten, wiesen 62 % in der 20. und 72 % in der 32. Schwangerschaftswoche Knochenödeme im Bereich der ISG auf.

Rückenschmerzen gaben 50 % der Frauen während der Schwangerschaft an und postpartal zwischen 38-47 %.  Die Schmerzcharakteristik war mehrheitlich mechanisch. Bei keiner der Frauen wurde nach 2 Jahren eine Spondylarthritis diagnostiziert. Bei 2 Frauen bestand der Verdacht nach 12 Monaten. Dieser bestätigte sich jedoch im Verlauf nicht.

Kommentar
Eine weitere Studie, die zeigt, dass «entzündliche» ISG Veränderungen bei Frauen postpartal sehr häufig sind und auch lange nach der Geburt noch bestehen. Die Ergebnisse zeigen auch auf, dass eine Differenzierung zwischen «mechanischem» Knochenödem im ISG-Bereich und echten entzündlichen Veränderungen magnetresonanztomografisch nicht möglich ist. Diese Feststellung gilt auch bei Personen mit degenerativen Veränderungen im ISG Bereich und der Wirbelsäule. Magnetresonanztomografische Befunde sollten immer im Kontext mit der Klinik interpretiert werden. Ansonsten besteht die Gefahr einer Überdiagnostik von entzündlichen WS-Erkrankungen.

Zur Studie
Dr. Thomas Langenegger
Baar

GLP-1RA (oder Gewichtsverlust) günstig für Arthrose

Glucagon-like peptide-1 receptor agonists as a disease-modifying therapy for knee osteoarthritis mediated by weight loss: findings from the Shanghai Osteoarthritis Cohort

Zhu H. et al. Ann Rheum Dis 2023:ard-2023-223845

Im Rahmen der Shanghai Osteoarthritis Cohort-Studie, einer prospektiven, multizentrischen Beobachtungsstudie mit >40’000 Erwachsenen mit klinisch diagnostizierter Arthrose im Alter von >45 Jahren, wurden Kniearthrose-Teilnehmer mit komorbidem Diabetes Typ 2 hinsichtlich Inzidenz von Knieoperationen retrospektiv untersucht. Im Intergruppenvergleich (Nicht-GLP-1RA [n=233] vs. GLP-1RA [n=1574]) wurde nach durchschnittlich 4.5 Jahren in der Glucagon-like peptide-1 Rezeptor Agonist (GLP-1RA) Gruppe ein stärkerer Gewichtsverlust (adjustierter mittlerer Unterschied gegenüber dem Ausgangswert -7.3 kg (p<0.001) und eine geringere Inzidenz von Knieoperationen (5.9% vs. 1.7%, p=0.014) beobachtet. Statistisch signifikante Unterschiede wurden für die WOMAC-Gesamt- und Schmerz-Subskalenwerte dokumentiert (-1.46, p=0.038; -3.37, p=0.007). Der Knorpelverlust des medialen femorotibialen Gelenks war in der GLP-1RA-Gruppe signifikant niedriger (-0.02 mm, p=0.004). Die Schmerzmitteleinnahme (sowohl NSAR, Paracetamol wie auch topische NSAR) und die Anzahl intraartikulärer Glukokortikoidinjektionen differierten signifikant.

Da die GLP-1RA-Gruppe eine signifikante Gewichtsreduktion zeigte, lässt sich nicht beurteilen, ob die antientzündlichen und antidegradativen Effekte der GLP-1RA oder die Gewichtsreduktion Grund für das bessere Abschneiden hinsichtlich Arthrose waren. Die optimale Diabeteseinstellung inklusive Gewichtskontrolle sind jedenfalls für die Entwicklung von Arthrosen günstig.

Zur Studie
KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Ixekizumab bei axialem Befall der Psoriasis-Arthritis

The effect of ixekizumab on axial manifestations in patients with psoriatic arthritis from two phase III clinical trials: SPIRIT-P1 and SPIRIT-P2

Deodhar A et al. Ther Adv Musculoskelet Dis 2023:online ahead of print

Post hoc-Analyse zweier gepoolter Phase III Studien (N=313 Patienten). Die Patienten erhielten entweder Placebo oder Ixekizumab alle 4 Wochen. Die axialen Manifestationen wurden definiert als BASDAI- (Bath Ankylosing Spondylitis Disease Activity Index) Score Frage II (Rückenschmerzen) >=4 und die Faktoren Intensität und Dauer der Morgensteifigkeit axial im BASDAI >=4 zu Beginn der Studie.

Die Besserung der Rückenschmerzen wie auch der Morgensteifigkeit axial war nach 16 bzw. 24 Wochen in der Ixekizumab-Gruppe signifikant besser, dies betraf auch den BASDAI bezüglich individueller und totaler Scores sowie den ASDAS (Ankylosing Spondylitis Disease Activity Score). Signifikant mehr Patienten erreichten nach 16 und 24 Wochen einen BASDAI50. Die Verbesserungen hielten auch nach 52 Wochen noch an.

Fazit
Ixekizumab erweist sich als wirksam zur Verbesserung der axialen Symptome bei Patienten mit aktiver Psoriasis-Arthritis. Diese Kenntnis erweitert die Optionen der Behandlung solcher Patienten.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich