Staub und Gicht

Occupational exposure to inorganic dust and risk of gout: a population-based study

Sigurdardottir V. et al, RMD open 2020:online

Die Exposition gegenüber anorganischem Staub ist in mehreren Studien mit einer Reihe von rheumatischen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis und systemischer Sklerose in Verbindung gebracht worden, aber es ist bisher nicht untersucht worden, ob die Exposition mit einem erhöhten Gichtrisiko verbunden ist. Anorganischer Staub kann das NLRP3-Inflammasom aktivieren, eine Schlüsselkomponente bei der Entzündungsreaktion auf Uratkristalle. Die Daten von 5042 Gichtpatienten und 20 682 Kontrollen wurden untersucht.

Resultate: Die Exposition gegenüber anorganischem Staub war mit Gicht verbunden, was bei Frauen, jedoch nicht bei Männern gezeigt werden konnte. Die Autoren konnten zum ersten Mal einen Zusammenhang zwischen beruflicher Exposition gegenüber anorganischem Staub und Gicht nachweisen. Die Ergebnisse deuten auf eine bisher unbekannte mögliche Ätiologie der Gicht hin, zusätzlich zu den bekannten Risikofaktoren wie Genetik, Ernährung und uraterhöhende Komorbiditäten.

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KD Dr. Giorgio Tamborrini-Schütz
Basel

Therapie der PsA

Fourteen small molecule and biological agents for psoriatic arthritis

Qiu M et al, Medicine 2020:online

Studie über den Vergleich bezüglich Wirksamkeit und Sicherheit von verschiedenen Substanzen (small molecules und biologicals) für die Therapie der Psoriasisarthritis (PsA).
30 Studien mit 10’191 Patienten wurden analysiert. Insgesamt wurden 14 Substanzen inklusive Placebo berücksichtigt.

Die allermeisten Substanzen waren Placebo überlegen. Ebenso zeigten die meisten Substanzen ein ähnliches Sicherheitsprofil wie Placebo. Etanercept und Infliximab zeigten die beste Wirksamkeit gemessen am ACR20 und PASI75, während ABT-122 (ein dualer Wirkstoff gegen TNF und IL-17, in der Schweiz nicht erhältlich) die beste Sicherheit aufwies. In Berücksichtigung von Wirksamkeit (ACR20, PASI75) und Sicherheit schnitten Golimumab, Etanercept und Infliximab am besten ab.

Fazit:
Unter den verschiedenen Therapieoptionen für die PsA gibt es bekannterweise Unterschiede. Die vorliegende Studie ist insofern interessant, als dass sie solche Unterschiede soweit wie möglich analysiert und Vor- und Nachteile indentifiziert. Die besten Methoden, zwei oder mehrere Substanzen zu vergleichen, bleibt aber immer noch der direkte randomisierte Vergleich zwischen vergleichbaren Kollektiven. Obwohl die Resultate dieser Studie interessant sind, darf dies nicht darüber hinweg täuschen, dass in der Praxis das Ansprechen auf eine bestimmte Substanz nicht zuletzt individuell und kaum voraussehbar ist. Auch nicht untersucht ist mit dieser Studie die Frage, welche Substanz nach dem Versagen der ersten Therapie am besten abschneidet.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich

Verhindert Zoledronat den Rebound nach Stopp von Denosumab?

Treatment with zoledronate subsequent to denosumab in osteoporosis: a randomized trial

Sølling AS J Bone Miner Res 2020:online

In dieser prospektiven Studie wurde untersucht, ob sich der Knochendichteverlust nach Stopp einer mehrjährigen Denosumab-Behandlung durch eine einmalige Infusion von 5 mg Zoledronat verhindern lässt. Es ist bekannt, dass Patienten, bei denen eine Denosumab-Therapie pausiert wird, eine rasche Abnahme der Knochendichte (BMD) innerhalb von 12-24 Monaten mit dem Risiko von vertebralen Frakturen auftreten kann. Dieses «Rebound-Phänomen» scheint umso grösser zu sein, je länger die Therapie mit Denosumab dauerte.

In dieser Studie wurden 61 Patienten nach durchschnittlich 4.6 Jahren Denosumab-Behandlung mit einer Infusion Zoledronat 5 mg 6 Monate (6M, p=20) oder 9 Monate (9M, p=20) nach der letzten Denosumab Gabe und bei signifikantem Wiederanstieg des Knochenabbaumarkers p-CTX (OBM, p=21) behandelt. Als primärer Studienendpunkt wurde die LWS-BMD 6 Monate nach der Zoledronat-Infusion und die Anzahl Patienten, bei denen ein signifikanter BMD Verlust auftrat, gewählt. Sekundäre Studienendpunkte waren die Knochenumbaumarker (P1NP, p-CTX), die BMD und der Trabecular Bone Score (TBS).
Im Durchschnitt nahm die Knochendichte 6 Monate nach der Zoledronat-Infusion in den 3 Gruppen zwischen 2.1% (6M), 3.0% (OBM) und 4.3% (9M) ab. Bei 6 Patienten in der 6M Gruppe, bei je 9 in der 9M und in der OBM-Gruppe war der BMD Abfall über dem least significant change. Auch in den sekundären Studienendpunkten zeigte sich eine Verschlechterung der jeweiligen Messparameter. Am wenigsten ausgeprägt war der «Rebound-Effekt» in der 6M Gruppe. Die Knochenabbaumarker stiegen nach der Zoledronatinfusion innerhalb der folgenden 6 Monate wieder signifikant an. Bei 2 Patientinnen, beide in der 9M Gruppe, traten im Verlauf vertebrale Frakturen auf.

Diese Studie zeigt uns auf, dass eine einzige Infusion von Zoledronat nach 6 oder 9 Monaten oder bei Wiederanstieg der Knochenabbauparameter bei mindestens 50% der Patienten nicht ausreicht, um die Knochendichte zu erhalten.
Für mich ist die Konklusion aus dieser Studie folgende: Nach Stopp Denosumab sollte die erste Infusion Zoledronat 5mg nach 6 Monaten und eine 2. Infusion nach 12 Monaten erfolgen. Damit kann das Rebound-Phänomen minimiert werden.

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Nicht jedes Knochenmarksödem beim ISG ist eine SpA

MRI of sacroiliac joints for the diagnosis of axial SpA: prevalence of inflammatory and structural lesions in nulliparous, early postpartum and late postpartum women

Hoballah A. et al. Ann Rheum Dis 2020;79:1063

Magnetresonanzuntersuchungen (MR) des Beckens (und der Sakroiliakalgelenke [ISG]), welche aus verschiedenen Gründen erfolgten, wurden bei Frauen untersucht, welche nie geboren hatten (NP, n=219), deren Geburt weniger als 12 Monate (EP, n=60) oder mehr als 24 Monate (LP, n=144) zurücklag. Ein Knochenmarksödem (BME) fand sich bei bei 14% vs. 33% vs. 21%. Die ASAS-Kriterien für eine Spondylarthritis (SpA) erfüllten 10% vs. 25% vs. 17%, und bei den Frauen mit BME waren es sogar 71% vs. 75% vs. 80%.

Nachdem die Einführung der ASAS-Kriterien für SpA eine Technisierung der Diagnosestellung gebracht hatte, setzt sich nun allmählich die alte Klinikermeinung wieder durch, dass jede technische Untersuchung im Kontext der Patienten interpretiert werden muss. Gerade nach Schwangerschaft – auch im längeren Verlauf – sind ISG-Veränderungen im MR häufig, aber auch ohne Schwangerschaft war das BME bei 14% dieser jungen Frauen vorhanden und wird gemäss ASAS in 71% davon (also 10% aller jungen Frauen) radiologisch als SpA bewertet.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich