Zusätzliche koronale Schicht beim lumbalen MR

Intérêt diagnostique de l’ajout d’une séquence coronale STIR dans le bilan IRM de routine d’une lomboradiculalgie : étude rétrospective de 600 cas

Patriat Q. et al. Rev Rhum 2023;90:Suppl.1:A15 (P09)

Auf 600 konsekutiven lumbalen MRs konnten zwei spezialisierte, unabhängige Radiologen bei 68 Patienten mit radikulären Symptomen (11.3 %) in der koronalen STIR-Sequenz mit weitem Feld eine extraspinale Ursache finden, welche auf den herkömmlichen axialen und sagittalen Sequenzen nicht nachweisbar war. Die Hauptbefunde waren Tendino-Bursitis glutealis (30.9 %), Hüft-Arthropathien (25.0 %) und degenerative Sakroiliitis (14.7 %) oder rheumatische Sakroiliitis (7.3 %). In der multivariaten Regression korrelierte das Vorhandensein signifikant mit dem Alter (p=0.01), nicht jedoch mit der Art der Symptomatik. Das Vorhandensein von Zufallsbefunden mit potenziellen klinischen Auswirkungen war ebenfalls häufig (70 Fälle, 11.7 %), worunter in 38 % tumoröse oder tumorähnliche Befunde waren, die eine weitere MR-Beurteilung erforderten.

Diese französische Kongress-Mittteilung erinnert uns an die breite Differentialdiagnose der Lumboischialgien und wirft die Frage auf, ob bei einer MR-Untersuchung systematisch eine koronale STIR-Weitfeldsequenz durchgeführt werden sollte. Zumindest bei fraglicher Übereinstimmung der klinischen und MR-Befunde sollte diese zusätzliche Schicht erwogen werden.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Psoriasisarthritis: MTX bei Biologics als Zusatz notwendig?

Evaluating the efficacy of biologics with and without methotrexate in the treatment of psoriatic arthritis: a network meta-analysis

Mease PJ et al. RMD Open 2024:online ahead of print

Metaanalyse zur Bestimmung der Wirksamkeit von Methotrexat (MTX) als Zusatz zu Biologics in der Behandlung der Psoriasisarthritis.

Betreffend Outcome-Parameter ACR20/50 bestand zwischen Biologics-Monotherapie und Biologics mit Zusatz von MTX kein Unterschied. IL-17-Inhibitoren zeigten sich der Behandlung mit IL-23-Inhibitoren als vergleichbar, im Vergleich mit TNF-Inhibitoren signifikant besser betreffend Outcome-Parameter ACR20. In der Auswertung nach ACR50/70 zeigte sich kein Unterschied der Wirksamkeit zwischen TNF-, IL-23- und IL-17-Blockern.

Fazit
Der zusätzliche Einsatz von MTX bei einer Behandlung mit Biologics zeigte sich für die PsA betreffend ACR-Wirksamkeit ohne Bedeutung. Damit kann in der Praxis bei einer Therapie mit Biologics auf MTX verzichtet werden.

Die Resultate sind anders als bei der rheumatoiden Arthritis, wo sich der Zusatz von MTX zu einer Therapie mit Biologics (TNF-Inhibitoren) als nützlich erwiesen hat.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich

CPPD Therapie – off-label Medikation und deren Retentions- und Sicherheitsdaten

Retention, safety and efficacy of off-label conventional treatments and biologics for chronic calcium pyrophosphate crystal inflammatory arthritis

Damart J, et al. Rheumatology 2024:63(2);446

Diese retrospektive Kohortenstudie hat bei 129 Patientinnen und Patienten mit persistierenden oder rekurrierenden Zeichen einer CPPD aus sieben europäischen Zentren Daten zur Retention und Sicherheit der off-label Therapien über 24 Monate untersucht.

Am häufigsten wurde Colchizin eingesetzt, gefolgt von Methotrexat, Anakinra und Tocilizumab. Nur gelegentlich zum Einsatz kamen Langzeit-Glucocorticoide, Hydroxychloroquin, Canakinumab und Sarilumab. Für Tocilizumab lag die 24-Monatsretentionsrate mit 40% am höchsten, bei Colchizin betrug diese lediglich 29%. Hauptursache für ein Absetzen des Colchizins waren gastrointestinale Nebenwirkungen. Das Outcome der Wirksamkeit sah bei allen Medikamenten ähnlich aus.

Kommentar
Einerseits ist es erstaunlich, dass die weit verbreitete, eigentlich „first-line“ Gabe von Colchizin nur auf Platz 3 der Retentionsraten kommt, wobei Methotrexat hier an erster Stelle steht, dicht gefolgt von Tocilizumab.

Nach wie vor erscheint Colchizin mit einem Ansprechen bei  1-2/3 der Betroffenen die beste Lösung zu sein. Optimal ist keines der evaluierten Medikamente, so dass weitere Analysen zu anderen Medikamenten folgen sollten. Somit eigentlich enttäuschend, aber damit leider sehr wirklichkeitsnah.

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Prof. Dr. Sabine Adler
Aarau

Haben Frauen mit Autoimmunerkrankungen häufiger eine peripartale Depression?

Bidirectional association between autoimmune disease and perinatal depression: a nationwide study with sibling comparison

Bränn E. et al. Mol Psychiatry 2024:online ahead of print.

In dieser nested-case-controlled Fallstudie aus Schweden wurde untersucht,ob Frauen mit einer Autoimmunerkrankung häufiger eine peripartale Depression entwickeln als vergleichbare Frauen ohne Autoimmunerkrankung oder umgekehrt, ob Frauen, welche an einer peripartalen Depression erkranken häufiger im Verlauf eine Autoimmunerkrankung entwickeln. Aus dem schwedischen Gesundheitsregister fanden sich 1’347’901 Schwangerschaften. Davon wurden 55’299 Fälle mit der Diagnose einer peripartalen Depression gefunden. Diese Frauen wurden mit jeweils 10 vergleichbaren Frauen (mittels nested-controlled Protokoll) verglichen, welche geboren hatten ohne peripartale Depression.

Es zeigte sich in der Auswertung, dass Frauen mit der Diagnose einer Autoimmunerkrankung ein 30% höheres Risiko, hatten eine peripartale Depression zu bekommen. Frauen, welche an einer peripartalen Depression erkrankten und zu diesem Zeitpunkt noch keine Autoimmunerkrankung hatten, entwickelten 30 % häufiger im Verlauf eine Autoimmunerkrankung. Multiple Sklerose hatte in beiden Frauengruppen das höchste Risiko. Das grösste beider Risiken hatten Frauen mit einer Multiplen Sklerose.  Bei den rheumatologischen Erkrankungen war das Risiko bei den meisten bei Schwangerschaft schon bekannten Erkrankungen, ausser der RA und des SLE, erhöht. Es zeigte sich jedoch bei keiner rheumatischen Autoimmunerkankung ein höheres Risiko, diese nach einer peripartalen Depression im Verlauf zu entwickeln.

Kommentar
Während die Erkenntnisse aus dieser Studie, dass Frauen mit einer Autoimmunerkankung häufiger an einer peripartalen Depression erkanken für mich nicht weiter erstaunlich ist, ist für mich der umgekehrte Zusammenhang, dass Frauen mit einer peripartalen Depression im weiteren Verlauf häufiger eine Autoimmunerkrankung entwickeln, doch erstaunlich. Die Resultate lassen die Spekulation zu, dass gewisse neuroimmunologische Interaktion bestehen.

Zur Studie
Dr. Thomas Langenegger
Baar