Tofacitinib bei Spondylitis ankylosans: Phase III-Studie

Tofacitinib for the treatment of ankylosing spondylitis: a phase III, randomised, double-blind, placebo-controlled study

Deodhar A. et al. Ann Rheum Dis. 2021:online

Randomisierte doppelblinde Phase III-Studie mit Placebokontrolle bei Patienten mit aktiver Spondylitis ankylosans. Behandlung mit Tofacitinib 5mg 2 x pro Tag versus Placebo während 16 Wochen. Danach alle Patienten unter Tofacitinib bis Woche 48. Primärer Outcome: ASAS20 sowie ASAS 40.

269 Patienten, signifikante Überlegenheit von Tofacitinib (Tof) gegenüber Placebo (56,4% versus 29,4%); ebenso signifikant war der ASAS40 nach 16 Wochen (40,6% gegenüber 12,5%).
Bezüglich Sicherheit zeigten sich keine neuen Erkenntnisse mit bekanntem geringen Risiko eines Herpes Zoster. Keine schweren kardiovaskulären oder thromboembolischen Ereignisse oder opportunistische Infektionen.

Fazit:
Bei Erwachsenen mit aktiver Spondylitis ankylosans zeigt sich Tofacitinib in dieser Phase III-Studie als wirksame Behandlungsoption ohne schwerere Nebenwirkungen.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich

Eine spezifische Substanz für Enthesitiden bei Spondylarthritis?

Tenascin-C-mediated suppression of extracellular matrix adhesion force promotes entheseal new bone formation through activation of Hippo signalling in ankylosing spondylitis

Li Z. et al. Ann Rheum Dis 2021:80:891

Gewebeproben von Patienten mit ankylosierender Spondylitis (AS) wurden während Operationen entnommen und die enthesiale Knochenneubildung studiert. Tenascin-C (TNC)-Expression wurde mit immunhistochemischer Färbung dokumentiert. Es zeigte sich, dass TNC in den Ligamenten und im enthesialen Gewebe von Patienten mit AS verglichen mit Kontrollen hochgradig vermehrt ist. In Tiermodellen unterdrückte die TNC-Hemmung die enthesiale Knochenneubildung signifikant. TNC selbst regte die Knochenneubildung durch verstärkte chondrogene Differenzierung während der endochondralen Ossifikation an. TNC wird vorwiegend von Fibroblast-spezifischem-Protein-1 (FSP1)+Fibroblasten im enthesialen, entzündlichen Mikromilieu sezerniert. Weitere Mechanismen wie die Verminderung der Matrix-Adhäsion und eine Aktivierung des Hippo/YAP-signalling werden beschrieben.

Die klinisch lästigen Enthesitiden bei Spondylarthritiden sind therapeutisch schwierig zu beherrschen, obwohl neuere Substanzen gelegentlich Wirkung zeigen. Diese Forschungsresultate könnten helfen, dass wir hoffentlich von Tenascin (lateinisch ‘ten’: Sehne und ‘nasci’: geboren werden respektive Embryo: TNC ist im Embryonalgewebe angereichert) hören werden und vielleicht diese Krankheitsmanifestation bald ursächlich behandeln können.

Zur Studie
KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Management transmurale M. Supraspinatus-Sehnen-Rupturen beim älteren Menschen

Operative versus conservative treatment of small, nontraumatic supraspinatus tears in patients older than 55 years: over 5-year follow-up of a randomized controlled trial

Kukkonen, J. et al. J. Shoulder Elb. Surg. 2021:online

Ein nicht-traumatischer Rotatorenmanschettenriss als Folge einer Sehnendegeneration hat bei über 60-Jährigen eine Prävalenz von bis zu 30%. Die Publikation untersucht den 5 Jahres-Verlauf von operativ vs. konservativ behandelten transmuralen Läsionen der M. supraspinatus-Sehne. Die ursprüngliche Studie ist eine randomisierte, kontrollierte Überlegenheitsstudie bestehend aus 3 kumulativ angelegten parallelen Behandlungsarmen, welche zwischen Oktober 2007 und Dezember 2012 durchgeführt wurde. Der Zweck dieser Studie war die Untersuchung des Unterschieds von klinischen und radiologischen Ergebnissen zwischen 3 Behandlungsgruppen (1) nur Physiotherapie; (2) Akromioplastik und Physiotherapie und (3) Rotatorenmanschettenreparatur, Akromioplastik und Physiotherapie. Die mittlere intraoperative Rupturgrösse war zwischen 13–14mm und das mittlere Patientenalter 70 Jahre.

Die Haupterkenntnis dieser Studie ist, dass es keine klinisch oder statistisch signifikanten Unterschiede in den Outcomes zwischen den 3 untersuchten Interventionen nach 5 Jahren Nachbeobachtungszeit bei Patienten älter als 55 Jahre mit kleinen, symptomatischen, nicht-traumatischen Supraspinatus-Rissen gibt. Im Gegensatz zu der von den Autoren gestellten Hypothese führte die chirurgische Reparatur von Supraspinatusrissen nicht zu einer signifikant besseren Veränderung des Constant-Scores oder VAS-Schmerz-Score im Vergleich zu Akromioplastik oder konservativer Behandlung. Die Patientenzufriedenheit war hoch und in den 3 Studiengruppen im Wesentlichen ähnlich.

Fazit:
Die Prävalenz von asymptomatischen SSP-Rupturen (92% der Rotatorenmanschetten-Läsionen) beträgt 16–56%, dabei werden ca. 50% symptomatisch. Die Studie gibt in der Beratung der betagten Patienten (Ü 60) mit degenerativen transmuralen Rupturen (12–14mm) der M. supraspinatus-Sehne (SSP) mit 5-Jahres -Daten Sicherheit. Die Resultate werden auch durch andere Studien, insbesondere ein systematische Cochrane Library Review 2019, unterstützt (Karjalainen 2019). Interessant ist auch, dass die objektiven Verlaufsparameter Arthrose/ early rotatorcuff tear arthropathy (CTA) nicht signifikant unterschiedlich waren. Wichtig ist, dass die Resultate die betagten Patienten (Ü 60) mit degenerativen (also nicht-traumatischen) Rupturen betreffen. In der Praxis hat sich in dieser Situation der muskuloskelettale Ultraschall bewährt, mit welchem die Partial- oder Transmuralruptur in der Sprechstunde diagnostiziert und der Patient gleich beraten werden kann.

Zur Studie
Dr. Christian Marx
Zürich

Reboundphänomen nach Stopp einer Osteoporosetherapie mit Denosumab

Fractures After Denosumab Discontinuation: A Retrospective Study of 797 Cases

Burckhardt P et al., J Bone Miner Res 2021:online ahead of print

In dieser retrospektiven Studie aus der Schweiz wurden das Risiko und die Risikofaktoren für das Auftreten von osteoporotischen Frakturen, v.a. vertebralen Frakturen, nach einem Therapiestopp von Denosumab (Dmab) untersucht. Es wurden 797 Patientinnen analysiert, welche mindestens 2 Injektionen Dmab wegen Osteoporose oder als Prophylaxe unter Aromatasehemmern bei Mammacarcinom erhalten hatten, und bei welchen Dmab gestoppt worden war. Die durchschnittliche Anzahl Dmab Injektionen betrug 5.9, die durchschnittliche Behandlungsdauer 35 Monate und die durchschnittliche Beobachtungsdauer nach Stopp Dmab 27.5 Monate.

Die Inzidenz einer Wirbelfraktur betrug vor Dmab 16.4%, während Dmab 2.2% und nach Stopp Dmab 10.3%. Die Knochendichte der LWS nahm nach Stopp Dmab durchschnittlich 12.4% ab (durchschnittlich 20 Monate nach Stopp Dmab gemessen). Risikofaktoren für Wirbelfrakturen nach Stopp Dmab waren Schenkelhalsfrakturen familiär, Wirbelfrakturen vor Therapiebeginn, eine tiefe Knochendichte in der Hüfte, erhöhte Knochenresorptionsmarker und eine Abnahme der Knochendichte im Schenkelhals nach Stopp Dmab. Eine Behandlung mit Bisphosphonaten vor Dmab und insbesondere nach Stopp Dmab hatte einen protektiven Effekt.

Diese restrospektive Fallstudie aus der Schweiz zeigt ein mögliches Reboundphänomen mit Abnahme der Knochendichte und erhöhtem Risiko von vertebralen Frakturen nach Stopp einer Osteoporosetherapie mit Dmab. Die Gabe von Bisphosphonaten nach Stopp Dmab ist diesbezüglich protektiv.

Zur Studie
Dr. Thomas Langenegger
Baar