Autoimmunerkrankungen nach ambulanter SARS-CoV-2-Behandlung

Outcomes with and without outpatient SARS-CoV-2 treatment for patients with COVID-19 and systemic autoimmune rheumatic diseases: a retrospective cohort study

Qian G et al. Lancet Rheumatol 2023:online ahead of print

Seit einiger Zeit wird empfohlen, Patienten mit rheumatischen Autoimmunerkrankungen bei Infektion mit SARS-CoV-2 zu behandeln. Die vorliegende retrospektive Studie untersuchte behandelte versus unbehandelte Patienten in Bezug auf zeitliche Trends, schwere Verläufe und Reinfektionen mit COVID-19. 704 Patienten wurden identifiziert (rheumatische Autoimmunerkrankung und Infektion mit COVID-19-Virus). Die meisten Patienten litten an einer RA (50%), weniger häufig an Psoriasis Arthritis, SLE und anderen entzündlichen Erkrankungen. 61% der Patienten erhielten eine antivirale Therapie (Nirmatrelvir-Ritonavir, monoklonale Antikörper, Molnupiravir, Remdesivir oder Kombination). Hospitalisationen bzw. Tod traten in 2,1% der behandelten versus 17,6% der unbehandelten Patienten auf. In 8% der behandelten Patienten trat später eine Neuerkrankung mit Corona-Virus auf.

Fazit
Eine antivirale Therapie bei COVID-19 und Vorliegen einer rheumatischen Autoimmunerkrankung schützt laut dieser Untersuchung vor einem schweren Verlauf verglichen mit keiner entsprechenden Behandlung. Eine antivirale Behandlung bei COVID-19 wird deshalb bei Autoimmunerkrankten empfohlen.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich

Verhindert Vitamin D die muskulären Statin-Nebenwirkungen

Statin-Associated Muscle Symptoms Among New Statin Users Randomly Assigned to Vitamin D or Placebo

Hlatky M. et al. JAMA Cardiol 2023;8:74

Aus Beobachtungsstudien wurde die Vermutung aufgestellt, dass die Gabe von Vitamin D die muskulären Statin-Nebenwirkungen vermindern könnte.

In dieser placebokontrollierten Doppelblindstudie wurde diese Hypothese untersucht. 1003 Patienten bei denen eine Statintherapie begonnen wurde, erhielten 2000 IU Vitamin D (Cholecalciferol) täglich und 1’050 Patienten Placebo. Nach einer Beobachtungszeit von 4.8 Jahren entwickelten gleich viele Patienten in beiden Gruppen muskuläre Nebenwirkungen. 317 (31%) in der Verumgruppe und 325 (31%) in der Placebogruppe. Bei jeweils 13% in beiden Gruppen wurde die Statintherapie wegen diesen Nebenwirkungen gestoppt. Bei der Hälfte der Studienteilnehmer wurde vor Therapiebeginn der 25-OH Vitamin D-Spiegel bestimmt. Die Häufigkeit der Statin- Nebenwirkung war in beiden Gruppen gleich häufig, unabhängig vom 25-OH Vitamin D-Ausgangswert.

Kommentar
Und wieder eine negative Vitamin D Studie. Diese Studie zeigte keine positive Wirkung auf die häufigen muskulären Nebenwirkungen unter einer Statintherapie. Ob zu Studienbeginn der 25-OH Vitamin D-Spiegel tief oder normal war, spielte keine Rolle. Keinen Effekt zeigte in der Vergangenheit auch Vitamin D zur Behandlung der Aromatasehemmer bedingten Arthralgien.

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Kreuzband-Rupturen nicht operieren?

Evidence of ACL healing on MRI following ACL rupture treated with rehabilitation alone may be associated with better patient-reported outcomes: a secondary analysis from the KANON trial

Filbay S.R. et al. Br J Sports Med 2023;57:91

120 Teilnehmer (18-35-jährig) der KANON-Studie (nicht-chirurgische vs. chirurgische Behandlung des anterioren Kreuzbandrisses) wurden auf Rehabilitation und optionale verzögerte ACL-Rekonstruktion (ACLR) oder frühe ACLR und Rehabilitation randomisiert. MR-Hinweise auf ACL-Heilung nach 2 Jahren wurden bei 16 von 54 (30%) Patienten beobachtet. Unter Ausschluss von Patienten, die ACLR verzögert hatten, zeigten 16 von 30 (53%), die nur Rehabilitation hatten, MR-Anzeichen einer ACL-Heilung. Die Zwei-Jahres-Ergebnisse waren in der geheilten ACL-Gruppe (n=16) besser als in der nicht geheilten (n=14) (Knee Injury and Osteoarthritis Outcome Score [KOOS]). Fünf-Jahres-KOOS-QOL waren in der geheilten versus nicht geheilten Gruppe besser. Von den Teilnehmern mit ACL-Heilung erfüllten 63-94% die Patient Acceptable Symptomatic State (PASS)-Kriterien, verglichen mit 29-61% in den nicht geheilten oder rekonstruierten Gruppen.

Die ursprüngliche Studie wurde bereits 2010 im New England Journal of Medicine publiziert und seither nicht repliziert. Neu sind die MR-Auswertungen nach 5 Jahren. Aufgrund der vorliegenden Daten ist an der Empfehlung zur operativen Therapie für LCA-Rupturen bei jungen Erwachsenen nicht zu rütteln. Wenn sich ein Patient partout nicht operieren lassen will, kann eine MR nach zwei Jahren eine ACL-Heilung zeigen, wonach über 50% Chance besteht, ein mindestens ebenso gutes Resultat wie mit Operation zu erreichen; Voraussetzung ist allerdings ein eisernes Training.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Knochedichtemessung des Radius: Übersehen wir wertvolle Informationen?

Bone Mineral Density of the Ultra-Distal Radius: Are We Ignoring Valuable Information?

Schwarz Y. et al. Archives of osteoporosis, 2023;18:28

Die vorliegende Studie untersucht die mögliche Nutzung des ultradistalen Radius (UDR) bei der dualen Röntgenabsorptiometrie (DXA). Diese retrospektive Querschnittsstudie umfasst Frauen, die sich 2016-2017 einer Routine-Messung unterzogen haben. Dabei wurde die Korrelationen zwischen UDR-BMD und der Frakturprävalenz untersucht und die Vorhersage des Frakturrisikos (nach Frakturrisiko-Assessment-Tool FRAX) mit der an traditionellen Messeorten diagnostizierten Osteoporose verglichen. Die Studie umfasste 1245 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 66 Jahren (Interquartilsbereich: 59-73), von denen 298 (24 %) einen UDR-T-Score ≤ – 2,5 hatten und 154 (12 %) über frühere Frakturen berichteten.

Die UDR-BMD korrelierte signifikant negativ mit dem FRAX-Risikoscore für Hüft- und schwere osteoporotische Frakturen. Ein UDR-T-Score ≤ – 2,5 war mit einer höheren Frakturprävalenz assoziiert (19 % gegenüber 10 %; P < 0,001) und blieb auch nach Adjustierung für BMD und Alter signifikant.

Kommentar
Die Messung der Knochenmineraldichte (BMD) des nicht-dominanten Arms wird nicht routinemäßig während einer DXA-Untersuchung durchgeführt. Die Studie bestätigt unsere Erfahrung in der Praxis, dass die Knochendichte-Messung des Unterarms/Radius oft einen Mehrwert in der Evaluation des Frakturrisikos bringt. Speziell bei Patienten, welche aus verschiedenen Gründen nicht verwertbare Messwerte (Wirbelsäule oder Hüfte) haben. Die UDR-BMD korreliert in dieser Studie sowohl mit früheren Frakturen als auch mit dem vorhergesagten Frakturrisiko. Bei Frauen mit niedrigeren UDR-T-Werten wurde eine höhere Prävalenz von Frakturen festgestellt, selbst nach Berücksichtigung der traditionellen ROI in einem multivariablen Modell. Dies deutet auf einen möglichen Zusatznutzen der UDR-BMD bei der Erkennung von Knochenbrüchigkeit hin. Im Einklang mit anderen Studien korrelierte die UDR-BMD signifikant mit den FRAX-Scores (sowohl mit als auch ohne TBS-Anpassung). Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit der Studie von Gautam 2022 (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35309158/), welche eine starke Korrelation zwischen verschiedenen radialen Segmenten (einschließlich UDR) und einer Osteoporose-Diagnose als auch Korrelation von UDR-BMD und TBS aufzeigte. Noch unklar ist, ob die UDR-BMD als metabolisch sehr aktive Zone auch zur feineren Überwachung des Therapieansprechens herangezogen werden könnte. Da sich die UDR-Mikrostruktur zwischen den Geschlechtern unterscheidet und durch die Alterung unterschiedlich beeinflusst wird, sind die Ergebnisse nicht auf Männer übertragbar.

Zur Studie
Dr. Christian Marx
Zürich