Pregabalin bei Karpaltunnelsyndrom

Evaluating the Effect of Pregabalin in the Treatment of Carpal Tunnel Syndrome: A Prospective, Randomized, Triple-Blinded, Placebo-Controlled Trial.

Bismaya K. et al. Clin J Pain 2023;39:604

Ziel dieser Studie war es, die Wirksamkeit von Pregabalin zur Kontrolle der Symptome bei leichtem bis mittelschwerem idiopathischem Karpaltunnelsyndrom (CTS) zu untersuchen.

In dieser randomisierten, placebokontrollierten Studie wurden 146 Patienten mit leichtem bis mittelschwerem idiopathischem CTS in eine Pregabalin- (n = 74) und eine Placebogruppe (n = 72) randomisiert und analysiert, um die Wirksamkeit von Pregabalin zur Kontrolle der Symptome zu untersuchen. Die Titrationsdosis des Medikaments betrug 50 mg einmal täglich in der ersten Woche, zweimal täglich in der zweiten Woche und dreimal täglich in den folgenden 6 Wochen. In der Pregabalin-Gruppe kam es nach 8 Wochen zu einer statistisch signifikanten Verbesserung der mittleren Symptomschwere-Skala und des funktionellen Status (FSS) des Boston Carpal Tunnel Questionnaire.

Kommentar
Pregabalin wirkt durch Bindung an die α2-δ-Proteinuntereinheit, die die Hilfskomponente des präsynaptischen spannungsabhängigen Kalziumkanals ist, was zu einer Verringerung der synaptischen Freisetzung verschiedener Neurotransmitter führt. Entsprechend der klinischen Erfahrung waren die häufigsten unerwünschten Wirkungen in dieser Studie Schläfrigkeit, Müdigkeit und Schwindelgefühl. Die meisten unerwünschten Ereignisse waren selbstlimitierend, und es traten keine schwerwiegenden Ereignisse auf, die zum Absetzen der Medikamente führten. Die Studie bestätigt Pregabalin als Therapieoption (mit moderater Dosis von 150mg/d) neben den bewährten alternativen zBsp. Nachtschiene, Infiltration zur Behandlung eines leichten bis mittelschweren idiopathischen Karpaltunnelsyndroms.

Zur Studie
Dr. Christian Marx
Zürich

Methotrexat bei Fingerpolyarthrose

Methotrexate to treat hand osteoarthritis with synovitis (METHODS): an Australian, multisite, parallel-group, double-blind, randomised, placebo-controlled trial

Wang Y. et al. Lancet 2023: Online ahead of print

Die schwere und vor allem erosive, entzündliche Fingerpolyarthrose ist eine schwierig zu therapierende, oftmals stark schmerzhafte und funktionseinschränkende Erkrankung. Bisher zeigte keine kontrollierte Studie mit Basismedikamenten wie Methotrexat (MTX), Hydroxychloroquin oder auch Biologika wie Etanercept (TNF-Blocker) einen positiven Effekt.

In dieser multizentrischen, doppelblinden, Placebo kontrollierten Studie aus Australien wurden 97 Patienten mit schmerzhafter und «entzündlicher» Fingerpolyarthrose (definiert mit Synovitis Grad 1 in mindestens 1 der betroffenen Gelenke im MRI) eingeschlossen und randomisiert zur Behandlung mit MTX (n=50) 20 mg p.o./Woche oder Placebo (n=47). Die Schmerzintensität auf einer VAS von 0-100 mm betrug bei Studieneinschluss 61.6 in der MTX Gruppe und 65.2 in der Placebogruppe.

Im primären Studienendpunkt nach 6 Monaten zeigte sich ein signifikanter Unterschied der beiden Behandlungsgruppen mit einer Reduktion der Schmerzintensität von 15.2 mm in der MTX Gruppe versus 7.7 mm in der Placebogruppe. Die Rate und Art der Nebenwirkungen waren in beiden Gruppen vergleichbar.

Kommentar
Dies ist meines Wissens die erste positive Studie zur Wirksamkeit eines Basismedikamentes bei der Fingerpolyarthrose. In dieser Studie wurden Patienten mit der entzündlichen Form dieser Erkrankung eingeschlossen.

Ich habe in meiner klinischen Praxis auch einige Patienten mit schwerer, erosiver Fingerpolyarthrose, die auf Methotrexat gut ansprechen. Oftmals teste ich bei diesen Patienten zuerst das Ansprechen auf Prednison 50 mg für 1 Woche und wenn es zu einer deutlichen Schmerzreduktion kommt, versuche ich MTX als Basistherapeutikum.

Zur Studie
Dr. Thomas Langenegger
Baar

ANCA-Vaskulitis: Calprotectin als Biomarker

Serum calprotectin and renal function decline in ANCA-associated vasculitides: a post hoc analysis of MAINRITSAN trial

Romand X et al. RMD Open 2023:e003477

Diese Studie untersuchte, ob Serum-Calprotectin eine Verschlechterung der Nierenfunktion bei ANCA-assoziierter Vaskulitis (AAV) unter Erhaltungstherapie anzukündigen vermag.

Grundlage der Daten bildet eine randomisierte Studie bei AAV-Patienten in Remission unter Rituximab oder Azathioprin. Bei den untersuchten 76 Patienten zeigte sich ein Anstieg des Serum-Calprotectins (vom Zeitpunkt null bis nach sechs Monaten) assoziiert mit einer Verschlechterung der Nierenfunktion, aber auch mit einem höheren Risiko einer späteren Nierenfunktionsabnahme innert 18 Monaten. Zudem zeigte sich ein höheres Risiko eines Rezidivs bei Proteinase 3- positiven AAV-Patienten.

Fazit
Bisher gibt es keine bekannten prognostischen Faktoren bei AAV, um eine Verschlechterung der Nierenfunktion oder eine Zunahme der Aktivität vorauszusagen (ANCA-Titer kontrovers, CRP nicht voraussagend). Das Serum-Calprotectin, welches durch Neutrophile und Monozyten während Entzündungsphasen sezerniert wird, scheint sich laut dieser Studie als unabhängiger Faktor in der Bestimmung der Prognose einer Nierenfunktionsverschlechterung sowie einer künftigen Aktivität der Erkrankung (bei PR-3 positiven ANCA-Patienten) zu erweisen.

Das Calprotectin reflektiert die subklinische Entzündung, welche in der Remissionsphase anhalten kann und später zu einem Rezidiv bzw. Nierenschaden führt. Interessanterweise vermittelt die Komplementkomponente C5a die Ausschüttung von Calprotectin durch Neutrophile; diese Komponente wird durch Avacopan inhibiert. Aus diesem Grund könnte Calprotectin im Serum sehr wohl als Biomarker der Neutrophilen-Aktivierung und dadurch als Monitorparameter der Wirksamkeit von Avacopan dienen.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich