Denosumab bei Glukokortikoiden
The Effect of Discontinuing Denosumab in Patients With Rheumatoid Arthritis Treated With Glucocorticoids
Saag K.G. et al. Arthritis Rheumatol 2022;74:604
Bei 82 RA-Patienten, die zu Studienbeginn mit Glukokortikoiden behandelt wurden, nahmen die CTX- (C-terminales Telopeptid vom Typ I Kollagen) und PINP- (Serumprokollagen Typ I N-terminales Propeptid) Spiegel in beiden Denosumab-Gruppen (60 mg oder 180 mg alle 6 Monate für 12 Monate) signifikant gegenüber dem Ausgangswert und gegenüber Placebo ab. Nach Absetzen von Denosumab kehrte CTX zum Ausgangswert zurück und unterschied sich nicht signifikant von der Placebogruppe 6 und 12 Monate nach Absetzen (ebenso bei PINP ausser 60 mg bei 6 Monaten). Im Vergleich zu Placebo stieg die BMD der Lendenwirbelsäule und der Hüfte bei Patienten, die Denosumab erhielten, an und kehrte 12 Monate nach Absetzen zum Ausgangswert zurück. Während dem Beobachtungszeitraum wurden keine osteoporotischen Frakturen berichtet.
Diese Studie mit geringer Fallzahl entspricht den Erfahrungen, dass die kurzfristige Anwendung von Denosumab bei RA-Patienten mit Glukokortikoid-Therapie zwar einen Kurzzeiteffekt bewirkt, dieser aber bereits nach einem Jahr wieder nivelliert ist, so dass diese Behandlungsoption nicht empfohlen werden kann.
Gelenkslokalisation in früher RA prognostisch
Identification of poor prognostic joint locations in an early rheumatoid arthritis cohort at risk of rapidly progressing disease: a post-hoc analysis of the Phase III AGREE study
Durez P. et al. BMC Rheumatology 2022:online ahead of print
Diese Studie aus Belgien untersuchte eine mögliche Assoziation der Lokalisation von befallenen Gelenken bei früher RA und Markern der Krankheitsaktivität.
Post-hoc-Analyse einer Phase III-Studie, insgesamt 509 Patienten mit unbehandelter erosiver, RF- bzw. ACPA-positiver früher rheumatoider Arthritis (RA).
Am häufigsten waren Handgelenk und MCP2-Gelenk befallen (je 90%), während Erosionen am häufigsten im MTP5-Gelenk gefunden wurden (über 40%). Eine initiale Synovitis von Knie, temporomandibulärem Gelenk, Handgelenk und Ellbogen war stark assoziiert mit höherer Krankheitsaktivität (Zahl der schmerzhaften und geschwollenen Gelenke, DAS28, SDAI bzw. CDAI). Am stärksten mit Erosionen assoziiert zeigte sich eine Schwellung von MCP2.
Fazit:
Eine Schwellung von grossen und mittelgrossen Gelenken (insbesondere Knie, Temporomandibular-Gelenk, Ellbogen und Handgelenk) waren in dieser Kohorte mit früher RA mit einer starken Krankheitsaktivität assoziiert, eine Schwellung von MCP2 war zudem korreliert mit Gelenksschaden. Die Identifikation von spezifischen Lokalisationen geschwollener Gelenke im Frühstadium der RA könnte dank der prognostischen Aussage die Wahl der Behandlung erleichtern und bei negativer Prognose zu einer intensiveren Therapie führen.
Zu beachten ist, dass in dieser Studie nur seropositive RA Patienten mit erosiver Erkrankung eingeschlossen wurden.
Höhe des Rheumafaktors und Wahl des geeigneten TNFi bei der rheumatoiden Arthritis
Differential Efficacy of TNF Inhibitors With or Without the Immunoglobulin Fragment Crystallizable (Fc) Portion in Rheumatoid Arthritis: The ANSWER Cohort Study.
Nakayama Y. et al. Rheumatology International 2022:online ahead of print
Der Rheumafaktor (RF) bindet an den Fragmentteil (Fc) des Immunglobulins. Hypothese ist, dass durch die Bindung an den Fc-Teil von Anti-TNF-Inhibitoren (TNFi) die klinische Wirksamkeit derselben abschwächt werden kann. Diese multizentrische retrospektive Register-/Kohorten-Studie aus Japan untersucht, ob die therapeutische Wirksamkeit von TNFi mit Fc bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) mit hohen RF-Titern möglicherweise geringer ist als die von TNFi ohne Fc. RA-Patienten, die mit TNFi behandelt wurden, wurden anhand struktureller Merkmale in zwei Gruppen eingeteilt: TNFi mit Fc (Infliximab, Adalimumab, Golimumab und Etanercept) und TNFi ohne Fc (Certolizumab Pegol). Die Patienten wurden anschliessend entsprechend den Quartilen des RF-Titers in 4 Gruppen eingeteilt. Insgesamt wurden 705 RA-Patienten in vier Gruppen eingeteilt (RF1; RF 0-15,0 IU/mL, RF2; 15,0-55,0, RF3; 55,0-166, RF4; 166-7555). Anschliessend wurde der sequenzielle Krankheitsaktivitätsscore (DAS28-ESR) zwischen Patienten mit TNFi mit und ohne Fc in jeder RF-Titergruppe verglichen und zusätzlich auf mögliche Störfaktoren mittels multipler linearer Regressionsanalyse analysiert. In RF4 hatten RA-Patienten, die mit TNFi ohne Fc behandelt wurden, nach 12 Monaten einen signifikant niedrigeren DAS28-ESR als diejenigen, die mit TNFi mit Fc behandelt wurden [3,2 (2,3-4,2) vs. 2,7 (2,0-3,0)]; dieser Effekt von TNFi ohne Fc für die Veränderung der DAS28-ESR nach 12 Monaten Behandlung blieb in der multivariaten Analyse in RF4 erhalten. TNFi ohne Fc könnte bei RA-Patienten mit hohen RF-Titern wirksamer sein als TNFi mit Fc.
Kommentar:
Diese Studie hat einige Einschränkungen, da es sich um eine retrospektive Kohortenstudie handelt; es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Resultate auf unbekannte Störfaktoren zurückzuführen sind.
Bei der Wahl des geeigneten Basistherapeutikums für die Behandlung der RA spielt neben Patientenpräferenzen (zB. peroral vs subkutan oder intravenös) oder Komorbiditäten oft auch serologische Hinweise mit prognostischer Bedeutung eine Rolle. Zum Beispiel bei Seropositivität für ACPA erhöhtes klinisches Ansprechen auf Rituximab und Abatacept; bei Seropositivität für RF erhöhtes klinisches Ansprechen auf Rituximab und Tocilizumab. In diesem Sinne könnten auch diese Resultate als «soft factor» die Wahl des TNFi unterstützen.
Leukozytenarmes versus leukozytenreiches Platelet Rich Plasma (PRP)
Leukocyte-Rich versus Leukocyte-Poor Platelet-Rich Plasma for the Treatment of Knee Osteoarthritis: A Double-Blind Randomized Trial
Alessandro Di Martino et al., Am J Sports Med. 2022 Mar;50(3):609-617
Hier folgt eine weitere Studie zum Thema Platelet Rich Plasma (PRP) bei Gonarthrose (siehe kürzliche Zusammenstellung im Weekly vom 4. April 2022. Immer wieder werden auch das unterschiedliche Studiendesign und die unterschiedlichen PRP Formulierungen diskutiert. Eine Frage ist, ob leukozytenarme oder leukozytenreiche PRP-Formulierungen besser wirksam sind.
In dieser doppelblind randomisierten Studie aus Italien wurden 192 Patienten mit Gonarthrose (Kellgren Stadien 1-3) randomisiert und je 96 erhielten 3-mal in wöchentlichen Abständen entweder leukozytenarmes PRP (LA-PRP) oder leukozytenreiches PRP (LR-PRP). Die Studiendauer betrug 12 Monate mit Evaluation nach 2, 6 und 12 Monaten. Sowohl im primären Studienendpunkt, dem International Knee Documentation Committee Score (IKDC-Score), als auch in allen anderen sekundären Studienendpunkten wie Knee Injury and Osteoarthritis Outcome Score (KOOS), Euro-QOL und Tegner Scale für Sport/Aktivität zeigte sich kein Unterschied in der Wirksamkeit. In beiden Patientengruppen zeigte sich nach 12 Monaten eine Verbesserung aller Outcome Parameter.
Kommentar:
Mit dieser Studie dürfte die Diskussion, ob leukozytenarmes oder leukozytenreiches PRP besser wirksam ist bei der Behandlung der Gonarthrose, geklärt sein. Schade, dass nicht eine Placebogruppe als 3. Studienarm in die Studie eingeschlossen wurde. Ohne Placebokontrolle lässt sich leider nicht nachweisen, ob die PRP Injektionen auch über einen Placeboeffekt hinaus wirksam sind. In den letzten Placebo-kontrollierten Studien konnte keine Überlegenheit dieser Injektionsmodalität gegenüber Placebo bei Gonarthrose nachgewiesen werden. Es ist zu hoffen, dass qualitativ bessere Studien folgen, um die offene Frage zur Wirksamkeit der PRP Behandlung zu klären.