Antidrug-Antikörper unter Ustekinumab +/- Methotrexattherapie bei Psoriasisarthritis

The role of antidrug antibodies in ustekinumab therapy and the impact of methotrexate

Poor SM et al. Rheumatology, 2023;62:3993

Die Kolleginnen und Kollegen aus Frankfurt haben in einer post-hoc Analyse den Einfluss einer begleitenden Methotrexatgabe (MTX) auf die Levels und Antidrug-Antikörper von Ustekinumab (UST) bei Patientinnen und Patienten mit Psoriasisarthritis (PsA) untersucht.

In 112 PsA Serumproben von 58 Patienten mit UST/MTX oder 54 Patienten mit Placebo-Ersatz anstelle von MTX (UST/PBO) konnten über einen Zeitraum von 52 Wochen bei 19 UST/MTX und bei 11 UST/PBO Patienten Antidrug-Antikörper detektiert werden.

Diese hatten jedoch keinen Einfluss auf UST Level oder den klinischen Outcome.

Kommentar
In dieser erstmalig zu diesem Thema – und in dieser Form durchgeführten – Studie konnte Methotrexat die Antidrug-Antikörperbildung nicht verhindern – was jedoch keinen negativen Effekt auf die Wirksamkeit von Ustekinumab hatte.

Die Autorinnen und Autoren empfehlen eine Testung auf UST-spezifische Antidrug-Antikörper nur bei ausbleibendem/sich reduzierendem klinischen Ansprechen oder bei unerwünschten Nebenwirkungen. Dies scheint plausibel, die Hinzunahme von MTX sollte nur bei klinisch klarer Indikation erfolgen (erscheint aber auch dann nur fraglich sinnvoll).

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Prof. Dr. Sabine Adler
Aarau

Baricitinib verbessert den Knochen bei RA

Baricitinib Improves Bone Properties and Biomechanics in Patients With Rheumatoid Arthritis: Results of the Prospective Interventional BARE BONE Trial

Simon D. et al. Arthritis Care Res 2020:55

Bei 30 Patienten mit Rheumatoider Arthritis (RA) verbesserte Baricitinib (4 mg/Tag für 52 Wochen) die Krankheitsaktivität (DAS-28-BSR) und die Synovialisentzündung (RAMRIS Synovitis Score). Mit hochauflösender Computertomographie und Magnetresonanztomographien zu Studienbeginn, Woche 24 und Woche 52 konnte eine signifikante Verbesserung der trabekulären vBMD (vertebralen Knochendichte) mit einer mittleren Veränderung von 6.11 mgHA/mm3 nachgewiesen werden. Die biomechanischen Eigenschaften verbesserten sich ebenfalls mit der mittleren Veränderung gegenüber dem Ausgangswert in der geschätzten Steifigkeit von 2.28 kN/mm und der geschätzten Versagenslast von 98.8 N. Anzahl und Grösse der Erosionen in den Mittelhandgelenken blieben stabil.

Mit Einführung der TNFa-Hemmer und später der JAK-Inhibitoren konnten Studien die Verbesserung der radiologischen Scores (bestehende Erosionen können verschwinden) belegen. Bei diesen 30 Patienten wird für eine einjährige Therapie mit Baricitinib bei RA eine Verbesserung der trabekulären Knochenmasse sowie der biomechanischen Eigenschaften und somit eine knochenaufbauende Wirkung mit bildgebenden Mitteln nachgewiesen.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Wirkt niedrig dosiertes Naltrexon bei Fibromyalgie?

Naltrexone 6 mg once daily versus placebo in women with fibromyalgia: a randomised, double-blind, placebo-controlled trial

Bruun K et al. Lancet Rheumatol 2023:online ahead of print

Naltrexon ist ein Opioidantagonist, der zur Entwöhnungsbehandlung bei Alkohol- oder Opiatabhängigkeit in Dosen ab 50 mg täglich eingesetzt wird. In niedrigen Dosierungen von 1-5 mg wird es ohne gute und nachgewiesene Evidenz in der Behandlung der Fibromyalgie eingesetzt.

Ziel dieser dänischen placebokontrollierten Doppelblindstudie war der Nachweis einer Wirkung von niedrig dosiertem Naltrexon in der Behandlung der Fibromyalgie. 99 Patienten mit Fibromyalgie im durchschnittlichen Alter von 50.9 Jahren wurden randomisiert in die Studie eingeschlossen und erhielten entweder 6 mg Naltrexon oder ein entsprechendes Placebopräparat.

Im primären Studienendpunkt Schmerz auf einer 11 Punkte numerischen Skala nach 12 Wochen zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen Naltrexon und Placebo. Auch in diversen sekundären Studienendpunkten wie dem Fibromyalgie Impact Questionnaire oder dem Widespread Pain Index zeigte sich kein positiver Effekt. Der einzige signifikante Unterscheid zeigte sich in der Gedächtnisfunktion, die bei den mit Naltroxen behandelten Patienten signifikant besser wurde. Die Abbruchrate und Rate an Nebenwirkungen waren in beiden Behandlungsgruppen vergleichbar.

Kommentar
In dieser placebokontrollierten Doppelblindstudie konnte keine Wirksamkeit von Naltroxen, einem Opioidantagonisten, in der Behandlung der Fibromyalgie nachgewiesen werden. Interessant ist jedoch die Feststellung, dass die Gedächtnisfunktion von den Patienten unter Naltrexon signifikant besser beurteilt wurde. Evtl. wäre deshalb eine Studie von Naltrexon bei Demenz interessant.

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Medizinisches Cannabis

Medical Cannabis: A Review from the American Society of Pain and Neuroscience

Strand N et al. J Pain Res 2023; 16: 4217

Cannabinoide finden zunehmendes Interesse für den Einsatz bei verschiedenen medizinischen Erkrankungen. Als Grundlage fehlen jedoch Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit von medizinischem Cannabis für den Einsatz bei chronischen nicht-malignen Schmerzen. Diese Studie schildert die Einschätzung von Cannabis durch Mitglieder der American Society of Pain and Neuroscience basierend auf der aktuellen Datenlage.

Für Malignom-assoziierte Schmerzen gibt es drei grössere randomisierte Trials, deren Evidenz bezüglich Wirksamkeit jedoch schwach ist (Grad-D-Empfehlung entsprechend einer Ineffizienz der Behandlung). Für neuropathischen Schmerz ergab sich aufgrund des Mangels an qualitativ hochstehenden Studien nur eine Grad-C-Empfehlung (Nachweis eines gewissen Grades an Wirksamkeit, jedoch kein Vorteil des Benefits gegenüber möglichen Nebenwirkungen, keine allgemeine Empfehlung möglich).

Fazit
Die zwei Hauptkomponenten von Cannabis, Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) produzieren antinociceptive Effekte. Trotz dieser viel verheissenden Grundlage gibt es bis heute nur mangelhafte Daten zur Wirksamkeit von Cannabis, sodass auch Experten der American Society of Pain and Neuroscience den medizinischen Einsatz sowohl bei Malignom-assoziierten wie auch bei chronischen nicht-malignen Schmerzen nicht empfehlen können. Insgesamt scheint der Hype und die Hoffnung auf eine gute Wirkung von Cannabis die Datenlage bei weitem zu übertreffen.

 

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich