Alternativ: Fasinumab für chronische Kreuzschmerzen

Efficacy and safety of fasinumab in patients with chronic low back pain: a phase II/III randomised clinical trial

Dakin P. et al. Ann Rheum Dis 2020: doi:10.1136/annrheumdis-2020-217259

563 (von 800 geplanten), ≥35-jährige Patienten mit chronischen, therapierefraktären (Paracetamol, NSAR und Opioide) Kreuzschmerzen (CLBP) erhielten Fasinumab 6 oder 9 mg/4 Wochen subcutan (Q4W), 9 mg/8 Wochen intravenös (Q8W) oder Placebo. Die Verminderung der Schmerzintensität war bei Woche 16 mit Fasinumab 9 mg Q4W und Q8W signifikant, jedoch nicht mit 6 mg/4 Wochen. Patienten mit peripherer Arthrose hatten ein besseres Ansprechen. Nebenwirkungen waren generell mit Placebo vergleichbar, aber Gelenkprobleme, insbesondere rasch progrediente Arthrose, waren in den kombinierten Fasinumab-Gruppen häufiger als unter Placebo: 19 Ereignisse bei 16 Patienten (3.8%) vs 1 Ereignis bei 1 Patient (0.7%).

Neurotrophine, deren erster Vertreter der «nerve growth factor» (NGF) ist, sind Polypeptide mit Wirkung auf neuronale (und nicht-neuronale) Zellen. Nach Tanezumab mit erfolgreichen Studien zu Arthrose und CLBP (eingehend besprochen in /Weekly/2019/26.08.2019/Weekly/2020/25.05.2020/Weekly/2020/26.10.2020) ist Fasinumab ein weiterer Nerve Growth Factor (NGF)-Hemmer, der bereits bei Arthrose eine Schmerzwirkung gezeigt hat (Dakin P. Arthritis Rheum 2019;71:1824). Die aktuelle Studie ist, allerdings nur in hoher Dosierung, erfolgreich zur Schmerzhemmung bei CLBP, handelt sich aber erneut ein vermehrtes Auftreten einer rasch progredienten Arthrose ein, hier vor allem bei Patienten mit peripherer Arthrose. Diese Studie musste (nach Einschluss von zwei Dritteln der geplanten Patienten) wegen dieser Nebenwirkung abgebrochen werden. Spannend wäre eine Studie bei Patienten mit CLBP ohne Arthrose und Evaluation beispielsweise mit Knie-MR bei Beginn und Abschluss der Studie. Vorläufig scheint die signifikante aber geringe Wirkung auf CLBP (geschätzt: Schmerz-VAS -0.7, Roland-Morris Disability Questionnaire (RMDQ) -2.2 und Patient Global Assessment (PGA) -0.2) das Risiko eines Kunstgelenks nicht zu rechtfertigen.

Zur Studie
KD Dr. Marcel Weber
Zürich