Eine 50-jährige Patientin stellt sich auf Zuweisung wegen leicht schmerzhaften Knötchen am Zeig- und Ringfinger links vor, die spontan vor 3–4 Wochen aufgetreten sind (Bild). In der klinischen Untersuchung zeigen sich zwei kleine derbe druckdolente bläulich-verfärbte Noduli palmar im Bereich der proximalen interphalangealen Gelenke.

Keine systemischen Symptome, Vorerkrankungen, hämorrhagische Diathese oder Thrombophilie bekannt. In Behandlung seit 4 Monaten mit Oestrogenen wegen post-menopausaler Dyspareunie, keine andere Dauermedikation. Raucherin (10–15 Zigaretten pro Tag).

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In diesem Fallbeispiel handelt es sich um die Mondor-Krankheit, eine oberflächliche Phlebitis an ungewöhnlicher Lokalisation, die meist an der anterolateralen Thoraxwand oder am Penis auftritt, aber selten die oberflächlichen Fingervenen betreffen kann. Das Auftreten schmerzhafter subkutaner strangförmiger (oder nodulärer) Verhärtungen an diesen typischen Stellen soll den guten Klinker auf die richtige Spur einer «Eisendrahtthrombophlebitis» bringen.

Die Diagnose wird nämlich klinisch gestellt (eine Blickdiagnose, sofern man sie kennt!) und kann sonographisch erhärtet werden, wobei eine histologische Bestätigung kaum notwendig ist. Ursachlich kommen v.a. repetitive (Mikro-)Traumen in Frage (z.B. Bodybuilding, Brustchirurgie, Handarbeit…), wobei eine Neoplasie oder eine Thrombophilie selten vorliegen. Diesbezüglich sind aber keine Routine-Abklärungen notwendig. Die Erkrankung ist meist gutartig und selbstlimitierend, wobei Rezidive selten auftreten können. Die Behandlung ist symptomatisch (z. B. topische NSAR und Heparin) und die Antikoagulation ist nicht indiziert.

Die naheliegende Differentialdiagnose einer Mondor-Krankheit an den Händen ist das häufigere Achenbach Syndrom (paroxysmale Fingerhämatome). Dieses benigne Krankheitsbild ist charakterisiert durch rezidivierende (mikro-)traumatisch bedingte Blutungen aus den oberflächigen Fingervenen. Kleingefäss-Vaskulitiden und Osler oder Janeway Läsionen bei Endokarditis sind einfacher abzugrenzen, nicht zuletzt weil sie entsprechende Begleitsymptome und Labor-Befunde aufweisen.

Unsere Patientin wurde mit Lyman Gel symptomatisch behandelt und die Oestrogene wurden abgesetzt. Leider konnte sie auf die Zigaretten nicht verzichten… Im letzten Jahr traten keine Rezidive auf.

Literatur:

  1. Masayuki A., Taro S. Mondor’s disease: a review of the literature Intern Med 2018; 57:2607-12.
  2. Hofer T. Palmar digital vein thrombosis: their different expressions. Dermatology 2002; 204:240-2.
  3. Balestra B., Pusterla C. Mondor`s disease. SMJ Clin. Med. Imaging 2017; 3-1016.