ACE-Hemmer, Diuretika und NSAR sind eine gefährliche Kombination

Determining risk factors for triple whammy acute kidney injury

Leete J et al. Math Biosci 2022;347:108809

Es ist bekannt, dass die Kombination von Antihypertensiva Typ Renin-Angiotensin-System Inhibitoren (ACE-Hemmer) mit Diuretika und NSAR ein erhöhtes Risiko für eine akute Niereninsuffizienz (AKI) aufweisen. Die Häufigkeit wird in der Literatur mit bis zu 22 % der Patienten unter dieser Tripeltherapie angegeben. Dieser Effekt wird in der Literatur auch als «triple whammy» (whammy = Hammer) bezeichnet.
In dieser Studie wurden mittels Computermodellen Risikofaktoren für das Auftreten einer AKI unter dieser Tripeltherapie gesucht. Das Risiko war erhöht bei ungenügender Flüssigkeitszufuhr durch die Patienten, einer erhöhten Sensitivität auf die Medikamente und einer Störung der myogenen Antwort in den Nephronen zur Regulation der glomerulären Filtrationsrate. Das Risiko war nicht erhöht bei Patienten mit der Kombination von ACE-Hemmern und NSAR ohne zusätzlich Diuretika.

Fazit:
Insbesondere bei älteren Patienten und wenn bereits eine Einschränkung der Nierenfunktion vorliegt, sollten NSAR bei Patienten unter einer antihypertensiven Kombinationstherapie von ACE-Hemmern und Diuretika vermieden werden. Falls NSAR unbedingt nötig sind, wäre es sinnvoll, das Diuretikum wegzulassen resp. die antihypertensive Therapie entsprechend anzupassen.

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Karzinomrisiko unter b/tsDMARDs bei RA Patienten

Short- and longer-term cancer risks with biologic and targeted synthetic disease-modifying antirheumatic drugs as used against rheumatoid arthritis in clinical practice

Huss V et al. Rheumatology 2022;61:1810

In dieser nationalen populations-basierten Kohortenstudie von RA Patienten unter b/tsDMARDs wurden das Auftreten von und das relative Risiko für nicht-kutane Karzinome ermittelt. Von 2001 – 2018 wurde bei insgesamt über 69 000 Patienten die Therapie mittels verschiedener TNF Hemmer oder anderer b/tsDMARDs verglichen mit anderen RA Therapien und mit gematchten Referenzpersonen aus der generellen Bevölkerung (n=109 523). Die Daten wurden prospektiv erhoben u.a. im Schwedischen Pendant zum SCQM (Swedish Rheumatology Quality Register) und verlinkt mit dem Schwedischen Krebsregister.
Insgesamt fanden sich 8633 neue Karzinome, wobei das relative Risiko für Karzinome unter TNF Hemmern während der gesamten Therapie unverändert blieb (HR =1.0), Ähnliches galt für Anti IL-6 Therapie und die anti-CD20 Strategie. Auffällig war jedoch, dass sowohl bei älteren Patienten, als auch nach einer ca. 2–5 jährigen Therapie mit Abatacept ein erhöhtes Karzinomsignal auftrat. Neu zeigte sich ein potenzielles – allerdings kleines – Signal für Harnwegskarzinome der RA Patienten unter TNF-i, Rituximab, Abatacept und Tocilizumab. Die Autoren folgern, dass trotz der weitgehend positiven Resultate eine weitere Aufmerksamkeit und Untersuchung bezüglich der Karzinomrisiken des Harntraktes erfolgen sollte.

Kommentar
Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen über ein erhöhtes Karzinomrisiko von JAK-Inhibitoren erscheint diese Studie aus dem klinischen Alltag sehr sinnvoll – die jedoch noch vor der JAK-i Zeit begonnen wurde. Die diesbezüglich viel diskutierte ORAL-Surveillance Studie zeigte das erhöhte Karzinomrisiko jedoch nicht in der Population ausserhalb von Nordamerika (sogenannter «rest of world») [Ytterberg SR, New England Journal of Medicine 2022;386:316-26, supplementary files].
Das nun beschriebene potenzielle Signal bezüglich maligner Harnwegsinfektionen in einem Teil des «rest of world» erstaunt daher, zumal bislang keinerlei solcher Signale beschrieben wurden. Ob es sich um einen geographischen Effekt handelt (der ja allerdings gegen die «Normalbevölkerung» hervorsticht), lässt sich abschliessend nicht beantworten. Eine weitere Achtsamkeit im klinischen Alltag und Aufnahme in die prospektiven Registerdaten ist wichtig.
Dennoch darf die gesamthaft eher positive Bilanz der RA-bezogenen Immunsuppression bezüglich Karzinominzidenz festgehalten werden – wenn auch in dieser Studie noch ohne JAKi. Diese «JAK-i Daten» dürften aber in Zukunft ebenfalls dem hier erwähnten Register entnommen werden können.

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Prof. Dr. Sabine Adler
Aarau

Übergewicht korreliert mit niedrigen kognitiven Funktionen

Evaluation of Adiposity and Cognitive Function in Adults

Anand S S et al. JAMA Netw Open 2022;5:e2146324

Eine Querschnittsanalyse bei 9189 Teilnehmern (58-jährig) zweier Kohortenstudien konnte den Körperfettanteil (BF) mit einer bioelektrischen Impedanzanalyse, das viszerale Fettgewebevolumen (VAT) sowie vaskuläre Hirnläsionen in der Schädel-MR messen. Die kognitive Funktion wurde mit dem Digital Symbol Substitution Test (DSST) und dem Montreal Cognitive Assessment (MoCA) bewertet, wobei die reduzierte Kognition bei 1 SD unter dem Mittelwert des DSST definiert wurde. Das kardiovaskuläre Risiko wurde anhand des INTERHEART Risk Score (IHRS) eingeschätzt.

Viszerales Fettgewebe korrelierte stark mit der Körperadipositas, gemessen am BF-Prozentsatz. Die kognitiven Werte waren niedriger mit steigendem BF und VAT. Für jede 1-SD-Erhöhung des BF (9.2%) oder der VAT (36 ml) war der DSST um 0.8 Punkte niedriger, bereinigt für kardiovaskuläre Risikofaktoren und vaskuläre Hirnverletzungen.

Übergewicht ist ungünstig für die Gesundheit, beispielsweise hinsichtlich der Erkrankungshäufigkeit, der Schwere und dem Therapieansprechen von entzündlich-rheumatischen Krankheiten. Interessanterweise ist in dieser Querschnittsstudie die generalisierte und viszerale Adipositas mit reduzierten kognitiven Scores verbunden, und dies auch nach Anpassung an kardiovaskuläre Risikofaktoren, Bildungsniveau und vaskuläre Hirnläsionen. Wir warten gespannt auf weitere Ergebnisse der Adipositasforschung.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich