Komorbiditäten bei SLE Patienten unter Glucocorticoidtherapie

Glucocorticoid treatment in SLE is associated with infections, comorbidities and mortality—a national cohort study

Frodlund M. et al. Rheumatology 2024;63(4):1104

Diese Studie aus Schweden untersuchte alle Patientinnen und Patienten mit Diagnose systemischer Lupus erythematodes (SLE) im Alter über 18 Jahren zwischen 2005 und 2020 inkl. eines Vergleichs mit einer altersgematchten Kontrollgruppe in Bezug auf Risikofaktoren/Komorbiditäten unter Glucocorticoidmedikation (GC). Insgesamt wurden so knapp 260’000 Patientenjahre analysiert.

Die Autoren teilten in 3 Gruppen der GC Dosierungen auf und konnten hierbei relevante Unterschiede demonstrieren.

Knapp 50% der SLE Patienten waren auch 15 Jahre nach der Diagnosestellung noch mit GC therapiert, wenn auch in einer durchschnittlich niedrigen Dosierung unter 7.5 mg/d. Jedoch fanden sich auch bei GC Dosierungen < 5mg/d erhöhte Raten an Infektionen, Komorbiditäten und reduziertem Gesamtüberleben.

Erstaunlich ist zudem, dass der GC Einsatz 5 Jahre nach Diagnosestellung auch im Vergleich zu einer Kohorte von 2006-2010 lediglich um 3% abgenommen hat.

Kommentar
Es gibt also keine «Sicherheitsdosis» von Glucocorticoiden in der Therapie des SLE, die Reduktion des GC Einsatzes über die Zeit der SLE Erkrankung insgesamt wird nur spärlich umgesetzt. Wie bei anderen Autoimmunerkrankungen auch bleibt es sinnvoll abzuwägen, ob GC unbedingt benötigt werden, und wenn ja, in welcher tiefst-möglichen Dosis. Es bleibt zu hoffen, dass die mittlerweile potentere (Kombinations-)Immunsuppression eine raschere GC Reduktion und GC Freiheit erlaubt –  hoffentlich nicht um den Preis erhöhter Infekte. Dies bleibt abzuwarten und weiterhin individuell zu therapieren.

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Prof. Dr. Sabine Adler
Aarau

Krafttraining ist günstig für Gonarthrose

Strength Training Is Associated With Less Knee Osteoarthritis: Data From the Osteoarthritis Initiative

Lo G.H. et al. Arthritis Rheumatol 2024;76:377

2607 Patienten (44.2 % Männer; 64.3 Jahre; BMI 28.5) der prospektiven longitudinalen Beobachtungsstudie der ‚Osteoarthritis Initiative‘ (OAI) mit vollständigen Daten zu Krafttraining, Knieschmerzen und röntgenologischem Nachweis von Kniearthrose füllten einen Fragebogen hinsichtlich Teilnahme an einem Krafttraining im Alter von 12-18, 19-34, 35-49 und ≥50 Jahren aus. Die Endpunkte waren röntgenologische Arthrose (ROA), symptomatische röntgenologische OA (SOA) und häufige Knieschmerzen. Die Odds Ratios für häufige Knieschmerzen, ROA und SOA bei denjenigen, die zu irgendeinem Zeitpunkt in ihrem Leben an einem Krafttraining teilgenommen haben, betrugen 0.82, 0.83 bzw. 0.77.

Diese Studie bestätigt einmal mehr, dass Krafttraining für die Entwicklung der Gonarthrose günstig ist und jedenfalls keine nachteiligen Auswirkungen hat.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Doppel-ANCA Vaskulitis: Klinik und Prognose

Clinical features and prognosis of ANCA-associated vasculitis patients who were double-seropositive for myeloperoxidase-ANCA and proteinase 3-ANCA

Gong Y. et al. Clin Exp Med 2024;24:66

Dass eine ANCA-assoziierte Vaskulitis sowohl Proteinase 3-ANCA (PR3-ANCA) wie auch Myelopreoxidase-ANCA (MPO-ANCA) aufweist, ist eher ungewöhnlich. Die Autoren untersuchten anhand von 340 Patienten, inwieweit sich die Merkmale bei Doppel-ANCA gegenüber Mono-ANCA unterscheiden.

Doppelt positive ANCA-Patienten waren älter, zeigten eine ausgeprägtere Anämie, eine höhere Krankheitsaktivität und C-reaktives Protein sowie einen stärkeren Nierenbefall (höheres Kreatinin sowie tiefere GFR) verglichen mit PR3-ANCA allein. Insbesondere fanden sich histologisch mehr befallene Glomeruli verglichen mit den Mono-ANCA-Gruppen. Ebenso erwies sich die Remissionsrate als schlechteste (59%). Weniger häufig als bei Mono-ANCA war ein Hals-/Nasen-/Ohrenbefall.

Fazit
Doppelt positive ANCA-assoziierte Vaskulitis ist eine seltene Variante, welche eine stärkere Aktivität, stärkeren Nierenbefall und schlechtere Prognose beinhaltet. Ein Hals-/Nasen-/Ohrenbefall indessen ist seltener.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich

Seropositive versus seronegative RA: Klinische Charakteristiken

Clinical implications of seropositive and seronegative autoantibody status in rheumatoid arthritis patients: A comparative multicentre observational study

Hammam N. et al. Rheumatol Immunol Res 2024;5(1):57

Über 5’000 Patienten, 55% mit RF+/anti-CCP+, 17% mit alleinigem RF+, 11% mit allein anti-CCP+ sowie 17% mit Seronegativität. Doppelt positive Patienten zeigten vermehrt ein metabolisches Syndrom, eine höhere Krankheitsaktivität sowie eine Einschränkung der funktionellen Kapazität. Ebenso wiesen diese Patienten ein höheres Alter auf, einen höheren Steroidgebrauch als seronegative beziehungsweise einfach positive RA-Patienten. Kardiovaskuläre Erkrankungen zeigten sich erstaunlicherweise häufiger bei doppelt negativen RA-Patienten im Vergleich zu positiven.

Fazit
RF+/anti-CCP+ RA-Patienten zeigen in dieser Studie eine höhere Krankheitsaktivität und einen höheren Schweregrad sowie ein höheres Risiko, an metabolischem Syndrom zu erkranken. Allerdings war das kardiovaskuläre Risiko bei seronegativen Patienten höher, was sich nicht erklären lässt.

Nach wie vor dürfte sich die Therapie ganz nach dem individuellen Krankheitsbild richten, ob seropositiv, doppelt seropositiv oder gar seronegativ spielt wohl eine untergeordnete Rolle bei der Wahl der Therapie.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich