SARS-CoV-19 Impfung schützt vor Long-Covid

Covid-19 vaccine effectiveness against post-covid-19 condition among 589 722 individuals in Sweden: population based cohort study

Lundberg-Morris L. et al. BMJ 2023:383:e076990.

In dieser populationsbasierten Kohortenstudie aus Schweden wurde untersucht, ob eine Impfung gegen SARS-CoV-2 vor Post-Covid-19 Beschwerden schützt. 589’722 Personen ab 18 Jahren mit einer SARS-CoV-19 Infektion im Zeitraum von Dezember 2020 bis Februar 2022 wurden in die Studie eingeschlossen.  Personen, die mindestens 1 SARS-CoV-19 Impfung hatten vor der Infektion mit dem Virus wurden als geimpft betrachtet. Es wurde untersucht, wie viele Patienten >28 Tage nach der nachgewiesenen SARS-CoV-19 Infektion noch Beschwerden hatten. (sogenannte Post-Covid Condition), definiert gemäss ICD 10 Code U09.9.

Von 299’692 geimpften Personen hatten 1201 (0.4%) Post-Covid-19 Beschwerden, bei den ungeimpften Patienten von 290’030 4118 (1.4%), was einer Impfeffektivität von 58 % entspricht. Diese Impfeffektivität stieg mit der Anzahl Impfungen an. So hatten 1-fach Geimpfte einen Schutz von 21 %, 2-fach Geimpfte 59 % und 3-fach Geimpfte 73 %.

Kommentar
Während der Effekt einer Impfung gegen SARS-CoV-19 vor einem schwereren Verlauf gut belegt ist, gibt es weniger Daten zum Schutz der Impfung auf die Post-Covid oder bei uns besser bekannt als Long-Covid Beschwerden. Diese grosse populationsbasierte Studie konnte nun diesen Effekt sehr schön zeigen. Je mehr geimpft, desto höher ist der Schutz vor Post-Covid Beschwerden

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Patientenedukation als Teil der Behandlung bei patellofemoralen Knieschmerzen

Is Adding Education to Trunk and Hip Exercises Beneficial for Patellofemoral Pain? A Randomized Controlled Trial

Sheikhi B. et al. Arch PM&R 2023: online ahead of print

Die vorliegende randomisierte, kontrollierte Studie untersucht, wie sich die Ergänzung von Rumpf- und Hüftübungen mit Patientenedukation auf patellofemorale Schmerzen (PFP) auswirkt. Sechzig Patienten mit PFP (N=60) wurden nach dem Zufallsprinzip entweder einer Versuchsgruppe (Schulung gefolgt von Rumpf- und Hüftübungen, n=30) oder einer Kontrollgruppe (Rumpf- und Hüftübungen, n=30) zugeteilt. Beide Gruppen erhielten 8 Wochen lang Rumpf- und Hüftübungen, während die Patienten in der Versuchsgruppe zuvor an 3 Schulungen teilnahmen. Die Endpunkte waren: primärer Endpunkt Schmerz; sekundäre Endpunkte (Schmerzkatastrophisierung, Kinesiophobie, Funktion und Muskelkraft). Die Ergebnisse wurden zu Beginn der Studie, nach der Intervention nach 8 Wochen und 3 Monate nach der Intervention (Follow-up) bewertet.

Nach der Intervention zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen bezüglich dem primären Endpunkt Schmerz. Die Versuchsgruppe war der Kontrollgruppe in Bezug auf die Endpunkte Schmerzkatastrophisierung und Kinesiophobie überlegen.

Kommentar
Die Studie zeigt keinen Effekt von additiver Patientenedukation auf Schmerz, Funktion und Muskelkraft; im Gegensatz dazu aber eine klinisch bedeutsame Wirkung (mittlere bis grosse «effect sizes») auf Schmerzkatastrophisierung und Kinesiophobie. Diese Wirkung blieb auch 3 Monate nach Intervention erhalten. In der Praxis scheint es sinnvoll, die Patienten mit Tendenz zu Angst und Vermeidungsverhalten für eine zusätzliche Patientenedukation zu stratifizieren.

Die Studie umfasste männliche und weibliche nicht-sportliche Erwachsene. Da PFP unter Sportlern (z. B. Hobbyläufern) und Jugendlichen weit verbreitet ist, können die Ergebnisse nicht auf andere Bevölkerungsgruppen verallgemeinert werden. Es ist anzunehmen, dass es zwischen Jugendlichen und Erwachsenen signifikante schmerzbedingte psychologische Unterschiede gibt.

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Dr. Christian Marx
Zürich

Zellatlas für RA erhöht den Stellenwert der Synovialisbiopsie

Deconstruction of rheumatoid arthritis synovium defines inflammatory subtypes

Zhang F. et al. Nature 2023; doi:10.1038/s41586-023-06708-y

Die Harvard-Autoren haben im Synovialgewebe von 70 Patienten mit Rheumatoider Arthritis und 9 Arthrose-Patienten das gesamte Spektrum der Zellen mit multimodalen Einzelzell-RNA-Sequenzierungs- und Oberflächenproteindaten analysiert und einen Einzelzell-Atlas des Synovialgewebes von RA-Patienten mit mehr als 314’000 Zellen erstellt. Entsprechend der Zelltyp-Häufigkeitsphänotypen (CTAPs, cell-type abundance phenotypes) wurde das Gewebe in sechs Gruppen eingeteilt, von solchen mit vielen T- und B-Zellen bis hin zu solchen, in denen Lymphozyten weitgehend fehlen [EFM-Typ mit Endothelien, Fibroblasten und myeloischen Zellen; F-Typ mit Fibroblasten; TF-Typ mit T-Zellen und Fibroblasten; TB-Typ mit T- und B-Zellen; TM-Typ mit T-Zellen und myeloischen Zellen; M-Typ mit myeloischen Zellen]. CTAPs sind dynamisch und können das Ansprechen auf eine Behandlung vorhersagen. Beispielsweise waren Patienten mit EFM tendenziell älter, hatten eine längere RA-Krankheitsdauer und sprachen häufig nicht auf TNF-Hemmer an.

Der Stellenwert der Synovialisbiopsie bei RA könnte dank diesem Atlas zunehmen und helfen, die beste Therapie zu initiieren oder bei repetierter Synovialisbiopsie erfolglose Therapieansätze rasch zu sistieren und erfolgreiche zu steuern.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Tofacitinib: Günstiger Effekt bei Typ 2-Diabetes

The effects of suppressing inflammation by tofacitinib may simultaneously improve glycaemic parameters and inflammatory markers in rheumatoid arthritis patients with comorbid type 2 diabetes: a proof-of-concept, open, prospective, clinical study

Di Muzio C. et al. Arthritis Res & Ther 2024: online ahead of print

Bekannt ist eine Assoziation der rheumatoiden Arthritis mit erhöhter Inzidenz eines Typ 2-Diabetes und einer Insulinresistenz.  In diesem Kontext ist die Januskinase bedeutend, weshalb die Autoren in einer offenen Proof-of-Concept-Studie untersuchten, inwieweit der selektive JAK-Inhibitor Tofacitinib sich nebst der Besserung der RA-Aktivität auch bezüglich des Glukosestoffwechsels auswirkt.

Untersucht wurden 40 konsekutive RA-Patienten mit Typ 2-Diabetes, welche Tofacitinib erhielten. Über eine sechsmonatige Beobachtungsphase kam es zu einer progressiven Verminderung der Insulinresistenz wie auch einer Verbesserung der Insulinsensitivität. Zudem zeigte sich ein Trend zu einer Reduktion des glykosylierten Hämoglobins. Erwartungsgemäss sich auch die Aktivitätsparameter der RA.

Fazit
In dieser offenen Studie führte Tofacitinib bei RA-Patienten mit Typ 2-Diabetes zu einer Verbesserung der Insulinresistenz wie auch der Aktivität der Grunderkrankung. Angesichts der erhöhten Komorbidität von RA-Patienten scheint dies einen günstigen Effekt darzustellen. Allerdings sind längerdauernde Vergleichsstudien notwendig, um diesen Effekt und dessen Ausmass zu verifizieren.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich