Hüftprothesen für ≥90-Jährige

Is Elective Total Hip Arthroplasty Safe in Nonagenarians? An Arthroplasty Registry Analysis

Leopold VJ et al. J Bone Joint Surg Am 2023;105:1583

Eine Beobachtungskohortenstudie bearbeitete Daten des Deutschen Endoprothesenregisters mit 263‘967 (davon 1‘859 ≥90-jährigen) Teilnehmern mit einer Hüfttotalendoprothetik (THA) und mittlerer Nachbeobachtungszeit von 1‘070 Tagen. Die Kohorte wurde in 4 Altersgruppen eingeteilt: (1) 60 bis 69 Jahre, (2) 70 bis 79 Jahre, (3) 80 bis 89 Jahre und (4) ≥90 Jahre. Im Vergleich zu jüngeren Gruppen war das Risiko für grössere und kleinere Komplikationen und Mortalität bei den ≥90-Jährigen signifikant erhöht. Nach 1 Jahr betrug die Überlebensrate bei Patienten ohne grössere Komplikation 94.4 % im Vergleich zu 79.8 % bei Patienten mit einer schweren Komplikation (Herzinsuffizienz, Lungendurchblutungsstörung, insulinabhängiger Diabetes, Nierenversagen, Koagulopathie). Hingegen waren die Sterblichkeitsraten der ≥90-Jährigen in der Studienpopulation niedriger als in der Allgemeinbevölkerung: 1-Jahres-Mortalität der ≥90-jährigen mit HTA 10.5 % für Männer und 6.4 % für Frauen verglichen mit 18.5 % für Männer und 14.7 % für Frauen in der Allgemeinbevölkerung, was dafür spricht, dass sich vorwiegend rüstige ≥90-Jährige für die Operation entscheiden.

Wir wissen, dass das Alter kein Gegengrund für eine HTA ist. Wichtig ist die Einschätzung des allgemeinen Gesundheitszustandes und die perfekte perioperative Betreuung, welche direkt mit dem Mortalitätsrisiko, welches gegenüber jüngeren erhöht ist, korrelieren. Die Daten machen Mut, schmerzgeplagten ≥90-Jährigen zur Operation zu raten.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Sonographie und Elastograpie der Tränendrüsen: Nützliche Ergänzung der Speicheldrüsensonographie bei Sjögren – Patienten

Assessment of Lacrimal Gland Involvement in Primary Sjögren's Syndrome Using Gray-Scale Ultrasonography and Shear Wave Elastography

Özer H et al. European Radiology 2023;33(12):9368

In einer «case-control» Studie wurde die Wertigkeit des Tränendrüsen–Ultraschalls (LGUS) und der «shearwave» Elastographie (2D-SWE) beim primären Sjögren-Syndrom (pSS) untersucht.

Fünfundachtzig pSS-Patienten und 84 geschlechts- und altersgleiche gesunde Probanden wurden untersucht. LGUS und 2D-SWE-Werte wurden zwischen den beiden Gruppen verglichen und die Korrelationen der LGUS-Parameter mit klinischen Befunden, Sicca-Tests und Speicheldrüsenbiopsie (MSGB) analysiert. Der parenchymale LGUS-Grad betrug Grad 0 bei 14 (16,5%), 1 bei 45 (52,9%), 2 bei 23 (27,1%) und 3 bei 3 Patienten (3,5%) in der pSS-Gruppe, während in der Kontrollgruppe alle parenchymalen Scorings Grade 0 (57,1%) und 1 (42,9%) waren. Der mittlere 2D-SWE-Wert bei pSS-Patienten war signifikant höher als der in der Kontrollgruppe und stieg parallel zum LGUS – Scoring an. Das Elastizitätsmodul hatte eine hohe diagnostische Wertigkeit beim Nachweis einer Tränendrüsenbeteiligung bei pSS-Patienten (AUC 0,90, Sensitivität 70,6 %, Spezifität 97,6 %), während die diagnostische Wertigkeit von LGUS viel geringer war (AUC 0,77, Sensitivität 83,5 %, Spezifität 57,1 %). Alle sonographischen Befunde (LGUS und 2D-SWE-Werte) korrelierten signifikant mit den klinischen und Sicca Tests als auch den Biopsie Ergebnissen (MSGB).

Kommentar
LGUS und 2D-SWE sind beide nützlich für die Beurteilung der Tränendrüsenbeteiligung bei pSS-Patienten; 2D-SWE hat jedoch eine noch höhere diagnostische Wertigkeit als LGUS aufgrund der hohen Spezifität und somit Sicherung der Diagnose. Die Cut-off-Werte waren in dieser Studie für 2D-SWE 12,58 ± 3,61 kPa bei pSS-Patienten bzw. 7,42 ± 1,81 kPa bei gesunden Probanden, und es bestand keine Korrelation mit dem Alter.

Speicheldrüsensonographie SGUS wird seit kurzem zur Erkennung von strukturellen Veränderungen bei pSS eingesetzt, und einige Studien haben gezeigt, dass die Ergänzung der ACR-EULAR-Kriterien durch SGUS die diagnostische Wertigkeit derselben erhöht. Wie bei der Speicheldrüse steigt die Spezifität auch bei der Tränendrüse bei LGUS Grad ≥ 2 mit begleitender Reduktion der Sensitivität.

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Dr. Christian Marx
Zürich

Langzeitauswirkungen nach Chikungunyakrankeit

«It’s very saddening, you keep on wondering when the symptoms will be over»: A qualitative study exploring the long-term chikungunya disease impact on daily life and well-being, 6 years after disease onset

Doran C et al. PLoS Negl Trop Dis 17(12): e0011793

Untersuchung über die Langzeitauswirkung der Chikungunya-Infektion.

20 Patienten mit Langzeit-Chikungunyakrankheit wurden auf Auswirkungen ihrer persistierenden rheumatologischen Symptome befragt.

Als Resultat ergab sich eine deutliche Einschränkung der funktionellen Kapazität, welche ihrerseits grosse Auswirkungen auf viele Aspekte im Alltag hatte. Diese betrafen eingeschränkte physische Funktionen mit Einschränkungen im Alltag, psychologische Auswirkungen mit emotionalen Störungen, Angst sich zu bewegen sowie Ängste betreffend ihre künftige Gesundheit; zudem führten die Auswirkungen zu sozialer Isolation und Abhängigkeit.

Fazit
Laut Schätzungen gibt es mehr als 10 Millionen Personen, welche in den letzten 20 Jahren durch das Chikungunyavirus erkrankt sind. Diese Erkrankung kann Symptome der rheumatoiden Arthritis hervorbringen mit rezidivierenden rheumatischen Symptomen mit Schmerzen und ausgeprägter Polyarthralgie, aber auch Gelenksschwellungen und Steifigkeit sowie Myalgien, welche über Jahre persistieren können.

Auch in unseren Breitengraden nahmen die Infektionen mit Chikungunyavirus in den letzten Jahren zu. Obwohl es keine spezifische Behandlung gegen die Langzeitauswirkungen gibt, ist es doch gut zu wissen, dass auch diese Viruserkrankung zu persistierenden Problemen führen kann, wie in dieser Studie aufgezeigt.

Dies betrifft vor allem die Einschränkungen der physischen Kapazität im Alltag, aber auch Änderungen des emotionalen Status bis zu sozialer Isolation.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich