Die 36-jährige Patientin gibt eine verminderte Kraft bei Armelevation sowie geringe Schmerzen in der rechten Schulter an. Inspektorisch ist der Befund unauffällig (Bild 1), dies ändert sich sofort beim Heben der ausgestreckten Arme nach vorne (Bild 2).

Was liegt hier vor?

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Klinisch liegt eine Scapula alata vor. Hier handelt es sich um eine Lähmung des Musculus serratus anterior bei Parese des N. thoracicus longus. Typisch dafür ist die Scapula alata, welche beim Strecken der Arme nach vorne deutlich wird, die Scapula zeigt zudem eine Medialstellung; Schmerzen fehlen oder sind gering.

Bei einer Lähmung der Mm. rhomboidei (major und minor) kommt es zu einer Lateralstellung der Scapula; bei Armelevation ist keine Zunahme zu beobachten.

Bei der Lähmung des M. trapezius kommt es zu einem Abstehen des medialen Randes der Scapula und einer Lateralstellung; die Scapula alata nimmt jedoch beim Armheben nicht zu.

Die neuralgische Schulteramyotrophie kann ebenfalls eine Scapula alata verursachen, aber es sind mehrere Muskeln betroffen (oft Mm. supraspinatus, infraspinatus, trapezius und serratus anterior); bei diesem Krankheitsbild treten heftige reissende Schmerzen auf.