Teetrinker leben länger!

Tea Consumption and All-Cause and Cause-Specific Mortality in the UK Biobank: A Prospective Cohort Study

Inoue-Choi M et al., Ann Intern Med 2022;175:1201

In dieser prospektiven Kohortenstudie aus England wurde der Einfluss von Tee auf die Mortalität untersucht. Es wurden aus der UK Biobank 498043 Frauen und Männer, welche zwischen 2006 und 2010 einen Basisfragebogen zu vielen allgemeinen Gesundheitsdaten, u.a. auch dem Konsum von Tee, ausfüllten, über eine mediane Beobachtungszeit von 11.2 Jahren gesundheitlich beobachtet. Es zeigte sich unter Berücksichtigung von anderen Faktoren mittels einer multivariablen Adjustierung, dass Teetrinker verglichen mit Nicht-Teetrinkern eine tiefere Gesamtmortalität hatten. Die HR betrug 0.95 bei ≤1 Tasse Teekonsum/Tag, 0.87 bei 2–3 Tassen, 0.88 bei 4–5 Tassen, 0.88 bei 6–9 Tassen Tee und 0.89 bei ≥10 Tassen.

Kommentar
In dieser Kohortenstudie, natürlich aus England, zeigt sich, dass Teetrinker ab 2 Tassen pro Tag eine tiefere Mortalität aufweisen verglichen mit Personen, die keinen Tee konsumieren. Damit scheint neben Kaffeetrinken (siehe auch Rheuma Schweiz Weekly 14.12.2020) auch Teetrinken positiv für die Gesundheit zu sein. Ob die Kombination noch besser ist, bleibt offen. Eine entsprechende Analyse wäre aber interessant!

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Abend- und Nachtmahlzeiten fördern Übergewicht

Late isocaloric eating increases hunger, decreases energy expenditure, and modifies metabolic pathways in adults with overweight and obesity

Vujovic N. et al. Cell Metab 2022;34(10):1486

Bei 2150 Anmeldungen wurden 16 übergewichtige Personen in eine randomisierte Crossover-Studie aufgenommen. Diese hatten für 2–3 Wochen feste Schlaf- und Wachzeiten sowie vorgegebene Ernährungspläne einzuhalten; die folgenden 6 Tage verbrachten sie in einem Einzelzimmer der Klinik mit fixen Essenszeiten: 09.00 h, 13.10 h und 17.20 h, respektive 13.10 h, 17.20 h und 21.30 h. Spätes Essen erhöhte den Hunger (p<0.0001) und veränderte appetitregulierende Hormone, welche die Wachzeit sowie das 24-Stunden-Verhältnis Ghrelin zu Leptin erhöhten (p<0.0001 bzw. p=0.006) [Der Leptin-Spiegel signalisiert eine Sättigung, während ein höherer Ghrelin-Spiegel Hungergefühle auslöst]. Darüber hinaus verringerte spätes Essen den Energieverbrauch im Wachzustand (p=0.002) und die 24 h-Körperkerntemperatur (p=0.019). Der Energieverbrauch an den Tagen mit spätem Essen war 5.03% niedriger. Genexpressionsanalysen für Fettgewebe zeigten, dass spätes Essen Signalwege veränderte, die am Fettstoffwechsel beteiligt sind, z. B. p38 MAPK-Signalwege, TGF-β-Signalwege, Modulation von Rezeptor-Tyrosinkinasen und Autophagie, in die Richtung einer verminderten Lipolyse respektive einer erhöhten Adipogenese. Diese Ergebnisse zeigen konvergierende Mechanismen, durch die spätes Essen zu einer positiven Energiebilanz und einem erhöhten Fettleibigkeitsrisiko führen können.

Da Adipositas sowohl für das Auftreten, den Schweregrad wie das Therapieansprechen entzündlich-rheumatischer Erkrankungen ungünstig ist, kommt uns bei der Diätberatung eine wichtige Rolle zu, was mich bewog, diesen Artikel zu besprechen. Leider wurde keine dritte Gruppe ganz ohne Nachtessen analysiert. Jedenfalls lautet die Empfehlung, die Kalorienzufuhr am Abend und nachts möglichst gering zu halten.

Zeitgleich kommt eine Mausstudie (Hepler C. et al.: Time-restricted feeding mitigates obesity through adipocyte thermogenesis. Science 2022;378(6617):276 [https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36264811/]) zum selben Ergebnis, dass Nahrung in der aktiven Tagesphase zu sich genommen werden soll.

 

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Dosis – Schwellenwert für SLE-Schübe bei Behandlung mit Hydroxychloroquin

Flares After Hydroxychloroquine Reduction or Discontinuation: Results from the Systemic Lupus International Collaborating Clinics (SLICC) Inception Cohort.

Almeida-Brasil C.et al. Ann Rheum Dis 2022;81:370

In einer Fall-kontrollierten Crossover-Studie, bei der jeder Patient als seine eigene Kontrolle diente, wurde der Zusammenhang zwischen der Dosisschwelle und dem Auftreten von Lupusschüben untersucht. Kontrollzeitraum für einen «Case» wurde definiert als 6 Monate vor einem Lupus-Schub. Als Kontrollzeitraum wurde jeder 6-Monats-Zeitraum vor einem Besuch ohne Schübe definiert. Schübe wurden anhand des revidierten SELENA-Systemic Lupus Erythematosus Disease Activity Index (SLEDAI) Flare Index (rSFI) definiert, einschließlich der Grade leicht, mittel und schwer. Mittels logistischer Regressionsanalyse wurde für mögliche Beeinflussung durch Einsatz von Glukokortikoiden, Immunsuppressiva und die Krankheitsaktivität vor jedem Zeitraum berücksichtigt.

Von 342 Patienten mit SLE, die während des Studienzeitraums Hydroxychloroquin einnahmen, hatten 168 (49 %) mindestens einen Lupusschub und wurden in die Fall-Crossover-Analyse einbezogen; 80 (23 %) hatten einen mittelschweren oder schweren Schub. Die bereinigte OR (AOR) für einen Lupusschub im Zusammenhang mit der Einnahme von Hydroxychloroquin-Dosen von 5 mg/kg pro Tag oder weniger im Vergleich zu mehr als 5 mg/kg pro Tag betrug 1,98 und für mäßige oder schwere Lupusschübe betrug die AOR 6,04. Die geglättete Dosis-OR-Kurve wies auf einen offensichtlichen Schwellenwert bei 5 mg/kg Hydroxychloroquin pro Tag für ein erhöhtes Risiko von Krankheitsschüben hin.

Kommentar
Zu den Einschränkungen der Studie gehören das retrospektive Studiendesign und das Fehlen von Informationen über die Therapietreue innerhalb der einzelnen Zeiträume. In dieser Studie deutet die Dosis-Trend-Analyse auf einen Schwellenwert für vermehrtes Schubrisiko in der Nähe von 5 mg/kg pro Tag hin. Eine kürzlich durchgeführte Studie zeigte, dass ein höheres Risiko für Lupusschübe mit jeder Dosisreduzierung verbunden war, unabhängig von der spezifischen Dosis (Almeida-Brasil CC et al., https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34911705/).

Diese Studie unterstreicht die Notwendigkeit einer für jeden Patienten gut bedachten optimalen noch wirksamen Dosis unter Berücksichtigung der individuellen Risiken (insb. Retinopathie-Risiko versus Schub-Risiko).

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Dr. Christian Marx
Zürich

SpA: Upadacitinib bei Resistenz auf Biologics

Efficacy and safety of upadacitinib for active ankylosing spondylitis refractory to biological therapy: a double-blind, randomized, placebo-controlled phase 3 trial

Van der Heijde D. et al. Ann Rheum Dis 2022;81:1515

Randomisierte Studie über 14 Wochen mit Vergleich von Upadacitinib 15 mg 1 x täglich versus Placebo nach ungenügender Wirksamkeit von Biologics (TNF-Inhibitoren oder IL-17-Inhibitoren).

Zu Beginn der Intervention litten alle erwachsenen Patienten an aktiver Spondylitis ankylosans.  Primärer Endpunkt war der ASAS40 (Assessment of SpondyloArthritis international Society 40) nach 14 Wochen.

Nach 14 Wochen erreichten signifikant mehr der 211 Patienten unter Upadacitinib versus 209 unter Placebo den primären Endpunkt ASAS40 (45% versus 18%).  Auch bezüglich der sekundären Endpunkte zeigte sich Upadacitinib dem Placebo überlegen (SpA Activity Score, MRI Inflammation Score, Backpain, Funktions- und Enthesitisscore). Nebenwirkungen wie Malignität, schwere kardiovaskuläre Ereignisse, venöse Thromboembolien oder Tod traten keine auf.

Kommentar
Upadacitinib 15 mg entwickelt eine gute Wirksamkeit bei aktiver Spondylitis ankylosans trotz ungenügendem Ansprechen auf die Vorbehandlung mit Biologics (TNF-Blocker oder IL-17-Inhibitoren). Dass Upadacitinib bei SpA ohne Biologics-Vorbehandlung wirkt, ist bereits bekannt.

Damit erweist sich Upadacitinib, ein JAK-Hemmer, als Alternative zu TNF- und IL-17-Inhibitoren bei aktiver SpA.

Bezüglich Nebenwirkungen kann kaum etwas Relevantes ausgesagt werden angesichts der kurzen Beobachtungszeit von nur 14 Wochen. Nach wie vor ist ungeklärt, ob das für Tofacitinib bei der Behandlung der RA gefundene erhöhte Risiko für kardiovaskuläre Nebenwirkungen (bei entsprechender Vorgeschichte) oder für Malignitäten für die ganze Gruppe der JAK-Hemmer gilt. Diesbezügliche Vergleichsstudien sind dringend indiziert.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich