RA + Sjögren: Charakteristik und therapeutisches Ansprechen

Concomitant Sjögren’s disease as a biomarker for treatment effectiveness in rheumatoid arthritis – results from the Swiss clinical quality management cohort

Christ L. et al. Arthritis Res & Ther 2024;26:68

Aus Daten des Swiss Clinical Quality Management wurden Charakteristiken sowie die Antwort auf Behandlungen bei Patienten mit Rheumatoider Arthritis (RA) und zusätzlichem Sjögrensyndrom (SjD) untersucht. Fast 6’000 RA-Patienten wurden mit 337 Patienten mit zusätzlichem Sjögrensyndrom verglichen.

RA + SjD Patienten waren vorwiegend Frauen, hatten einen positiven Rheumafaktor sowie höhere Krankheitsaktivität und strukturelle Läsionen. Nach einem Jahr Behandlung zeigten die Patienten mit SjD weniger Remissionen (DAS28), dies sowohl unter TNF-Inhibitoren (TNFi), Biologics mit anderen Wirkungsweisen (OMA) sowie Januskinase-Inhibitoren (JAKi). Patienten mit zusätzlichem SjD setzten die Medikamente früher ab als RA-Patienten ohne SjD. Der Vergleich unter den drei Medikamentengruppen zeigte, dass bei zusätzlichem SjD TNF-Blocker im Vergleich mit OMA und JAKi weniger lang eingesetzt wurden.

Fazit
RA-Patienten mit zusätzlichem Sjögrensyndrom zeigen eine schwerere Arthritisverlaufsform und sprechen weniger gut auf die Behandlung an, insbesondere auch auf TNF-Blocker.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich

Benralizumab als weiteres Medikament für EGPA

Benralizumab versus Mepolizumab for Eosinophilic Granulomatosis with Polyangiitis

Wechsler M.E. et al. N Engl J Med 2024; doi: 10.1056/NEJMoa2311155

Benralizumab ist ein monoklonaler Antikörper gegen den Interleukin-5α-Rezeptor, der auf Eosinophilen exprimiert wird. 140 Patienten mit eosinophiler Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA) wurden auf Benralizumab (30 mg) oder Mepolizumab (300 mg) subkutan alle 4 Wochen (je n=70) für 52 Wochen randomisiert. Eine Remission in den Wochen 36 und 48 erreichten 59 % in der Benralizumab-Gruppe und 56 % in der Mepolizumab-Gruppe. Die Dauer der Remission und die Zeit bis zum ersten Rezidiv waren in beiden Gruppen ähnlich. Bei 41 % der Patienten mit Benralizumab und 26 % mit Mepolizumab konnten die oralen Glukokortikoide nach einem Jahr abgesetzt werden. Die mittlere Eosinophilenzahl im Blut betrug zu Studienbeginn 306/uL mit Benralizumab und 385/uL mit Mepolizumab und fiel nach einem Jahr auf 32 bzw. 72. Unerwünschte Ereignisse wurden bei 90 % mit Benralizumab und 96 % mit Mepolizumab berichtet; schwerwiegende unerwünschte Ereignisse in 6 % bzw. 13 %.

Nach den erfolgreichen Studien mit dem monoklonalen Antikörper Mepolizumab (Nucala®), der an Interleukin 5 (IL-5) bindet und so die Interaktion zwischen IL-5 und dem IL-5-Rezeptor (IL-5Rα) unterbindet, zeigt diese Studie die Nicht-Unterlegenheit von Benralizumab (Fasenrar®), welches direkt an IL-5Rα bindet und zur Behandlung von schwerem eosinophilem Asthma zugelassen ist. Unser Therapiespektrum wird sich erweitern.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

PsA: Ernsthafte Infekte unter verschiedenen Therapien

Risk of serious infection associated with different classes of targeted therapies used in psoriatic arthritis: a nationwide cohort study from the French Health Insurance Database (SNDS)

Bastard L. et al. RMD Open 2024;10:e003865

Kohortenstudie mit über 12’000 Patienten mit Psoriasis Arthritis (PsA), bei welchen das Risiko einer ernsthaften Infektion (mit Hospitalisation) unter verschiedensten Therapien untersucht wurde.

Die untersuchten Medikamente waren folgende: Adalimumab, Etanercept, Golimumab, Certolizumab, Infliximab, Secukinumab, Ixekizumab, Ustekinumab und Tofacitinib. 3% aller Patienten erlitten eine ernsthafte Infektion unter einer der obengenannten Therapien.

Im Vergleich zu Adalimumab traten unter Etanercept und Ustekinumab weniger Infekte auf (HR 0,72 bzw. 0,57). Die Inzidenz eines ernsthaften Infektes lag unter den übrigen Medikamenten im Bereich von Adalimumab.

Fazit
Zu Beginn der Ära der zielgerichteten Basistherapeutika stellten ernsthafte Infekte die grösste Befürchtung dar. Diese Studie zeigt auf, dass in einer «Real World» Population von PsA-Patienten das Risiko insgesamt bei 3% liegt, wobei Etanercept und Ustekinumab im Vergleich mit den anderen Medikamenten etwas besser abschnitten.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich

«Erector spinae plane-block» (ESP) zur Behandlung des chronischen lumbospondylogenen Syndroms

Ultrasound-Guided Erector Spinae Plane (ESP) Block in Patients with Chronic Lumbar Facet Joint Pain: A Prospective Case-Controlled Study

Ata A. M. et al. Pain Practice 2024: online ahead of print

In dieser prospektiven, fallkontrollierten Studie wurden Patienten mit chronischen Kreuzschmerzen (klinisch und bildmorphologisch Facettengelenk-Muster, VAS >5/10 über 3 Monate) in zwei Gruppen, die konventionelle Physiotherapie (21 Patienten) und den ESP-Block (22 Patienten), aufgeteilt. Primäre Endpunkte waren vor der Behandlung, nach Woche 2 und nach 3 Monaten der Oswestry Disability Index (ODI) und die visuelle Analogskala (VAS) für den Schmerz. Der ESP-Block in der Interventionsgruppe wurde bilateral mit 1 ml Dexamethason (8 mg/ml), 5 ml Bupivacainhydrochlorid (5 mg/ml) und 5 ml Kochsalzlösung plus 1ml Lidocain 1% zur Identifizierung der Faszienschicht durchgeführt (insgesamt 11 ml pro Seite). Die konventionell physiotherapeutischen Massnahmen waren TENS, therapeutischer Ultraschall und Wärmeapplikationen. Der VAS-Wert bei Bewegung war in der ESP-Block-Gruppe bei Studienbeginn höher (p = 0,047) als in der Physiotherapie-Gruppe.

Am ersten Tag und 2 Wochen nach Beginn der Intervention wies die ESP-Block-Gruppe niedrigere VAS-Werte für Ruhe (p < 0,001) und Bewegung (p = 0,001) auf als die Gruppe mit konventioneller physikalischer Therapie. Am Ende von 3 Monaten hatten beide Gruppen vergleichbare verbesserte VAS- und ODI-Werte.

Kommentar
Die ESP-Blockade ist ein Verfahren, bei dem ein Anästhetikum (ggf. Steroide) zwischen den Musculus erector spinae und den Querfortsatz injiziert wird, die Flüssigkeit verteilt sich anschliessend und anästhesiert so die ventralen und dorsalen Äste der Spinalnerven. Der Block wird bereits zur postoperativen Analgesie nach Wirbelsäulenchirurgie verwendet und erwies sich dort als effektiv. Eine Kadaverstudie ergab (Azevedo 2021), dass sich die Lösung bei einer ESP-Blockade mit einem Volumen von 20 ml in der Ebene zwischen dem posteriorem Rand der lumbalen Querfortsätze und den Erector spinae-Muskeln ausbreitet. Wenn größere Volumina (30 und 40 ml) injiziert wurden, zeigte sich eine Ausbreitung nach anterior (vorderer Bereich des Querfortsatzes, lumbale Nervenwurzeln und Teile des lumbalen Plexus). Eine wichtige Einschränkung dieser Studie ist das Fehlen einer Randomisierung; trotzdem macht der Block zur Unterstützung der Rehabilitation in der Praxis Sinn; insbesondere auch aufgrund der guten Sicherheitsdaten aus der anästhesiologischen Verwendung.

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Dr. Christian Marx
Zürich