Tanezumab nicht nur für Arthrose, sondern auch für Kreuzschmerzen?
Tanezumab for chronic low back pain: a randomized, double-blind, placebo- and active-controlled, phase 3 study of efficacy and safety
Markman J.D. et al. Pain 2020:161:2068
407 Patienten mit chronischen Kreuzschmerzen erreichten mit subkutanem Tanezumab (10 mg alle 8 Wochen) den primären Endpunkt (verminderte Schmerzintensität [LBPI] gegenüber 409 Patienten mit Placebo, p=0.0281) nach 16 Wochen, was bei der 5mg-Dosierung (n=407) nicht der Fall war. Auch die sekundären Endpunkte (≥50% Verminderung des LBPI sowie Verbesserung des Roland Morris Disability Questionnaires [RMDQ]) wurden erreicht. Der Vergleich zu 602 Tramadol-Patienten ergab in manchem Parameter keine Überlegenheit. Als Nebenwirkungen nach 56 Wochen (Ende der Behandlung) und nach 80 Wochen (follow-up) mussten sich 7 Patienten in der Tanezumab 10 mg-Gruppe, jedoch keine mit Placebo, einem Gelenkersatz unterziehen.
Die magische Substanz RN264, ein Antikörper gegen «nerve growth factor» (NGF) mit dem Namen Tanezumab, soll nicht nur bei Arthrose (siehe Weekly vom 26.08.2019 und 25.05.2020), sondern auch bei Kreuzschmerzen (LBP) wirksam sein. Diese Studie zu chronischem LBP ist einerseits verheissungsvoll, andererseits aber auch enttäuschend, weil die (unspezifische) Wirkung des NGF bei chronischen Kreuzschmerzen nur in hoher Dosierung gegenüber Placebo signifikant ist; sichere Überlegenheit gegenüber Tramadol (und in einer früheren Studie gegenüber Mefenaminsäure) ist nicht belegt. Leider trat die bekannte Nebenwirkung (Gelenkersatz-bedürftige Arthrose) auch hier auf. Rasch progrediente Arthrosen wurden wiederholt unter Tanezumab beschrieben.