Bedeutung eines RA-Screenings in der Verwandtschaft

Factors associated with progression to inflammatory arthritis in first-degree relatives of individuals with RA following autoantibody positive screening in a non-clinical setting

Bemis E. A. et al. Ann Rheum Dis 2020: online

Das Vorhandensein von Antikörpern gegen zyklische citrullinierte Peptide (Anti-CCP-AK = ACPA) und/oder Rheumafaktor sind bekanntermassen mit der Entwicklung einer Rheumatoiden Arthritis (RA) in Blutbankstudien und bei Patienten mit Arthralgien assoziiert. Die Autoren untersuchten Anti-CCP- und Rheumafaktor-Isotyp aAbs bei 340 Verwandten ersten Grades einer Person mit klassifizierter RA (mit n=1780). In einem Median von 4,4 Jahren entwickelten 20 Probanden (15,3%) eine entzündliche Arthritis.

Fazit:
In dieser prospektiven Studie hatten asymptomatische Probanden ohne RA-ähnliche Synovitis und mit höheren Konzentrationen von Anti-CCP-Ak eine höhere Wahrscheinlichkeit, anti-CCP-positiv zu bleiben und innerhalb von 5 Jahren nach dem Screening eine Arthritis zu entwickeln. Allenfalls werden wir in Zukunft systematisch Verwandte von RA-Patientin mit hochtitrigen Anti-CCP + RF-Antikörpern screenen, um jene mit erhöhtem Risiko, eine echte RA zu entwickeln, zu identifizieren.

Zur Studie
KD Dr. Giorgio Tamborrini-Schütz
Basel

Lumbalpunktion: Risikofaktor für degenerative Diskopathien?

Lumbar puncture increases risk of lumbar degenerative disc disease

Moinuddin F.M. et al. Spine 2020;45: E1326

In dieser retrospektiven Untersuchung aus der Mayo Klinik in Rochester wurde die Hypothese untersucht, ob die Lumbalpunktion (LP) ein Risikofaktor für die Entwicklung von degenerativen Bandscheibenveränderungen darstellt.

Die Krankendaten von 950 Patienten, welche in der Vergangenheit eine LP hatten, wurden mit 1876 vergleichbaren Patienten ohne LP verglichen. Das Durchschnittsalter beider Patientengruppen betrug 46 Jahre. Es zeigte sich dabei 5 Jahre nach der LP eine höhere Rate von degenerativen Bangscheibenveränderungen in der Gruppe, welche eine LP hatte (13.8% versus 9.4%, Inzidenz pro 1000 Patientenjahre von 31.6 versus 23.1).

Interessanterweise hatten Patienten, bei welchen die LP unter BV durchgeführt wurde, kein erhöhtes Risiko. Die Autoren schliessen auf Grund ihrer Daten, dass die «blinde» LP durch Falschplatzierung der Nadel zu Verletzungen der Strukturen im Wirbelkanal führen kann und dadurch degenerative Prozesse getriggert werden.

Zur Studie
Dr. Thomas Langenegger
Baar

Biomarker zur Aktivitätsbestimmung

An update on serum biomarkers to assess axial spondyloarthritis and to guide treatment decision

Lorenzin M. et al, Ther Adv Musculoskel Dis, 2020:online

Die Aktivität einer axialen Spondyloarthritis wird in der Regel aufgrund der Klinik, gestützt durch di anamnestischen Angaben, erfasst. BSR wie auch CRP eignen sich nur bedingt dazu.

Die vorliegende Arbeit untersuchte den Stellenwert von Biomarkern zur Aktivitätsbestimmung bei axialer Spondyloarthritis.

Untersucht wurden die Entzündungsparameter CRP, BSR, Calprotectin im Serum, Serum-Amyloid A Proteine, TNF-α, IL-6, IL-17 und IL-23.
Die bisherige Datenlage zeigt, dass nach wie vor BSR und CRP die Aktivität am besten widerspiegeln, obwohl diese Parameter in vielen Fällen nicht erhöht sind, dies auch bei deutlicher Aktivität der Erkrankung. Das Calprotectin (heterodimerer Kalzium- und Zinkbindender Proteinkomplex) ist bekannt als Aktivitätsmarker bei entzündlichen Darmerkrankungen (als fäkales Calprotectin). Aber auch in der Serumbestimmung zeigte sich in verschiedenen Studien, dass Calprotectin die Entzündung bei Spondyloarthritis wie auch reaktiver Arthritis widerspiegelt. Calprotectin kann auch als Monitorparameter für den Erfolg einer Therapie verwendet werden. Die Autoren weisen indessen auf die fehlende Standardisierung des Serum-Calprotectins hin.

Fazit:
Bei Spondyloarthritis eignen sich CRP und BSR nur bedingt als Aktivitätsparameter. Calcprotectin im Serum könnte eine zusätzliche Hilfe ergeben. Weitere Studien sind indessen notwendig, um den genauen Stellenwert dieses Parameters zu evaluieren.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich