Dietary Inflammatory Index – Krankheitsaktivität bei RA

Association between dietary inflammatory index scores and the increased disease activity of rheumatoid arthritis: a cross-sectional study

Nayebi A. et al. Nutr J 2022;21(1):53

In einer Querschnittsstudie wurde an 184 Patienten mit rheumatoider Arthritis der Zusammenhang zwischen Werten des Dietary Inflammatory Index (DII) und der RA-Aktivität untersucht. Die RA wurde nach den Kriterien des ACR/EULAR 2010 diagnostiziert. Das allgemeine Entzündungspotenzial der Ernährung wurde anhand eines validierten 168 Punkte umfassenden Fragebogens zur Häufigkeit von Nahrungsmitteln (Food Frequency Questioner, FFQ) unter Verwendung des DII ermittelt. Die Krankheitsaktivität der RA wurde anhand des Disease Activity Score 28 (DAS-28) bewertet. Personen im höchsten Quartil des DII-Scores hatten eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit für ein erhöhtes CRP als Personen im niedrigsten Quartil des DII-Scores; ebenso hatten Patienten im höchsten DII-Quartil höhere DAS-28-Werte als jene im ersten Quartil.

Kommentar
Eine weitere Studie, welche die Richtung der Ernährungsforschung und Arthritis vorgibt. Im Jahr 2014 entwickelten Shivappa et al. einen aus der Literatur abgeleiteten und bevölkerungsbasierten Ernährungsindex, den Dietary Inflammatory Index (DII), um eine Quantifizierung des gesamten Entzündungspotenzials der Ernährung zu erheben. Der DII hat in ernährungsepidemiologischen Studien gezeigt, dass er die Beziehung zwischen der Ernährung und dem Gehalt an inflammatorischen und anti-inflammatorischen Markern wie IL-1β, IL-4, IL-6, IL-10, CRP und TNF-α voraussagen kann. Aufgrund des Studiendesigns kann die Studie keine Aussage bezüglich Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen dem anti-entzündlichen Potential der Ernährung und der Krankheitsaktivität machen. Außerdem wurde diese Studie nur an Frauen durchgeführt, und die Ergebnisse können möglicherweise nicht auf Männer verallgemeinert werden.

Zur Studie
Dr. Christian Marx
Zürich

Nochmals: Viele Gesunde erfüllen die MR-Kriterien für SpA

Progressive Increase in Sacroiliac Joint and Spinal Lesions Detected on Magnetic Resonance Imaging in Healthy Individuals in Relation to Age

Renson T. et al. Arthritis Rheumatol 2022;74:1506

95 gesunde Probanden (im Alter von 20-49 Jahren) unterzogen sich einer MRT der SI-Gelenke und der Wirbelsäule. Bei 17.2% der ≥30 Jahre alten Probanden war die Definition einer positiven MRT für Sakroiliitis erfüllt (weniger bei jüngeren). SI-Gelenkerosionen (20.0%) und Fettmetaplasie (13.7%) wurden in allen Altersgruppen nachgewiesen. Erosionen wurden häufiger bei Probanden im Alter von ≥40 Jahren (39.3%) beobachtet, aber auch Wirbelsäulen-BME [Knochenmarködeme] (35.7%) und Fettmetaplasie (28.6%) waren häufig. SI-Gelenk- und Wirbelsäulen-SPARCC-Scores [Spondyloarthritis Research Consortium of Canada] und Gesamtstrukturläsionen nahmen mit zunehmendem Alter progressiv zu. Wichtig ist der Befund, dass nur 1 Proband ≥3 entzündliche Eckläsionen aufwies.

Wie bereits mehrfach im Weekly erwähnt (siehe Weekly 17.08.2020) sind MR-Läsionen bei der Diagnose einer SpA differenziert zu betrachten. Nicht nur postpartale Frauen, sondern viele gesunde Personen, vor allem im Alter >40 Jahre, weisen SpA-MR-Läsionen auf. Spätestens bei erfolgloser Basistherapie solcher Befunde sollte die Diagnose reevaluiert werden, statt von einem Biologicum auf ein zweites, drittes und viertes zu wechseln. Die neuen Empfehlungen (Weekly 25.07.2022) rücken dementsprechend mehrere Eckläsionen in den Vordergrund.

Zur Studie
KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Gichtschub und Risiko von kardiovaskulären Ereignissen

Association between gout flare and subsequent cardiovascular events among patients with gout

Cipolletta E. et al. JAMA 2022;328:440

In dieser retrospektiven Beobachtungsstudie wurde der zeitliche Zusammenhang eines Gichtschubes mit kardiovaskulären Ereignissen untersucht. In einer grossen englischen Gesundheitsdatenbank wurden 62574 Patienten mit Gicht identifiziert. Davon hatten im Beobachtungszeitraum von 1997 bis 2020 10475 Patienten ein kardiovaskuläres Ereignis (Myokardinfarkt oder zerebrovaskulärer Insult). Diese 10475 Patienten wurden mit den 52099 Gichtpatienten ohne einen kardiovaskulären Event mittels einer nested controlled multivariablen Analyse verglichen.

Es zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen einem Gichtschub und nachfolgendem kardiovaskulären Ereignis. Die Odds Ratio betrug 1.93 für das Ereignis 0-60 Tage nach dem Gichtschub, 1.57 zwischen 60-120 Tagen. Es bestand kein signifikanter Zusammenhang zwischen einem kardiovaskulären Ereignis und einem vorausgegangenen Gichtschub ab einem Zeitraum > 120 Tage nach dem Gichtschub.

Fazit
Während gut bekannt ist, dass die Gicht ein kardiovaskulärer Risikofaktor ist und eine Assoziation zum metabolischen Syndrom hat, zeigt diese retrospektive Studie, dass ein zeitlicher Zusammenhang zwischen einem Gichtschub und einem solchen Ereignis besteht. Das Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis ist am höchsten innerhalb der ersten 60 Tage nach dem Gichtschub. Dementsprechend sollte das Ziel der Behandlung von Patienten mit Gicht die Anfallsfreiheit sein. Diese wird in der Regel erreicht bei einem Serumharnsäurespiegel unter 360 µmol/l.

Zur Studie
Dr. Thomas Langenegger
Baar