«Komplementäre» Diagnostik bei primärem Sjögren Syndrom

Histopathology, salivary flow and ultrasonography of the parotid gland: three complementary measurements in primary Sjögren's syndrome

Mossel, E, et al. Rheumatology 2022;61:2472

Die Kolleginnen und Kollegen aus Groningen sind ihrem Schwerpunkt des Sjögrensyndroms (SjS) treu geblieben und untersuchten hier, inwieweit die Möglichkeiten der Speichelflussmessung, der Speicheldrüsensonographie und der histologischen Evaluation von Parotisbiopsaten komplementär oder verzichtbar sind im Hinblick auf die Diagnosestellung eines primären SjS.

Hierzu wurden Patienten mit Sicca Symptomatik einem multidiziplinären Work-up mittels obengenannten Untersuchungen unterzogen und eingeschlossen, wenn ein primäres SjS gemäss den aktuellen ACR-EULAR Kriterien vorlag.

Vollständige Daten lagen von 41 Patienten vor: die Korrelation von Histologie und stimuliertem Speichelfluss waren mässig gut, jedoch zeigte sich eine weniger gute Korrelation zwischen Ultraschallbefunden mit dem Speichelfluss.

Ebenfalls weniger gute Korrelationen fanden sich zwischen dem histologischen Focus Score, dem Anteil der CD45 positiven Infiltrate und dem Ultraschall Scoring.

Es wird die Schlussfolgerung gezogen, dass alle 3 Modalitäten nicht gegeneinander ersetzt werden könnten, sondern sich ergänzen und somit alle durchgeführt werden sollten.

Kommentar
Einerseits ist ja die Diagnose eines SjS durch die (vorgesehen) geringe Anzahl an Kriterien «einfacher» geworden. Dies ist nicht bei allen Kolleginnen und Kollegen auf positive Resonanz gestossen, da vermutet wurde, hierdurch zu viele Patienten falsch positiv zu klassifizieren. Die aktuelle Studie weist nun in die andere Richtung, so dass hier eine Dreifachkombination an Evaluation inklusive einer zuvor nicht zwingend verlangten Histologie dargestellt wird. Allerdings sind die Korrelationen eher schwach ausgefallen.

Die Daten zeigen, dass eine erweiterte Diagnostik sinnvoll sein kann. Ob hierzu wirklich eine Parotisbiopsie oder an deren Stelle nicht doch eine minimal-invasive Lippenspeicheldrüsenbiopsie auch ausreichend sein kann, bleibt wahrscheinlich uns überlassen. Zudem müssten wir die sonographische Evaluation in den klinischen oder zumindest radiologischen-HNO-Alltag integrieren. Das halte ich noch für schwierig – aber sicher machbar.

Die ansonsten zu diagnostischen Zwecken im Alltag benutzten Parameter, auch der Labordiagnostik, fanden hier leider keinen wesentlichen Eingang.

Zur Studie
Prof. Dr. Sabine Adler
Aarau

Tofacitinib bei SpA: umfassende Effekte

Effect of tofacitinib on pain, fatigue, health-related quality of life and work productivity in patients with active ankylosing spondylitis: results from a phase III, randomised, double-blind, placebo-controlled trial

Navarro-Compán V et al. RMD Open 2022: online ahead of print

Der JAK-Hemmer Tofacitinib ist in der Schweiz für die RA sowie die PsA zugelassen. Die vorliegende Phase-III-Studie untersuchte die Effekte von Tofacitinib bei Patienten mit ankylosierender Spondylitis in Bezug auf wichtige Einschränkungen (Schmerzen, Müdigkeit, Lebensqualität sowie Arbeitsfähigkeit). Die klinische Wirksamkeit von Tofacitinib wurde bereits in mehreren Studien belegt.

269 Patienten, randomisiert nach ungenügendem Ansprechen/Intoleranz auf zwei oder mehr NSAR in eine Gruppe mit Tofacitinib 5 mg zweimal täglich versus eine Gruppe mit Placebo über 16 Wochen. Nach 16 Wochen wurden alle mit Tofacitinib weiter behandelt.

Signifikante Verbesserungen wurden nach 16 Wochen in verschiedenen wichtigen Parametern festgestellt: Rückenschmerzen, Müdigkeit, Lebensqualität und Einschränkung der Arbeitsfähigkeit. Diese Effekte hielten an bzw. verstärkten sich bis zum Ende der Beobachtungzeit von 58 Wochen. Rückenschmerzen sprachen bereits nach zwei Wochen an.

Fazit:
Die klinische Wirksamkeit von Tofacitinib bei ankylosierender Spondylitis ist bereits gut belegt. Die vorliegende Studie zeigt nun, dass die positiven Effekte auch die sehr wichtigen Symptome von Rückenschmerzen, Müdigkeit, Leistungseinschränkung und Lebensqualität miteinschliessen, den Rückenschmerz bereits nach zwei Wochen. Damit erweist sich Tofacitinib als gute Behandlungsoption für die SpA. Die Kassenzulässigkeit in dieser Indikation ist in der Schweiz noch ausstehend.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich