Erfolgreiche Methotrexat-Monotherapie mit Glukokortikoid-Überbrückung

Five-year treat-to-target outcomes after methotrexate induction therapy with or without other csDMARDs and temporary glucocorticoids for rheumatoid arthritis in the CareRA trial

Stouten V et al. Ann Rheum Dis 2021:online

252 RA-Patienten der 2-Jahres CareRA-Studie wurden weitere 3 Jahre „offen“ beobachtet. Die 5-Jahres-Resultate von Methotrexat-Monotherapie (MTX) und Glukokortikoid-Überbrückung (COBRA-Slim) wurden mit MTX step-up ohne Glukokortikoide oder konventionellen synthetischen DMARDs mit Glukokortikoid-Überbrückung verglichen. Für Hochrisikopatienten waren der DAS28-CRP (p=0.539) und der HAQ (p=0.374) nach 5 Jahren vergleichbar. Bei den Patienten mit niedrigem Risiko waren DAS28-CRP (p<0.001) und HAQ (p=0.041) für die COBRA-Slim-Strategie der MTX step-up überlegen. Im Verlauf von 5 Jahren begannen 22% der RA-Patienten mit Biologica. Abgesehen von der Überbrückungsphase nahmen 25% der Patienten Glukokortikoide für >3 Monate und 17% für >6 Monate ein. 56% aller Patienten mussten die initiale DMARD-Therapie über 5 Jahre nicht ändern.

Die Studie zeigt auf, dass weniger manchmal auch mehr ist und längst nicht alle RA-Patienten von Biologika profitieren (hier lediglich 22%). Ein Beginn mit MTX und Cortison ist v.a. bei niedrigem Risiko für einen schlechten Verlauf eine gute Wahl.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Ansprechrate mRNA COVID-19 Impfung unter verschiedenen Immunsuppressiva

Glucocorticoids and B Cell Depleting Agents Substantially Impair Immunogenicity of mRNA Vaccines to SARS-CoV-2

Deepak P et al. medRxiv Prepr. Serv. Heal. Sci. 2021:online

Während neuartige mRNA-basierte SARS-CoV-2-Impfplattformen einen robusten Schutz bei immunkompetenten Personen bieten, ist die Immunogenität bei CID-Patienten unter Immunsuppression nicht gut etabliert.
Die Studie untersuchte in einer prospektiven Untersuchung mRNA-basierte Impfstoff-Immunogenität bei 133 Erwachsenen mit chronisch entzündlicher Erkrankung unter immunsuppressiven Basistherapien und 53 immunkompetenten Kontrollen. Dabei wurden das Serum-Anti-SARS-CoV-2-Spike (S)-IgG+-Bindung, neutralisierende Antikörpertiter und zirkulierende S-spezifische Plasmablasten vor der ersten Immunisierung und 1-2 Wochen nach der zweiten Immunisierung bestimmt.
B-Zell-Depletion und Glukokortikoide: 36- bzw. 10-fache Reduktion der humoralen Antworten (p<0,0001).
Janus-Kinase-Inhibitoren und Antimetabolite, einschließlich Methotrexat: Reduktion der Antikörper-Titer
Kombination von Methotrexat mit TNFi: Keine weitere Reduktion der Titer im Vergleich zur Monotherapie.
TNF-Inhibitoren, IL-12/23-Inhibitoren und Integrin-Inhibitoren: Minimale Auswirkungen auf die Antikörpertiter.

Fazit:
Interessant ist, dass nicht nur die B-Zell gerichteten Therapien eine schlechte Immunantwort auf die Impfung bewirken, sondern auch perorale Steroide.
Der Steroideffekt auf die Impfantwort war unabhängig von der Dosis, wobei sehr niedrige Titer bei einigen Probanden beobachtet wurden, die <5mg Prednison täglich einnahmen. Darüber hinaus führte die Anwendung von Prednison in Kombination mit anderen Medikamenten zu einer weiteren Abschwächung der Antikörpertiter im Vergleich zur Monotherapie.

Im Vergleich dazu haben Steroide bei der Influenza-Impfung einen minimalen Einfluss, sowohl in hoher als auch tiefer Dosis. Somit reagiert die mRNA-basierte SARS-CoV-2-Impfung empfindlicher auf die immunsuppressiven Effekte der Glukokortikoideinnahme, und zusätzliche Auffrischungsimpfungen könnten in dieser Population erforderlich sein, um einen Schutz zu erreichen. Da kein Cutoff-Titer definiert wurde, der am besten mit Schutz assoziiert ist, bleibt die Auswirkung von reduzierten Antikörperspiegeln unklar.
Weitere Studien sind nötig: aufgrund der kleinen Stichprobengrößen konnte für mehrere Klassen von Immunsuppressiva (d. h. Anti-IL-17, Belimumab, Abatacept) keine Analyse durchgeführt werden. Auch wurde in der Studie die mögliche T-Zell-vermittelten Immunität gegen SARS-CoV-2 nach Infektion oder Impfung nicht weiter evaluiert.

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Dr. Christian Marx
Zürich

Schädigen NSAR bei älteren Personen die Niere?

Association of Non-Steroidal Anti-Inflammatory Drugs with Kidney Health in Ambulatory Older Adults

Amatruda J et al, J Am Geriatr Soc 2021;69:726-734

In dieser prospektiven Kohortenstudie wurde die Entwicklung der Nierenfunktion bei älteren Personen untersucht und ob eine regelmässige Medikation mit NSAR diese negativ beeinflusst. Bei einem Durchschnittsalter von 74 Jahren war weder die Nierenfunktion zu Beginn der Studie noch nach einer mittleren Beobachtungszeit von 784 Tage unterschiedlich bei Personen ohne oder mit NSAR Gebrauch. Limitierend an diesen Ergebnissen ist jedoch die Tatsache, dass aufgrund der Studienanlage die Daten betreffend Frequenz und Dosierung der NSAR-Einnahme nicht erfasst wurde.

Gemäss dieser Untersuchung bei älteren Personen können NSAR bei kritischem Gebrauch und richtiger Indikation durchaus gegeben werden, ohne eine Beeinträchtigung der Nierenfunktion befürchten zu müssen. Allerdings bezieht sich diese Aussage nur auf die Nierenfunktion und nicht auf die kardiovaskuläre Sicherheit.

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Homeoffice und Nackenschmerzen: Schweizer Studie in der Corona-Pandemie

No evidence for an effect of working from home on neck pain and neck disability among Swiss office workers: Short-term impact of COVID-19

Aegerter A M et al, European Spine J 2021:online

Diese Schweizer Studie untersuchte den Einfluss der Büroarbeit am ursprünglichen Arbeitsplatz im Vergleich zum Homeoffice während der Corona-Pandemie.

69 Probanden im Alter von 18 bis 65 wurden vor der Corona-Endemie (Januar 2020) und während der Endemie (April 2020) eingeschlossen.
In den untersuchten fünf Wochen Homeoffice fand sich kein Unterschied im durchschnittlichen Nackenschmerz und auch nicht in der Nackenbehinderung im Vergleich der Büroarbeit am Arbeitsplatz mit Homeoffice. Durchschnittlich nahm der Nackenschmerz mit jeder Arbeitsstunde um 0,36 Punkte zu, nicht aber die Nackenbehinderung. Arbeitsunterbrüche führten zu einer Abnahme der Nackenfunktionsstörung, nicht aber zu einer Abnahme der Nackenschmerzen. Die Daten suggerieren im Weiteren eine schlechtere Ergonomie im Homeoffice im Vergleich zur Büroarbeit.

Schlussfolgerung:
Die Büroarbeit an sich scheint bezüglich Nackenschmerz wichtiger zu sein als der Ort der Arbeit (Büro im Vergleich zum Homeoffice).

Fazit:
Das Homeoffice scheint sich nicht besonders bezüglich Nacken auszuwirken, dies im Vergleich zur gewohnten Büroarbeit. Die Ergonomie spielt aber auch hier eine grosse Rolle. Um nachhaltigere Resultate zu generieren, wäre wohl eine Langzeituntersuchung notwendig.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich