Langzeitfolgen von COVID-19

Long-Term Effects of COVID-19

Joshee SBS et al. Mayo Clin Proceedings 2022:online ahead of print

Pubmed Search aus der Mayo Clinic, Peer reviewed Studien in Englisch, publiziert bis Juli 2021 wurden berücksichtigt. Langzeitfolgen von COVID-19 entwickeln sich ab 4 Wochen nach der Initialphase der Erkrankung. Im Vordergrund der Pathophysiologie stehen autoreaktive Antikörper, aber auch Veränderungen des Parenchyms von Organen aufgrund der Entzündung und des gestörten Metabolismus.

Die häufigsten Symptome umfassen Leistungseinbusse/Müdigkeit, Pneumonie, Myalgien, Kopfschmerzen, Thromboembolien und Multisystementzündungen.

Am häufigsten sind Lunge, Herz, Nervensystem sowie hämatologisches System betroffen.

Die häufigsten Befunde der einzelnen Organe sind folgende:
Lunge: Müdigkeit, Dyspnoe; Ground Glass und fibrotische Veränderungen im CT.

Kardiovaskulär: Brustschmerzen, Palpitationen; Befunde im MRI: Myokarditis, Perikarditis, kardiale Fibrose.

Nervensystem: Neuropsychiatrische Symptome (Angst, Depression, Schlaflosigkeit); kognitive Symptome (Kopfschmerzen, Erinnerungsstörungen; peripher (Anosmie, Geschmacksverlust, Müdigkeit, Malaise, orthostatisches Tachykardiesyndrom).

Hämatologisch: Lungenembolien, venöse und arterielle Thromboembolien.

Behandlung: Multidisziplinär (Ernährung, Übungsprogramme, psychologische Intervention, Medikamente).

Fazit:
Angesichts der weiten Verbreitung von COVID-19 dürfte das Problem von Langzeitfolgen in jeder Praxis täglich zu spüren sein. Die vorliegende Analyse erleichtert die Übersicht, sie gibt auch Empfehlungen für die Therapie, welche allerdings schwierig bleiben dürfte.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich

Raynaud Syndrom als mögliche Nebenwirkung von Medikamenten gegen ADHS

Association between central nervous system stimulants used to treat attention deficit hyperactivity disorder (ADHD) and Raynaud's phenomenon: A scoping review

Umair H et al., Semin Arthritis Rheum 2021;5:1200

In dieser Literaturrecherche via PubMed wurden Studien zum Thema ADHS Medikamente und Entwicklung eines Raynaud-Syndroms (RS), resp. bei bestehendem, einer Verschlechterung desselben, ausgewertet.
Es wurden 150 Papers zum Thema gefunden, nur 9 davon erfüllten die Auswahlkriterien. Es waren entweder Fallbeschreibungen, Fallserien oder retrospektive Kohortenstudien.
Es wurden in diesen 9 Artikeln viele mögliche periphere vaskuläre Nebenwirkungen einer ADHS Therapie mit ZNS Stimulantien wie Methylphenidat, Dextro- und Lisdexamphetamin und Atomoxetin, beschrieben. Einerseits das Neuauftreten eines RS, Verschlechterung eines bestehenden RS, das Auftreten einer Akrozyanose, Perniose oder selten einer schweren Ischämie mit Fingeramputationen. Eine Verbesserung resp. komplette Resolution des RS nach Dosisreduktion der Medikamente, resp. Stoppen derselben, trat in den meisten Fällen auf. In einem Fall verschwand das RS nach einem Therapiewechsel von Methylphenidat auf Atomoxetin. Allerdings sind auch Fälle eines neu aufgetretenen RS unter Atomoxetin beschrieben.
Selten wurden auch Patienten mit dem Auftreten eines RS beschrieben, die Autoantikörper wie ANA u.a. anti-Histon-AK aufwiesen, oder gar eine Systemsklerose im Verlauf entwickelten.

Kommentar:
Medikamente zur Behandlung des ADHS wie Methylphenidat, Dextro- und Lisdexamphetamin und Atomoxetin haben vasokonstriktorische Eigenschaften und gemäss dieser Literaturrecherche können sie ein RS provozieren oder ein bestehendes verschlechtern. In der Regel handelt es sich um ein primäres RS und dieses ist nach Absetzen dieser Medikamente reversibel. Ob in Einzelfällen eine Kausalität zwischen den Medikamenten und Entwicklung einer Kollagenose besteht, ist spekulativ. Die wenigen Einzelfälle in der Literatur reichen nicht aus, um einen Zusammenhang zu postulieren. Dazu braucht es prospektive Untersuchungen.
Für uns Rheumatologen ist es wichtig zu wissen, dass bei der Zunahme der Verschreibung von Medikamenten zur Behandlung des ADHS, ein RS unter diesen Medikamenten auftreten kann, oder bei einem bestehenden sich dieses verschlechtern kann. Bevor aufwändige Abklärungen Richtung sekundärem RS erfolgen, sollte das entsprechende Medikament zuerst pausiert werden.

Zur Studie
Dr. Thomas Langenegger
Baar

Wirkung einer anti-inflammatorischen Ernährung auf Schmerz bei rheumatoider Arthritis

Effect of Anti-Inflammatory Diets on Pain in Rheumatoid Arthritis: A Systematic Review and Meta-Analysis

Schönenberger KA et al. Nutrients 2021:online ahead of print

Bei rheumatoider Arthritis wurden verschiedene Ernährungstherapien vorgeschlagen, insbesondere eine Ernährung, welche reich an Omega-3-Fettsäuren ist und zu einer Verringerung der Eicosanoide führen kann.
Die aktuelle Metaanalyse untersucht die Wirkung einer potenziell entzündungshemmenden Ernährung (mediterran, vegetarisch, vegan, ketogen) auf die Schmerzen. Das primäre Ergebnis war der Schmerz auf einer visuellen Analogskala (10cm). Zu den sekundären Ergebnissen gehörten: CRP, ESR, SF-36, DAS 28, die Anzahl der druckdolenten/geschwollenen Gelenke, das Gewicht und der BMI. Die Studiensuche ergab 564 Publikationen, von denen 12 in die systematische Überprüfung und 7 in die Metaanalyse eingeschlossen wurden.

Alle Studien wiesen ein hohes Bias Risiko mit geringer Evidenz auf. Die wichtigste Schlussfolgerung ist, dass entzündungshemmende Diäten (mediterran, vegetarisch, vegan – nicht ketogen) zu signifikant geringeren Schmerzen führen als herkömmliche Diäten (-9,22 mm; 95% CI -14,15 bis -4,29; p = 0,0002; 7 RCTs, 326 Teilnehmer).

Kommentar:
Die interessante Metaanalyse gibt eine gute Studienübersicht bis zum Jahr 2021 mit Fokus auf die rheumatoide Arthritis. Die Meta-Analyse konnte eine signifikante Verbesserung des Endpunkts Schmerz bei RA-Patienten unter entzündungshemmender Diät im Vergleich zu einer normalen Diät aufzeigen. Dies unter der Annahme eines minimal klinisch bedeutsamen Unterschieds von 7–11mm (VAS 10cm) bei einem Ausgangswert VAS von 30–49mm. Einen Effekt der Ernährungs-Interventionen auf die sekundären Endpunkte konnte nicht gezeigt werden. Die Grenzen der RCT’s zu diätetische Interventionen sind oft Bias (Verblindung, subjektive Parameter, nicht einheitliche Protokolle, Publikationsbias etc.), dies wurde auch in dieser Meta-Analyse evident.
In der Praxis ist die Ernährungsberatung bei der rheumatoiden Arthritis ein häufiges Thema und der Effekt/ Schmerzreduktion oft bestätigt. Zusätzlich ermöglicht die Intervention dem Patienten, aktiv an der Behandlung teilzuhaben. Wichtig dabei ist, die Intervention genügend lange durchzuführen, weil wie in vielen Studien gezeigt, die Wirkung erst nach 3 Monaten einsetzt.

Zur Studie
Dr. Christian Marx
Zürich