Anifrolumab bei SLE

A Randomized, Placebo-Controlled Phase III Extension Trial of the Long-Term Safety and Tolerability of Anifrolumab in Active Systemic Lupus Erythematosus

Kalunian K.C. et al. Arthritis Rheumatol 2023;75:253

Die Langzeitsicherheit und Verträglichkeit von Anifrolumab 300 mg (4-wöchentliche Infusion) im Vergleich zu Placebo bei Patienten mit systemischem Lupus erythematodes (SLE) wurden in einer placebokontrollierten 3-Jahres-Langzeitverlängerungsstudie (LTE) untersucht, indem die Placebogruppe rerandomisiert wurde, während Patienten mit Anifrolumab 150 mg auf 300 mg wechselten und jene mit Anifrolumab 300 mg weiterbehandelt wurden. Die expositionsbereinigten Inzidenzraten (EAIRs) schwerwiegender unerwünschter Ereignisse (SAEs) betrugen 8.5 mit Anifrolumab im Vergleich zu 11.2 mit Placebo; EAIRs zum Abbruch der Behandlung 2.5 vs. 3.2; EAIRs von nicht-opportunistischen schweren Infektionen 3.7 vs. 3.6. Die EAIRs von COVID-bedingten Nebenwirkungen, einschliesslich asymptomatischer Infektionen, betrugen 15.5 mit Anifrolumab vs. 9.8 mit Placebo; bei vollständig geimpften Personen traten keine COVID-bedingten Nebenwirkungen auf. EAIRs von Malignität und schweren akuten kardiovaskulären Ereignissen waren niedrig und zwischen den Gruppen vergleichbar. Anifrolumab war im Vergleich zu Placebo mit einem geringeren kumulativen Glukokortikoidkonsum und einer grösseren Verbesserung des SLE Disease Activity Index 2000 assoziiert.

Wir berichteten bereits im weekly (https://rheuma-schweiz.ch/weekly/ausgaben/weekly-20-juni-2022/news-drugs-20-juni-2022/) über die TULIP-Studien, welche am 31.08.2022 zur Swissmedic-Zulassung von Anifrolumab (Handelsname Saphnelo), eines humanen monoklonalen Antikörpers vom Typ Immunglobulin G1 kappa (IgG1κ), geführt haben. Diese Langzeitdaten sind vor allem hinsichtlich Nebenwirkungen beruhigend.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Gibt es bald einen wirksamen Impfstoff gegen das Chikungunya- Virus?

Safety and immunogenicity of a single-shot live-attenuated chikungunya vaccine: a double-blind, multicentre, randomised, placebo-controlled, phase 3 trial

Schneider M et al. Lancet 2023;401:2138

Chikungunya ist ein RNA Virus der Gattung Alphavirus, das durch Mücken übertragen wird und ein Krankheitsbild mit hohem Fieber, starken Gelenk- und Muskelschmerzen sowie Kopfschmerzen, manchmal begleitet von einem Hautausschlag, verursachen kann. Die Arthritis ist meistens eine RA-ähnliche, symmetrische Polyarthritis mit Betonung der kleinen Gelenke. Die Polyarthritis kann Monate persistieren und selten chronisch werden. Das Chikungunya-Fieber kommt in zahlreichen Ländern Afrikas, im Nahen Osten, in Südasien, in China, in Südost-Asien und in Ozeanien vor. In jüngster Zeit konnte sich das Virus auch in Mittelamerika, in der Karibik, in einigen Ländern Südamerikas sowie in einzelnen Bundesstaaten im Süden der USA festsetzen. In Europa ist das Chikungunya-Fieber bisher hauptsächlich als importierte Erkrankung bei rückkehrenden Tropenreisenden diagnostiziert worden. Jedoch sind bereits primäre Fälle in Italien beschrieben. Die Häufigkeit scheint global zuzunehmen.

In dieser Phase 3 Studie aus den USA wurden 4128 gesunde Probanden, welche vor Studienbeginn keine AK gegen Chikungunya aufwiesen, 3:1 randomisiert. Drei Viertel erhielten eine einmalige Dosis eines abgeschwächten Chikungunya Lebendimpfstoffes und ein Viertel Placebo.

Der primäre Studienendpunkt war der Nachweis von seroprotektiven Chikungunya Antikörpern 28 Tage nach der Impfung. Diese Analyse erfolgte bei 362 Probanden (266 in der Verumgruppe und 96 in der Placebogruppe). Von dem mit dem Impfstoff Geimpften 266 hatten nach 28 Tagen 263 protektive Antikörpertiter, jedoch keiner in der Placebogruppe. Die Verträglichkeit des Impfstoffes war sehr gut.

Kommentar
Chikungunya ist eine global immer häufiger auftretende mückenübertragene Viruserkrankung, welche neben Fieber auch eine schwere und langanhaltende, selten chronische, nicht destruktive Polyarthritis auslösen kann. Ein Impfstoff gegen diese Viruserkrankung wäre deshalb wünschenswert.

Diese Phase 3 Studie zeigt nun eine gute Impfantwort bei einem Teil der insgesamt 4128 eingeschlossenen Patienten bei guter Verträglichkeit. Ob dieser neue Impfstoff auch im Real Life symptomatische Infektionen mit dem Chikungunya-Virus verhindert, wird die Fortsetzung dieser Studie zeigen.

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Inzidenz der Grossgefässvaskulitis in Norfolk

Incidence of primary large vessel vasculitis in Norfolk, UK from 2011 to 2020

Mukhtyar C B et al. Ann Rheum Dis 2023: online ahead of print

Gemäss Postcode wurden Patienten mit GCA-Verdacht gemäss den 1990 und 2022 validierten Kriterien schliesslich definitiv klassifiziert. Die jährliche Inzidenz einer primären Grossgefässvaskulitis betrug 57.5/Million Personenjahre (PJ). Bezogen auf die Riesenzellarteriitis ergab sich gemäss 1990 Kriterien ein Wert von knapp 92/Million PJ und lag bei Anwendung der 2022 Kriterien sogar bei 98/Mio PJ. Bei der Diagnosestellung einer Takayasu Arteriitis zeigte sich ein gegenläufiger Trend.

Zudem trug die Einführung einer Fast-track Diagnostik zur Erhöhung der Inzidenz bei.

Kommentar
Diese Analyse zeigt mehrere positive Aspekte auf: zum einen haben die neuen ACR-Kriterien von 2022 zu einer gesteigerten Inzidenz bei der Riesenzellarteriitis geführt. Zum anderen konnte die Implementierung einer fast-track Clinic zur Diagnosestellung ebenfalls zu einer erhöhten Inzidenz beitragen – dieser fast-track Weg konnte jedoch während der Pandemie nicht eingehalten werden und ging somit wieder mit einer Reduktion der Inzidenz einher. Es lohnt sich also beides: neue Kriterien und schnelle Diagnostik!

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Prof. Dr. Sabine Adler
Aarau

Bedeutung von «fatty lesions» bei axialer Spondyloarthritis

Do fatty lesions explain the effect of inflammation on new syndesmophytes in patients with radiographic axial spondyloarthritis? Results from the SIAS cohort and ASSERT trial

Stal R et al. RMD Open 2023;9:e003118

Untersuchung der Bedeutung von vertebralen Fettläsionen in der Entwicklung von Syndesmophyten nach vertebraler Eckentzündung.

Indentifikation von Syndesmophyten mittels Tiefdosis-CT oder Röntgen zu Beginn und nach zwei Jahren; Erfassung von Entzündung und Fetteinlagerung mittels MRI. Über 5’000 vertebrale Eckbefunde bei 117 Patienten mit AS wurden analysiert: Bei initialer Entzündung stieg die Wahrscheinlichkeit eines neuen Syndesmophyten nach zwei Jahren auf 9,3 bzw.7,3% (zwei Studien), wobei dieser Effekt über eine zwischenzeitliche neue Fettablagerung in 0,2 bzw. 0,8% lief.

Fazit
Es ist bekannt, dass vertebrale Eckentzündungen und vertebrale eckständige Fettablagerungen mit der Bildung von Syndesmophyten assoziiert sind. Indessen wird hier aufgezeigt, dass nur ein sehr kleiner Teil des Überganges von Entzündung zu Syndesmophyt über eine Fettablagerung führt.

Aus dieser Sicht ist Vorsicht angezeigt, Fettablagerungen als Marker für strukturellen Schaden zu werten.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich