Beidseitige Totalendoprothesenoperation

Bilateral simultaneous knee arthroplasty shows comparable early outcome and complication rate as staged bilateral knee arthroplasty for patients scored ASA 1-3 if performed by a high-volume surgeon: a retrospective cohort study of 127 cases
Bilateral simultaneous hip arthroplasty shows comparable early outcome and complication rate as staged bilateral hip arthroplasty for patients scored ASA 1-3 if performed by a high-volume surgeon

Kirschbaum S. et al. Arch Orthop Trauma Surg 2024;144:417
Kirschbaum S. et al. Int Orthop 2023;47:2571

Eine retrospektive Kohortenstudie untersuchte 127 Patienten mit geplanter bilateraler Knietotalendoprothese (TKA), wobei 53 einzeitig (an beiden Knien) und 74 zweizeitig operiert wurden. Die Verweildauer (LOS) betrug 7.8 vs. 14.7 (7.4 + 7.3) Tage (p<0.001). Der kumulative Hb-Verlust war 2.4 vs. 3.8 g/dl (p<0.001). Ein detaillierter Vergleich der frühen Ergebnisparameter im ASA-Score ergab einen höheren Hb-Abfall pro Operation (p<0.011) für die einzeitige Operation, wenn der ASA-Score ≥2 betrug. Funktionell wurde das Treppensteigen bei beidseitig-simultaner Operation statt nach 3 erst nach 4 Tagen erreicht (p<0.001). Im Übrigen waren das funktionelle Frühresultat und die Nebenwirkungen nicht unterschiedlich.

290 Patienten erhielten entweder einzeitig (n=152) oder zweizeitig (n=138) eine bilaterale Hüfttotalendoprothese (THA). Einschränkend waren die Patienten in der simultanen bilateralen THA-Gruppe jünger (62.8 vs. 65.0 Jahre, p=0.022). Die Verweildauer (LOS) betrug 7.1 vs. 12.9 Tage (p<0.001). Der kumulative Hb-Verlust war 2.1 vs. 3.7 g/dl (p<0.001). Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Komplikationsrate oder der frühen stationären Rehabilitation.

In diesen beiden monozentrischen Studien führte die gleichzeitige bilaterale Knie (TKA)- oder Hüft (THA)-Endoprothetik zu einer vergleichbaren frühen Ergebnis- und Komplikationsrate wie ein zweiphasiges Vorgehen. Frühere Studien und Metaanalysen berichteten ein leicht erhöhtes Thrombose- und lokales Infektionsrisiko bei einzeitiger Operation, was hier bis 6 Wochen postoperativ nicht bestätigt wurde. Vorteile sind: nur eine Anästhesie, ein Spitalaufenthalt, eine Rehabilitationsphase und nur eine Periode eingeschränkter Mobilität mit funktioneller Einschränkung. Bei fehlenden Richtlinien für das eine oder andere Vorgehen sind wir in der Beratung unserer Patienten gefragt (In SwissDRG [I36Z] ist das Procedere abgebildet).

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Frakturrisiko beim Morbus Bechterew

Bone density and fracture risk factors in ankylosing spondylitis: a meta-analysis

Yan F. et al. Osteoporos Int. 2024;35(1):25

In dieser Metaanalyse wurde untersucht, wie sich die Knochendichte an den verschiedenen Messorten, sowie die Frakturhäufigkeit bei Patienten mit ankylosierender Spondylitis (Morbus Bechterew) verhält. Es fanden sich 39 Studien, die für diese Metaanalyse berücksichtigt wurden.

Patienten mit ankylosierender Spondylitis (AS) hatten, verglichen mit gesunden Vergleichspersonen, eine signifikant tiefere Knochendichte im LWS und Hüftbereich, jedoch eine höhere Knochendichte im Radius. Das Frakturrisiko für Wirbelfrakturen war 14-mal höher bei AS Patienten als bei gesunden Vergleichspersonen. Dieses Risiko war noch höher bei jungen AS Patienten (< 40 Jahre). Nicht vertebrale Frakturen waren 1.5-mal häufiger bei AS Patienten. Die Messung der Knochendichte im Hüftbereich war zuverlässiger als die Messung im LWS Bereich. Interessanterweise zeigte sich kein Zusammenhang des Frakturrisikos mit der Krankheitsaktivität gemessen mittels BSR und/oder BASDAI.

Kommentar
Diese Metaanalyse bestätigt die bisherigen Erkenntnisse, dass Patienten mit ankylosierender Spondylitis eine tiefere Knochendichte in der LWS und im Hüftbereich und ein höheres Frakturrisiko haben als vergleichbare gesunde Personen. Die Messung der Knochendichte im Hüftbereich ist dabei zuverlässiger in der Einschätzung des Frakturrisikos. Das ist auch verständlich, insbesondere bei Patienten mit einer schwereren AS mit ankylosierendem Befall der Wirbelsäule.

Ich persönlich lasse die Knochendichte bei Patienten mit langjähriger AS das erste Mal um die 50 Jahre, bei Frauen mit früher Menopause bereits bei Erreichen dieser messen.

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Follow-up Ultraschall bei GCA

Follow-up ultrasound examination in patients with newly diagnosed giant cell arteritis

Schäfer V. et al. Rheumatology 2024: online ahead of print

Die Studie von Valentin Schäfer und Kolleginnen/Kollegen zeigt die Verlaufswerte von Ultraschalluntersuchungen bei GCA Betroffenen nach Neudiagnose. Jeweils nach 3, 6, 9 und 12 Monaten wurden Intima Media Thickness (IMT) Werte gemessen, in einer Subgruppe sogar wöchentlich innerhalb der ersten 100 Tage.

Bei insgesamt 36 Patientinnen und Patienten konnte sowohl eine Abnahme der IMT Werte als auch eine reduzierte Anzahl der betroffenen Arterien detektiert werden. Im Rahmen eines Relapses bei 4 Betroffenen stiegen die IMT Werte und auch der Omeract Gesamtscore als Mass einer Aktivität erneut an.

Kommentar
Es lohnt sich also, im Rahmen der Verlaufskonsultationen bei GCA-Patientinnen und Patienten ein weiteres «Tool» für die Beurteilung einer Remission respektive eines Rezidivs zu haben. Wie bereits zu vermuten war, ist das Therapieansprechen am schnellsten korrelierend im Bereich der Stamm-nahen Gefässe und dauert im Bereich der Temporalarterien am längsten.

Tocilizumab hat in dieser Beurteilung der IMT Abnahme keine Rolle gespielt – noch ein weiterer Pluspunkt für die Verlaufssonographie.

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Prof. Dr. Sabine Adler
Aarau

Polymyalgia rheumatica im PET

Characterising polymyalgia rheumatica on whole-body 18F-FDG PET/CT: an atlas

Owen C.E. et al. Rheumatology 2024:online ahead of print

Die Polymyalgia rheumatica (PMR) ist ein häufiges entzündliches Syndrom mit Verbindungen zur Riesenzellarteriitis mit Befall von grossen Gefässen sowie einem charakteristischen Muster des muskulotendinösen Befalles. Die vorliegende Studie charakterisiert den Stellenwert der FDG PET/CT in der Diagnose.

Typische Aktivitätsorte im FDG PET/CT für die PMR sind die periartikulären Anreicherungen an Schultern und Hüften entsprechend den Entzündungen in Sehnen, Faszien, Gelenkkapseln sowie benachbarten Bursae. Auch Anreicherungen im Gelenk selbst werden häufig gefunden, grenzen jedoch die PMR nicht von anderen Arthritiden ab. Ausnahme bilden die Sternoklavikulargelenke, in welchen eine Anreicherung in der Gesamtschau hochspezifisch für eine PMR ist. Andere spezifische Anreicherungen finden sich interspinal zervikal und lumbal (kleine Bursae), periartikuläre Anreicherungen der Knie sowie an den Sitzbeinhöckern (entsprechend einer Peritendinitis der Hamstrings), aber auch Sehnenentzündungen wie zum Beispiel die Tenosynovitis der Flexorsehnen der Hände.

Fazit
Technische Fortschritte haben erlaubt, spezifische muskulotendinöse Muster in der FDG PET/CT-Untersuchung der Polymyalgia rheumatica zu identifizieren. Die Autoren gehen soweit, die PET/CT-Untersuchung als Goldstandard in der Untersuchung für PMR zu propagieren. Dies ist sicher nicht notwendig und auch nicht sinnvoll, zumal diese Untersuchung teuer und strahlenbelastet ist. Viel mehr dürfte die FDG PET/CT-Untersuchung dort sinnvoll sein, wo diagnostische Unsicherheiten bestehen, insbesondere auch in der Abgrenzung zur Grossgefässvaskulitis (Riesenzellarteriitis) und zu Malignomen.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich