Upadacitinib bei Rheumatoider Arthritis: Nutzen und Risiko

Upadacitinib in Rheumatoid Arthritis: A Benefit-Risk Assessment Across a Phase III Program

Conaghan P. G. et al, Drug Safety, 2021:online

Review der essenziellen Studien betreffend Upadacitinib 15 mg per os täglich betreffend Nutzen und Sicherheitsprofil. Dieser neuere Janus-Kinase-Inhibitor wurde bei über 4000 Patienten mit rheumatoider Arthritis in randomisierten Clinical Trials getestet, dies nicht nur gegen Placebo, sondern in Mono- und Kombinationstherapie auch im Vergleich mit csDMARDs und bDMARDs.

In der Kombination wie auch als Monotherapie erreichte Upadacitinib die primären klinischen Outcome-Parameter, insbesondere auch signifikant höhere Raten an Remission und tiefer Erkrankungsaktivität im Vergleich mit Placebo, mit Methotrexat oder auch mit Adalimumab. Bereits nach zwei Wochen zeigte sich ein signifikanter Wirkungseintritt, ebenso konnte eine kontinuierliche Wirksamkeit über die ganze Beobachtungsperiode festgestellt werden. Sowohl in Kombination wie auch als Monotherapie zeigte sich eine signifikante Hemmung der strukturellen Gelenkschäden radiologisch. Eine klinische Überlegenheit zeigte sich nicht nur gegenüber Adalimumab, sondern auch gegenüber Abatacept.

Das Sicherheitsprofil erwies sich im Vergleich zu Adalimumab wie auch Methotrexat ähnlich bezüglich schwerer Infekte, Malignomen, kardiovaskulären Ereignissen wie auch venösen thromboembolischen Erkrankungen. Einzig die Inzidenz von Herpes zoster (allgemein bekannt bei JAK-Inhibitoren) wie auch einer erhöhten Kreatinphosphokinase (wahrscheinlich ohne Bedeutung, möglicherweise erklärt durch Einfluss auf die Myoblasten-Differenzierung) war erhöht. In 95% der Herpeserkrankungen war ein leichter Verlauf zu verzeichnen.

Fazit:
Upadacitinib 15 mg pro Tag bei rheumatoider Arthritis zeigt ein günstiges Nutzen-/Risikoprofil, dies nicht nur gegenüber Methotrexat, sondern auch im Vergleich zu Adalimumab und Abatacept. Entgegen den Warnhinweisen auf der Medikamentenbeschreibung zeigte sich in den untersuchten relevanten Studien kein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre oder venöse thromboembolische Ereignisse, auch nicht für Neoplasien. Einzig Herpes zoster und Kreatinphosphokinase-Erhöhung fanden sich häufiger. Letzteres hat keine Bedeutung, ist jedoch wichtig zu wissen, um allfällige Abklärungen bezüglich Muskelpathologie zu vermeiden.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich

Thoraxpathologien bei RA

Thoracic Manifestations of Rheumatoid Arthritis

Groner LK et al, Radiographics;2021:online

Bis ca. 50% der Patienten mit RA weisen in ihrem Krankheitsverlauf extraartikuläre Manifestationen (EAMs) auf. Bekannterweise tragen kardiovaskuläre und pulmonale EAMs am meisten zur Morbidität und Mortalität bei. In diesem Review wird die Bedeutung der Bildgebung als wichtiges Instrument bei der Diagnose und in der Beurteilung des Ansprechens auf die Behandlung bei Pathologien im Thorax bei RA unterstrichen (Abbildung). Medikamenteninduzierte Lungenerkrankungen und Infektionen können sich erheblich mit denen von EAMs überschneiden, was eine diagnostische Herausforderung darstellt.

  • Zu den kardiovaskulären Manifestationen gehören atherosklerotische und nicht-atherosklerotische KHK, ischämische und nicht-ischämische Kardiomyopathie, Myokarditis, Perikarderkrankung, Valvulopathie, pulmonale Hypertonie und Aortenaneurysmen.
  • Eine interstitielle Lungenerkrankung wird mit der Einnahme von DMARDs (z.B. MTX) und nichtsteroidalen Entzündungshemmern in Verbindung gebracht. Patienten mit vorbestehender Lungenerkrankung sind anfälliger für ILD, Hypersensitivitätspneumonitis, eosinophile Pneumonie, Lungenödem oder diffuse alkveoläre Schäden.

Die Autoren präsentieren einen exzellenten Überblick über die artikulären und extraartikulären thorakalen Bildgebungsmanifestationen der RA, einschließlich kardiovaskulärer, respiratorischer und pleuraler Erkrankungen, sowie über behandlungsbedingte Komplikationen und häufige Infektionen.

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KD Dr. Giorgio Tamborrini-Schütz
Basel

Eigenblut (PRP) oder Hyaluronsäureinjektion bei Kniearthrose?

Platelet-rich plasma versus hyaluronic acid for knee osteoarthritis

Belk J et al. Am J Sports Med 2021;49:249

In dieser Metaanalyse wurde der Effekt von Injektionen mit Eigenblut (Platelet Rich Plasma= PRP) oder Hyaluronsäure bei Gonarthrose untersucht. Es fanden sich in einer systematischen Suche 18 Level 1 RCT, bei welchen die beiden Therapiemodalitäten verglichen wurden. Das Studiendesign und die PRP Methoden, sowie die verwendeten Hyaluronsäureprodukte waren jedoch unterschiedlich, ebenso die Injektionsfrequenz (max. 5 mal in wöchentlichen Abständen bis nur einmalige Injektion). Die mittlere Beobachtungszeit der Studien betrug 11.1 Monate. Es zeigte sich in den verwendeten Outcome Messinstrumenten (VAS Schmerz, WOMAC oder IKDC) in der Mehrheit der Studien ein signifikant besseres Ansprechen der Injektionen mit PRP verglichen mit HA. In keiner Studie war die HA Injektion der PRP überlegen.

Diese Metanalyse lässt darauf schliessen, dass PRP Injektionen eine bessere Symptomverbesserung inklusive Schmerzen als HA bei der Gonarthrose haben. Unklar bleibt aber, welche PRP Methode und welche Injektionsfrequenz am wirksamsten ist.
Ich persönlich habe mit beiden Injektionsmethoden gute Erfahrung bei der Gonarthrose gemacht. Ich injiziere sowohl ein hochmolekulares HA-Präparat als auch das PRP (Arthrex®) 1-malig und wiederhole die Injektion, wenn 3 Wochen nach der ersten Injektion eine gewisse Schmerzreduktion erreicht wird, noch 1–2 mal.

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Viel Fussball spielen fördert Gonarthrose

Gonarthroserisiko von Profifussballern. Ein systematisches Review mit Metaanalysen (The Risk of Knee Osteoarthritis in Professional Soccer Players—a Systematic Review With Meta-Analyses)

Freiberg A. et al. Dtsch Arztebl Int 2021;118:49

Die Autoren analysierten die bestehende Literatur: das gepoolte Risiko (Odds Ratio) für eine Gonarthrose bei Fussballern, welche Fussball zu Erwerbszwecken betreiben, ist 2,25 gegenüber der Allgemeinbevölkerung. Bei ausschliesslicher Betrachtung der Röntgenbilder beträgt sie sogar 3,98. Wenn man Studien mit Makroverletzungen des Kniegelenks ausschliesst, beläuft sie sich auf 2,81.

Diese ausführliche und gut fundierte Arbeit bestätigt bisherige Einzelarbeiten, dass ein Fussballer täglichen Belastungen (während eines 90-Minuten-Spiels 11 km Laufleistung, davon 0.7–0.9 km im Hochgeschwindigkeitslauf [20–25 km/h] und 0.2–0.3 km sprintend [>25 km/h]) mit schnellem Laufen, Seitschritt beim Umdribbeln des Gegners, Schiessen des Balls und ständigen Beschleunigungs- und Abstoppvorgängen ausgesetzt ist. Zusätzlich ist auch das Risiko von Verletzungen (Kreuzbänder, Seitenbänder, Meniski) erhöht. Insgesamt zeigt sich – auch ohne Makroverletzungen – ein deutlicher Zusammenhang zwischen Fussballspielen und der Entstehung einer Gonarthrose bei männlichen Profifussballern; bisher ist die Gonarthrose bei Fussballern nicht als Berufskrankheit anerkannt.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich