Depression und Suizidalität unter Hydroxychloroquin bei RA

Risk of depression, suicide and psychosis with hydroxychloroquine treatment for rheumatoid arthritis: a multinational network cohort study

Lane et al. Rheumatology (Oxford). 2021;60(7):3222

Aufgrund von klinischen Erfahrungen während der Coronapandemie ergab sich der Verdacht, dass Hydroxychloroquin (HCQ) akute psychische Krisen hervorrufen könnte. Die Autoren wollten in dieser Kohortenstudie dieser Frage bei RA-Patienten nachgehen.

Es wurden Daten aus Deutschland, dem Vereinigten Königreich und der USA analysiert bei Patienten, die für eine Rheumatoide Arthritis neu HCQ verschrieben bekommen hatten.
918144 Patienten mit HCQ und 290383 mit Sulfasalazin wurden eingeschlossen. Weder im kurzfristigen, mittel- noch langfristigen Gebrauch wurde eine erhöhte Depressions-, Suizidalitäts- oder Psychoserate beobachtet.
Die Autoren kommen zum Schluss, dass HCQ bei RA sicher ist. Effekte bei höherer Dosierung müssten aber weiter analysiert werden.

Fazit für die Praxis:
Die Schreckgespenste aus dem HCQ-Einsatz bei Covid sind nicht direkt auf die Rheumatologische Praxis übertragbar. HCQ bleibt für die RA ein bewährtes konventionelles Basistherapeutikum mit überschaubarem Risikoprofil.

Zur Studie
Dr. Lukas Wildi
Winterthur

Bariatrische Operation vor Spondylodese ist effizient und ökonomisch

Cost-Effectiveness of Bariatric Surgery Prior to Posterior Lumbar Decompression and Fusion in an Obese Population with Degenerative Spondylolisthesis

Paranjape C.S. et al. Spine 2021;46:950

Ein Markov Modell mit zwei Kohorten mit je 10’000 Patienten mit degenerativer Spondylolisthesis und einem BMI ≥30 ergab, dass die Kombination einer bariatrischen Operation zwei Jahre vor der Spondylodese gegenüber einer alleinigen Spondylodese während 10 Jahren $13’500 billiger und hinsichtlich QALY 1.15 Mal effektiver war als die Spondylodese allein (Berechnungsgrundlage: $100’000/QALY).

Übergewicht ist in vielerlei Hinsicht ein gewichtiger Faktor. Bekannt ist, dass die Operations-Komplikationsrate bei Übergewichtigen erhöht ist, und im gleichen Spine-Heft zeigten Chen X.T. et.al. (Spine 2021;46:965. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34160373/) bei 86‘697 Patienten, dass stark Übergewichtige (BMI ≥35) nach Spondylodese mehr Infektionen, Wunddehiszenzen und Rehospitalisationen innert 30 Tage haben als Normalgewichtige (BMI <30); bei den Übergewichtigen Grad III (BMI ≥40) kamen noch vermehrte Niereninsuffizienz und häufigere Rehospitalisationen innert 90 Tage hinzu. Ältere Chirurgen setzten den Patienten eine Gewichtslimite – erst nach Gewichtsreduktion waren sie bereit, die Wahloperation (beispielsweise Hüftgelenksersatz) durchzuführen.

Ob bariatrische Chirurgie der richtige Weg zur Körpergewichtsregulation ist, bleibe dahingestellt. Beeindruckend ist das Analyseresultat, dass die bariatrische Operation vor einer geplanten Spondylodese nicht nur das bessere Resultat der Spondylodese ergibt, sondern auch im 10-Jahres-Zeitraum kosteneffizient ist.

Zur Studie
KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Guselkumab bei PsA auch gegen Müdigkeit wirksam

Guselkumab demonstrated an independent treatment effect in reducing fatigue after adjustment for clinical response-results from two phase 3 clinical trials of 1120 patients with active psoriatic arthritis

Rahman P. et al. Arthritis Res & Ther, 2021:online

Der Interleukin-23-Hemmer Guselkumab wird in der Indikation Psoriasis Arthritis erfolgreich eingesetzt. Diese Studie untersuchte 2 Phase 3 Trials bezüglich der Wirkung auf Müdigkeit (Fatigue).

In den Studien erhielten die Patienten alle vier Wochen bzw. alle acht Wochen 100 mg Guselkumab subkutan, zudem gab es eine Placebo-Gruppe, deren Patienten nach 24 Wochen ebenfalls auf Guselkumab alle vier Wochen wechselten. Die Müdigkeit wurde als sekundärer Endpunkt gemessen mit dem «Functional Assessment of Chronic Illness Therapy» Instrument (FACIT). In den Analysen wurden allfällige indirekte Effekte auf die Müdigkeit berücksichtigt, welche durch Verbesserung von Entzündungsparametern entstehen könnten.

Das Ausmass an Müdigkeit (Fatigue) bei den PsA-Patienten war zu Beginn der Studien deutlich höher als in der allgemeinen Bevölkerung. Die Verbesserung der Fatigue unter Guselkumab war signifikant, auch wenn allfällige beeinflussende Faktoren in der Analyse berücksichtigt wurden. Der Effekt auf die Fatigue hielt auch von Woche 24 bis zur Woche 52 an mit mässiger bis grosser Wirkungsstärke (effect size 0,52 bis 0,81 bei Woche 24; 0,66 bis 0,91 bei Woche 52).

Fazit:
Guselkumab erwies sich in der Behandlung der Psoriasis Arthritis nicht nur gegen die Aktivität der Erkrankung als wirksam, sondern hatte einen bedeutenden Einfluss auch auf die Verminderung der Fatigue; dieser Effekt war zu einem grossen Teil direkt auf Guselkumab zurückzuführen, unabhängig von Effekten betreffend Verminderung der Entzündungsaktivität.

Es wird immer mehr bekannt, dass entzündliche Gelenkserkrankungen (insbesondere die rheumatoide Arthritis) mit einem beträchtlichen Ausmass an Fatigue einhergehen, was auch bei Remission der Krankheitsaktivität ein persistierendes Problem darstellen kann. Umso wichtiger ist es, Medikamente zur Verfügung zu haben, welche zusätzlich nebst der anti-entzündlichen Wirkung auch die Fatigue positiv beeinflussen.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich