Alkoholkonsum korreliert mit Hüftarthrose

Alcohol Consumption and Risk of Total Hip Replacement Due to Hip Osteoarthritis in Women

Marchand N.E. et al. Arthritis Rheumatol 2023;75:1522

In der Kohorte der Nurses‘ Health Study in den USA wurde die Korrelation von Alkoholgenuss und Hüft-Totalendoprothese bei 83’383 Frauen ohne diagnostizierte Arthrose im Jahr 1988 bis Juni 2012 nachverfolgt. 1796 Fälle von Hüftgelenkersatz aufgrund von Hüftarthrose wurden gefunden. Im Vergleich zu Nichttrinkern betrugen die multivariablen Hazard Ratios (HRs) HR 1.04 für Konsum von >0 bis <5 g Alkohol/d, HR 1.12 für 5 bis <10 g/d, HR 1.31 für 10 bis <20 g/d und HR 1.34 für ≥20 g/d (p für Trend <0.0001, signifikant bei Konsum >10 g/d). Die Art des Alkohols spielte keine Rolle. Ein höherer Alkoholkonsum war bei Frauen dosisabhängig mit einer höheren Inzidenz von Hüftgelenkersatz aufgrund von Hüftarthrose verbunden.

Alkohol spielt an verschiedenen Stellen im menschlichen Körper eine Rolle, und der Konsum in unserer Gesellschaft ist unverändert (zu) hoch. Die Korrelation von Alkohol mit Arthrose wird in dieser epidemiologischen Studie ersichtlich, ohne pathophysiologische Prozesse aufzuzeigen.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Glukokortikoidreduktion unter Tofacitinib

Tapering and discontinuation of glucocorticoids in patients with rheumatoid arthritis treated with tofacitinib.

Spinelli FR et al. Nature Scientific Reports 2023;13:15537

Die initiale Therapie der rheumatoiden Arthritis umfasst in der Regel auch Glukokortikoide (GC), welche über längere Zeit verabreicht werden. Die vorliegende Untersuchung evaluierte den steroidsparenden Effekt von Tofacitinib.

Offene Studie, Patienten mit mässig bis stark aktiver rheumatoider Arthritis unter einer stabilen Dosierung von Prednison (5 bis 12 mg pro Tag), welche neu eine Behandlung mit Tofacitinib erhielten. Nach einem Monat wurden bei den Patienten mit Ansprechen auf die Therapie (> 1,2 in DAS28-CRP) die GC reduziert bis auf null nach 12 Wochen (nach vorgegebenem Schema).

30 Patienten wurden eingeschlossen, von diesen erreichten neun (30%) nach 12 Wochen ein vollständiges Absetzen der GC; nach insgesamt 24 bzw. 48 Wochen wurden die GC bei 12 Patienten (46%) abgesetzt. Der Anteil der Patienten mit Erreichen einer Remission oder tiefer Krankheitsaktivität nahm während der Beobachtungsphase stets zu ohne Unterschied zwischen Patienten mit und ohne GC.

Fazit
Die Studie zeigt, dass unter Tofacitinib Glukokortikoide (GC) abgesetzt werden können, wie dies auch in den neusten Empfehlungen der EULAR von 2022 festgehalten ist.

Bei offener Studienanlage lässt sich nicht beurteilen, wie weit sich der Einfluss von Tofacitinib auf die GC-Ersparnis auswirkte. Angesichts der kumulativen Nebenwirkungsrate der GC über die vielen notwendigen Behandlungsjahre bei RA ist es offensichtlich, dass, wenn immer möglich, auf GC verzichtet bzw. diese möglichst rasch abgebaut und gestoppt werden sollten. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es eine regelmässige Monitorisierung der Patienten mit RA und optimaler Wahl der Basistherapie.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich

Ultraschall Speicheldrüsen vs. Lippenbiopsie zur Diagnose eines primären Sjögren Syndroms

Ultrasonography in the Diagnosis of Suspected Primary Sjögren's Syndrome and Concordance with Salivary Gland Biopsy: A Spanish Single-Center Study.

Barrio-Nogal L et al. Clin Rheumatol 2023;42(9):2409

In einer Querschnittsstudie an 72 Patienten mit Verdacht auf primäres Sjögren-Syndrom (pSS) wurden demografische, klinische und serologische Daten erhoben und sowohl eine Biopsie der kleinen Speicheldrüsen/Lippenbiopsie (MSGB) als auch eine Ultraschalluntersuchung der Speicheldrüsen durchgeführt. Der Ultraschaller war gegenüber den klinischen, serologischen und histologischen Daten verblindet. Die Validität der Ultraschalluntersuchung im Vergleich zur Biopsie wurde anhand der AECG-Kriterien als auch ACR/EULAR-Kriterien evaluiert.

Die prozentuale Übereinstimmung zwischen beiden Tests (Ultraschall/MSGB) auf Grundlage der Biopsie als Goldstandard war bei 78 %; wurden die ACR/EULAR-Kriterien als Grundlage genommen, war die prozentuale Übereinstimmung bei 83 % für die Ultraschalluntersuchung und bei 81 % für die Biopsie. Die Sensitivität und Spezifität betrugen 90 % bzw. 67 % für die Ultraschalluntersuchung und 76 % bzw. 90 % für die Biopsie. Ähnliche Ergebnisse zeigten die AECG-Kriterien. Die Variabilität innerhalb und zwischen den Beobachtern war gut (κ > 0,7).

Kommentar
Die diagnostische Ultraschalluntersuchung ist bei pSS ebenso nützlich wie die Biopsie (MSGB). Daher könnte sie in die Klassifizierungskriterien aufgenommen werden. In dieser Kohorte erwies sie sich als empfindlicher als MSGB und könnte deshalb als Screening – Untersuchung bei Patienten mit Verdacht auf pSS eingesetzt werden. Die meisten bisherigen Studien stellten einen optimalen Cut-off-Punkt ≥ 2 (semiquantitative Skala: OMERACT/Cornec) für eine ausgezeichnete Sensitivität/ Spezifität fest. Höhere Cut-off-Punkte (> 3) gehen jeweils mit einer höheren Spezifität einher, ohne die Sensitivität zu beeinträchtigen. Wie in den meisten veröffentlichten Studien erfüllten auch in dieser Studie fast alle Patienten mit pathologischem Ultraschallbefund und positiven Anti-Ro-Antikörpern die Klassifizierungskriterien für pSS. Da die MSGB spezifischer ist, sollte diese vor allem bei diagnostischen Zweifeln durchgeführt werden, z. B. bei Patienten mit negativem Serologiebefund (10-50 % der Patienten mit pSS).

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Dr. Christian Marx
Zürich

Vitamin D und Kniearthrose über fünf Jahre

Long-term effects of vitamin D supplementation and maintaining sufficient vitamin D on knee osteoarthritis over 5 years

Wang Z et al. Arthritis Res & Ther 2023;25:178

In einer Vorstudie über zwei Jahre zeigte sich unter Vitamin D-Behandlung gegenüber Placebo kein Effekt betreffend Strukturänderungen oder Schmerzen bei Kniearthrose. Die vorliegende Beobachtungsstudie über weitere drei Jahre sollte nun untersuchen, ob ein Langzeiteffekt, insbesondere bei Patienten mit genügendem Vitamin D-Spiegel, besteht.

Patienten ohne Knieoperation in der Beobachtungszeit zeigten in der ursprünglichen Vitamin D-Gruppe eine signifikante Verbesserung der Funktion (WOMAC) sowie des Depressions-Scores gegenüber Placebo. Ebenso hatten Patienten mit genügendem Vitamin D-Spiegel über fünf Jahre signifikant weniger Knieschmerzen und eine bessere Funktion als jene Patienten mit einem Vitaminmangel.

Fazit
Studien mit Vitamin D zeigten betreffend Auswirkung auf Arthrose unterschiedliche Resultate. Diese Langzeitstudie über insgesamt fünf Jahre scheint nun darauf hinzuweisen, dass ein genügender Vitamin D-Spiegel durchaus sowohl auf die Schmerzen wie auch die Funktion bei Kniearthrose einen günstigen Effekt haben kann. Viele Studien mit Vitamin D haben enttäuschende Resultate geliefert. Immerhin scheint es doch, dass ein adäquater Vitamin D-Spiegel im Blut sich günstig auswirken könnte.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich