Score vor Spinalkanalstenose-Dekompression

A Simple Preoperative Score Predicting Failure Following Decompression Surgery for Degenerative Lumbar Spinal Stenosis

Dimitriou D. et al. Spine 2023; 48(9): 610

Die Balgrist-Studie umfasst 445 Patienten mit chirurgischer Dekompression wegen degenerativer lumbaler Spinalkanalstenose (DLSS). Als Behandlungsversagen wurde die Reoperation mit Fusion definiert. Bei einer Nachbeobachtungszeit von 44 Monaten wurden 6.5 % (29/445) der Patienten durchschnittlich 3 Monate nach der lumbalen Dekompression aufgrund von Rücken- oder Beinschmerzen einer Revisionsoperation mit Wirbelsäulenversteifung unterzogen. Der präoperative Schmerz (≥7 VAS), das Vorliegen eines Facettengelenksergusses (>2 mm) und die Bandscheibendegeneration (Pfirrmann >4) waren mit einem erhöhten Risiko für ein Therapieversagen nach Dekompression bei DLSS verbunden. Ein Score ≥6 Punkte wies eine Sensitivität von 90 % und eine Spezifität von 64 % für die Vorhersage eines Behandlungsversagens auf.

Die richtige Patientenauswahl ist entscheidend für das Ergebnis einer chirurgisch behandelten Spinalkanalstenose. Für eine reine Dekompression ohne Fusion scheint sich der Score aus VAS-Schmerz, Facettengelenksergüssen und Bandscheibendegeneration zu bewähren (Score von >6 ist ungünstig).

Zur Studie
KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Blockade des N. suprascapularis bei Patienten mit chronischen Schulterschmerzen

Comparison of Spinoglenoid Versus Suprascapular Notch Approaches for Ultrasound-Guided Distal Suprascapular Nerve Blocks for Shoulder Pain: A Prospective Randomized Trial

Yildizhan R. et al. Pain Physician 2024; 27(1): 11

In dieser prospektiven randomisiert kontrollierten Studie wurden die Wirksamkeit und Sicherheit einer Infiltration an der spinoglenoiden im Vergleich zur suprascapulären Kerbe untersucht. Der «suprascapular nerve block» (SSNB) wurde an Patientin mit chronischen Schulterschmerzen (mehr als 3 Monate) ultraschallgesteuert durchgeführt. Achtzig Patienten mit chronischen einseitigen Schulterschmerzen wurden in diese Studie aufgenommen und nach dem Zufallsprinzip in 2 Gruppen eingeteilt: Gruppe 1 (SSNB in Höhe der spinoglenoiden Kerbe) und Gruppe 2 (SSNB auf der Höhe der suprascapulären Kerbe). Die Patienten wurden auf Schmerzen anhand des Schulterschmerz- und Behinderungsindexes (SPADI) und einer sekundären visuellen Analogskala (VAS), Bewegungsumfangs (ROM), Schmerzdruckschwelle (PPT) bei Studienbeginn sowie 1, 4 und 12 Wochen nach der Injektion untersucht. Es wurde keine statistisch signifikante Verbesserung der SPADI- und VAS-Werte sowie der ROM-Messungen zwischen den 2 Gruppen beobachtet.

Kommentar
Diese Studie ist eine Ergänzung zu der RheumaSchweiz Zeitschrift Ultraschall in der Rheumatologie 1/2024. Entsprechend dem Studienresultat ist die Lokalisation des Nervenblocks für den Erfolg weniger entscheidend; der Nerv kann also beim Eintritt in die Fossa supraspinata oder auch beim Austritt blockiert werden. Injiziert wurde eine grosse Menge Steroide/Lokalanästhetika (1 ml Methylprednisolonacetat (40 mg/ml) und 5 ml 0,5%iges Bupivacain). Dies könnte erklären, warum kein Unterschied gezeigt werden konnte. Eingeschlossen wurden Patienten mit chronischen Schmerzen bei Rotatorenmanschettenläsion (partiell und komplett), Tendinitis bicipitalis, adhäsive Kapsulitis, Akromioklavikulargelenk-Arthrose und subakromiales Impingement; dies widerspiegelt das Patientenkollektiv in der Praxis. Der SSNB war in beiden Gruppen wirksam mit einer Schmerzreduktion von 70% (VAS) nach 12 Wochen; die Schmerzreduktion ermöglicht ein schmerzarmes Fenster für die Rehabilitation.

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Dr. Christian Marx
Zürich

RA-Therapie und Auftreten einer Demenz

Association between disease-modifying antirheumatic drugs for rheumatoid arthritis and risk of incident dementia: a systematic review with meta-analysis

Xie W. et al. RMD Open 2024; 10: e004016

Demenz ist eine häufige neurodegenerative Erkrankung ohne wirksame Behandlungsmöglichkeit. Die rheumatoide Arthritis ist gemäss epidemiologischen Daten mit dem Auftreten einer Demenz assoziiert. Die vorliegende Studie untersuchte die Assoziation verschiedener Medikamente in der Therapie der rheumatoiden Arthritis (RA) mit dem Risiko eines Auftretens der Demenz.

Insgesamt 14 Studien, 940’242 Patienten mit RA. Das relative Risiko, unter einer Behandlung der RA eine Demenz zu erleiden, war für Patienten unter Biologicals insgesamt 0,76. Für verschiedene TNF-Blocker betrug das relative Risiko zwischen 0,58 (Etanercept), 0,65 (Adalimumab) und 0,80 (Infliximab). Für Patienten mit konventionellen synthetischen DMARDs (Methotrexat, Hydroxychloroquin) zeigte sich kein Unterschied zu Personen ohne DMARDs. Für Sulfasalazin zeigte sich, allerdings nur in einer Studie, ein erhöhtes Risiko. Limitierte Daten für Tofacitinib und Tocilizumab im Vergleich zu TNF-Inhibitoren wiesen ein ähnliches Risiko für eine Demenz auf.

Fazit
Biologische DMARDs weisen laut dieser Studie eine 30%ige Reduktion im Auftreten einer Demenz bei Patienten mit RA auf. Die konsistentesten Daten fanden sich für TNF-Blocker. Keine Risikoreduktion einer Demenz wurde unter konventionellen synthetischen DMARDs beobachtet (dies gilt insbesondere für Methotrexat und Hydroxychloroquin).

Im Alltag könnte ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Demenz bei RA-Patienten aufgrund dieser Übersichtsstudie in die Therapieauswahl einfliessen.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich