Optimaler Injektionsort beim Karpaltunnelsyndrom

Ultrasound-guided perineural vs. peritendinous corticosteroid injections in carpal tunnel syndrome: a randomized controlled trial

Mezian K et al. Eur J Phys Rehabil Med 2021: online

Eine randomisierte, einfach verblindete, kontrollierte Studie evaluierte, ob es relevant ist, welcher Zugang respektive Injektionsort (perineural versus peritendinös) beim symptomatischen Karpaltunnelsyndrom zur Steroid-Injektion gewählt wird.

Methylprednisolonacetat (40 mg) und 1 ml 1%iges Trimecainhydrochlorid wurden unter Ultraschallkontrolle (US) neben den Nervus medianus (Gruppe A) oder zwischen die Beugesehnen abseits des Nervs (Gruppe B) injiziert. Eine Verlaufsbeobachtung erfolgte sowohl subjektiv (VAS, Symptomschwere-Skala, funktioneller Status des Boston Carpal Tunnel Questionnaire) als auch objektiv (Zweipunktdiskriminierung, Griffstärke, Querschnittsfläche und distale motorische Latenzzeit) zum Zeitpunkt 0, 2, 6 und 12 Wochen nach der Injektion.

Beide Gruppen zeigten 2 Wochen nach der Injektion eine Verbesserung in den subjektiven und objektiven Parameter, welche auch während der Nachuntersuchung bis zu 12 Wochen erhalten blieb (p<0,05). Es wurde jedoch kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen beobachtet (p<0,05).

Fazit:
Beide Interventionstechniken zur konservativen Behandlung des CTS haben eine vergleichbare Wirksamkeit, ohne dass der Outcome und die Sicherheit der Behandlung beeinträchtigt wird. Dabei ist eine US-Untersuchung für die Durchführung sicherer und präziser Injektionen ein Vorteil; eine peritendinöse rein klinische Injektion kann jedoch ebenso wirksam sein. Im klinischen Alltag hat sich der Ultraschall zur Evaluation von möglichen sekundären Ursachen für das Karpaltunnelsyndrom bewährt. In der Praxis entscheide ich mich in der Regel aufgrund des Ultraschallbefundes für den Injektionsort (z.B. Tenosynovitis der Fingerflexoren führt zu einer peritendinösen Infiltration).

Zur Studie
Dr. Christian Marx
Zürich

Anti-Zytokintherapien bei COVID-19

Baricitinib plus Remdesivir for Hospitalized Adults with Covid-19

Kalil A et al., N Engl J Med 2021 Mar;384:795-807

Interleukin-1 and interleukin-6 inhibition compared with standard management in patients with COVID-19 and hyperinflammation: a cohort study

Cavalli G et al., Lancet Rheumatol 2021;3: e253-e261

In diesen beiden Studien wurde einerseits der Effekt von Baricitinib in Kombination mit Remdesivir bei Patienten mit COVID-19 Pneumonie im Rahmen einer placebokontrollierten, prospektiven Doppelblindstudie, und andererseits der Effekt des Interleukin-1 Hemmers Anakinra und des Interleukins-6 Hemmers Tocilizumab bei Patienten mit COVID-19 Pneumonie mit respiratorischer Insuffizienz und hyperinflammatorischem Status im Rahmen einer prospektiven Kohortenstudie untersucht. Baricitinib zeigte eine schnellere Verbesserung der respiratorischen Symptome, insbesondere bei Patienten unter Sauerstoffzufuhr und nicht-invasiver Beatmung. Zudem zeigte sich eine Tendenz zur Verminderung der Intubationsbedürftigkeit und der Mortalität.
Anakinra, jedoch nicht Tocilizumab, zeigte in der anderen Studie eine Reduktion der Mortalität. Tocilizumab senkte die Mortalität jedoch in einer Patientensubgruppe mit sehr hohem CRP.

Diese beiden Studien zeigen einen vielversprechenden Ansatz einer Antizytokintherapie bei Patienten mit COVID-19 Pneumonie und schwerem Verlauf. Noch offen ist jedoch der ideale Zeitpunkt zur Verabreichung dieser Therapien, um einen möglichst guten Effekt zu erreichen. Hilfreich scheinen diese Therapien zur Verhinderung des hyperinflammatorischen Zustandes (sog. «Zytokinsturm») mit dadurch bedingter erhöhter Morbidität und Mortalität zu sein.

Zur Studie
Dr. Thomas Langenegger
Baar

Spondyloarthritis verdächtige Knochenödeme im MRI bei Gesunden

Which factors are associated with bone marrow oedema suspicious of axial spondyloarthritis as detected by MRI in the sacroiliac joints and the spine in the general population?

Baraliakos X et al. Ann Rheum Dis 2021;80:469

Knochenmarksödeme in der Wirbelsäule und im Bereich der Sakroiliakalgelenke sind verdächtig auf eine Spondyloarthritis. Solche Veränderungen im MRI werden jedoch häufig auch bei Gesunden angetroffen. Die vorliegende Studie suchte nach möglichen Ursachen.

793 Probanden wurden mit MRI untersucht (Alter <45 Jahre). Knochenmarksödeme (KMOe) der Sakroiliakalgelenke fanden sich besonders häufig bei Frauen während dem ersten Jahr nach Geburt. Solche Veränderungen waren zudem assoziiert mit einem positiven HLA-B27 (relatives Risiko 2,3) einem Body Mass Index >25 (1,86) sowie mit Rückenschmerzen in den letzten drei Monaten (1,6). Entsprechende Assoziationen fanden sich für axiale KMOe altersabhängig (1,46 pro Dekade) sowie bei körperlich anstrengender Arbeit (1,46).
Die Daten suggerieren eine starke mechanische Komponente für KMOe in der Allgemeinbevölkerung mit Alter <45 (axial und iliosakral) sowie auch für das Vorhandensein eines HLA-B27 positiven Antigens als Zeichen des Schweregrades für KMOe-Veränderungen am Sakroiliakalgelenk.

Fazit:
Bekannterweise sind KMOe sowohl axial wie auch im Bereich der Sakroiliakalgelenke auch bei Gesunden ohne Spondyloarthritis-Diagnose häufig. Dabei scheinen insbesondere mechanische Faktoren eine grosse Rolle zu spielen. Bei jüngeren Personen ohne körperlich strenge Arbeiten sollten KMOe-Veränderungen, insbesondere bei Vorhandensein von Rückenschmerzen, zügig spezifisch in Hinsicht auf eine mögliche Spondyloarthritis abgeklärt werden.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich